Test: Das Stadler-Sondermodell KTM Macina Ultimate Pro der österreichischen Bike-Schmiede bietet neben einem starken E-Antrieb viele hochwertige und gut ausgewählte Komponenten. Als sportliches Trekkingrad macht es im Test damit einen guten Eindruck – zumal auch der Komfort stimmt.
KTM gehörte zu den allerersten Radherstellern, die den E-Antrieb ans Mountainbike brachten und damit ganz neue Wege gingen. Da erscheint es nur konsequent, es nun auch umgekehrt zu machen und den stärksten, auf MTBs zugeschnittenen Bosch-Motor an Trekkingbikes zu montieren – was freilich heute fast schon zum guten Ton gehört. Das extrem drehmomentstarke Performance-CX-Aggregat ist schließlich auch im Alltag und auf Touren hilfreich: Beim Ampelstart hat man binnen Sekunden das Dauertempo erreicht und fährt dabei allen davon, und unterwegs mit Gepäck sorgt der Antrieb gerade bergauf für leichtfüßiges Vorankommen bei hoher Tretfrequenz. Bezahlen muss man für den phänomenalen Schub schließlich nicht: Mit dem größten Bosch-Akku – satte 625 Wattstunden – liegt die Reichweite im dreistelligen km-Bereich; kompakter und leichter sind die Motoren des Elektronikspezialisten ohnehin geworden. Dabei freilich nicht unbedingt leiser: Das von Bosch gewohnte Laufgeräusch untermalt auch beim KTM die flotte Fahrt, bis es ab ca. 20 km/h vom Fahrtwind übertönt wird.
Wenn es heutzutage darum geht, einen Elektroantrieb ansprechend zu verpacken, führt am integrierten Akku kein Weg vorbei. Auch das Macina Ultimate Pro zeigt also das typische großvolumige Unterrohr, wobei die Österreicher die Entnahme des Akkus an die Rahmenform angepasst haben: Beim Einrohrrahmen wird der Stromspeicher nach oben entnommen; bei Trapez- und Diamantrahmen sitzt die Klappe an der Unterseite des Rohrs.
KTM Macina Ultimate Pro – Kurz und knapp
- Rahmenmaterial: Aluminium
- Rahmenvarianten: Tiefeinsteiger, Trapez, Herren
- Laufradgröße: 28 Zoll
- Antrieb: Bosch Performance CX, 85 Nm
- Akku: Bosch PowerTube 625
- Display: Bosch Intuvia
Klare Formen dank Intube-Akku
Die klaren Formen dank Intube-Akku gewinnen zusätzlich durch die komplette Innenverlegung aller Züge und Leitungen. Elektrokabel, Schaltzug und Bremsleitung verschwinden vom Lenker ausgehend vorne im Steuerrohr; letztere zwei treten erst kurz vor knapp aus den Kettenstreben hervor. Was schön aussieht, ist auch beim Reinigen praktisch, und dank des „XT Shadow+“-Schaltwerks von Shimano liegt der Schaltzug eng an und ist damit vor Hängenbleiben geschützt.
Zehn Ritzel mit 11-36 Zähnen bedient der Kettenwechsler, und im Zeitalter der Elf- und Zwölfgang-Systeme könnte man meinen, dass das KTM hier nicht auf dem neuesten Stand ist. Allerdings braucht man angesichts des starken Antriebs weder eine feinere noch eine breitere Übersetzung: Selbst bei zweistelligen Steigungsprozenten muss man das größte Ritzel nicht bemühen; das Gefühl, eine engere Abstufung zu benötigen, damit die Tretfrequenz konstanter bleibt, kommt auch nie auf. Die Zehngangschaltung lässt sich dank Doppeltasten spielerisch bedienen und arbeitet absolut präzise, was auch für die obligatorischen Scheibenbremsen gilt. Es zeugt von der Verlässlichkeit der aktuellen Systeme, dass KTM (wie viele andere Anbieter) eine der günstigsten Bremsanlagen am Markt verbaut. Keine schlechte Entscheidung, zumal die Shimano BR-MT200 in Sachen Dosierbarkeit und Biss gut auf die typischen Anforderungen von Alltagsradlern abgestimmt ist. Sie ist also nicht so scharf, dass bei einer Schreckbremsung gleich das Vorderrad wegrutscht.
Angenehme und komfortable Federung
Sehr angenehm im Alltag wie auf Touren ist auch die Federung des KTM. Dem Preis von knapp 3.500 Euro angemessen verbaut der Hersteller eine Luftfedergabel, die mit 63 mm zwar nicht gerade langhubig ist, dafür aber sehr weich abgestimmt werden kann. So spricht sie schon auf kleine Unebenheiten an; und da man auf dem E-Bike praktisch nie im Wiegetritt fährt, muss man sich um eventuelles Wippen keine Gedanken machen. Ergänzt wird die Suntour-Gabel von einer ebenfalls weich ansprechenden Parallelogrammstütze, deren Mechanik sich unter einem Neopren-Überzug verbirgt. Für Alltagsräder ist dies das beste System, zumal sich beim Einfedern nicht der Abstand zwischen Sattel und Pedalen ändert.
Gut ausgestattet für jeden Zweck
Auch sonst bewährt sich das Macina Ultimate Pro auf allen Wegen. Die Lenkerform ist angenehm, und mit Ergon-Griffen und Lenkerhörnchen kann man die Hände in unterschiedlichen Positionen ablegen; am i-Rack-Gepäckträger lassen sich seitliche Taschen einhängen, außerdem kann man spezielles Systemzubehör montieren. Auch die Lichtanlage hat Erfreuliches zu bieten: Mit 70 Lux bringt der Scheinwerfer extrem viel Helligkeit auf die Fahrbahn.
KTM stellt das Macina Ultimate Pro in dieser Ausstattung als exklusives Sondermodell für Zweirad Stadler zur Verfügung, erhältlich in den bundesweit 21 Filialen des Großanbieters, und in der Summe seiner Ausstattungsdetails ist es durchaus ein interessantes Modell. Im Vergleich zu ähnlich ausgepreisten Pedelecs ist das KTM gerade durch die Luftfedergabel empfehlenswert – zusammen mit der Parallelogrammstütze ergibt sich ein Komfort-Vorsprung gegenüber manch anderem E-Trekkingbike; wer rund dreieinhalbtausend Euro investieren will, sollte also genauer hinschauen.