Radsport: Die Königsetappe des Giro d’Italia hat die Rundfahrt auf den Kopf gestellt. Hinauf zum Stilfserjoch bliesen die Teams Ineos und Sunweb zum Großangriff. Joao Almeida verlor das Rosa Trikot an Wilco Kelderman. Der Etappensieg ging an Teamkollege Jai Hindley.
Heute hatten die Ausreißer keine Chance
Königsetappe beim Giro d’Italia! Und die hatte es heute definitiv in sich. Zu Beginn des 207 Kilometer langen Teilstücks von Pinzolo nach Laghi di Cancano konnte sich eine 15 Mann starke Gruppe vom Hauptfeld absetzen. Auf Grund der Tempoarbeit der Teams Sunweb und Ineos bekamen sie jedoch nur einen Vorsprung von etwas mehr als vier Minuten zugesprochen. Früh war klar, dass die Top-Favoriten den Tagessieg heute nicht an die Ausreißer verschenken wollten. Das Stilfserjoch hinauf wurde in Person von Ben O’Connor (NTT) – der am dritten Tag in Folge die Flucht antrat – der Letzte von ihnen eingeholt. Überhaupt nicht mehr mit dabei war heute Giovanni Visconti (Vini Zabù – KTM). Der Zweitplatzierte in der Bergwertung musste das Rennen wegen einer Verletzung aufgeben. Damit sitzt das Bergtrikot auf den Schultern von Ruben Guerreiro (EF) nun ziemlich sicher.
Almeida verliert am Stilfserjoch den Giro d’Italia
Den Stelvio hinauf bekamen aber nicht nur die Ausreißer ihre Grenzen aufgezeigt. Auch einige Top-Favoriten mussten schon auf den ersten Kilometern des hammerharten Berges erkennen, dass sie heute nicht auf ihre Bestform bauen können. Während Leader Joao Almeida (Deceuninck – Quick-Step) früh isoliert war und schließlich selbst den Kontakt verlor, konnten für die Sunweb-Kapitäne noch einige Helfer das Tempo forcieren. Nach getaner Arbeit wurden die aktuellen Kräfteverhältnisse deutlich sichtbar. Auch Vincenzo Nibali (Trek – Segafredo), Domenico Pozzovivo (NTT), Pello Bilbao (Bahrain – McLaren) und Jakob Fuglsang (Astana) konnten nicht mehr folgen. Schließlich entpuppten sich das Ineos-Duo Rohan Dennis und Tao Geoghegan Hart, sowie das das Sunweb-Duo Wilco Kelderman und Jai Hindley als stärkstes Quartett. Die Lücken gingen auf und wurden fortan größer und größer.
Dennis ackert für Geoghegan Hart
Bevor der Gipfel des Stilfserjoch erreicht wurde, war Wilco Kelderman (Sunweb) mit seinen Kräften am Ende. Der Niederländer konnte dem nun führenden Trio nicht mehr folgen und bekam Sekunde um Sekunde aufgebrummt. Während Rohan Dennis (Ineos) für seinen Kapitän bergauf, bergab und in der Ebene ackerte, klemmten sich eben jener Tao Geoghegan Hart (Ineos) und Jai Hindley (Sunweb) an dessen Hinterrad. Da die distanzierten Fahrer immer mehr Zeit auf den Dennis-Express verlieren sollten und Geoghegan Hart und Hindley in der Gesamtwertung nur eine Sekunde trennten, wurde sogar der Zwischensprint interessant. Bei diesem sicherte sich der Brite drei Sekunden vor seinem Teamkollegen Dennis und seinem australischen Kontrahenten, der immerhin eine Sekunde bekam. Derweil flog Wilco Kelderman (Sunweb) immer weiter zurück. Eine Gruppe um Joao Almeida (Deceuninck – Quick-Step) hatte schon nach dem Stelvio einen Rückstand von über vier Minuten.
Hindley mit dem Etappensieg, Kelderman erobert Rosa
Als sich Rohan Dennis am Fuße des Schlussanstieges aus der Führung verabschiedete waren Tao Geoghegan Hart und Jai Hindley auf sich allein gestellt. Doch der Australier wollte sich verständlicherweise nicht an der Führungsarbeit beteiligen und blieb lediglich am Hinterrad seines Kontrahenten. Schließlich lag sein Kapitän Wilco Kelderman nur rund eineinhalb Minuten zurück und trug daher virtuell die Maglia Rosa. Dieser wurde mittlerweile von Pello Bilbao und Jakob Fuglsang eingeholt und stehen gelassen. Durch die Uneinigkeit und verständlicherweise auch die eingetretene Müdigkeit wurde das Spitzenduo langsamer. Die distanzierten Fahrer kamen teilweise wieder etwas näher heran, allen voran Pello Bilbao, der Etappendritter werden sollte. Den Etappensieg sicherte sich Jai Hindley vor Tao Geoghegan Hart. Die Maglia Rosa darf sich aber Teamkollege Wilco Kelderman überstreifen. Entschieden ist die Rundfahrt bei diesen knappen Abständen aber noch nicht.
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— Jan Willems (@CyclingWiz) October 22, 2020