Test: Das erste echte Gravelbike der Hamburger kann sich dem Namen nach noch nicht vom Crosser lösen, ist dabei aber eine komplette Neukonstruktion, die sich vor allem an Tourenfahrer wendet. Aber auch sportlicher Gangart ist das Prestige nicht abgeneigt.
2020 schickten die Hamburger noch einen Crosser zum Velomotion-Graveltest, doch dieses Jahr kommt das erste richtige Gravelbike der Querfeldein-Spezialisten. „Prestige“ stand im Modellprogramm von Stevens stets für Cyclocrosser; nun wurde die Bezeichnung aufs Top-Gravelbike der Marke übertragen – man hätte ja auch „Grestige“ sagen können. Hinter dem alten Namen verbirgt sich ein komplett neu konstruierter Rahmen, dessen Geometrie deutlich vom Gelände-Renner abweicht: Auf Rahmengröße 56 bezogen, ist das Oberrohr um satte 35 mm länger geworden; der Reach ist in gleichem Maß gewachsen. Auf der anderen Seite gibt es beim Graveller 15 mm mehr Stack (Bauhöhe), die sich aus einer höher bauenden Gabel und einem 10 mm längeren Steuerrohr zusammensetzen. Dazu montiert Stevens am 56er Gravelbike einen 80-mm-Vorbau – beim Crosser ist er 2 cm länger.
Angepasste Geometrie
Auf dem Gravelbike sitzt man im Vergleich zum Crosser etwas länger und leicht aufrechter und genießt dabei ein handliches, agiles Fahrverhalten. Dank des kurzen Vorbaus ist das Prestige 2021 sehr wendig, dabei bei hohem Tempo immer noch laufruhig genug – hier kommt der lange Radstand ins Spiel, der vor allem den Vorderbau betrifft. „Toe overlap“ ist definitiv kein Problem, auch wenn man deutlich breitere Reifen als die 40er Schwalbe montiert. Stevens gibt 45er frei, dabei sollten auch 50 mm breite Pneus locker durch Rahmen und Gabel passen.
Neuer Rahmen mit vielen Extras
So macht das Stevens gleich Laune, und auch sonst kann der neue Rahmen gefallen. Etwa durch komplett geglättete Schweißverbindungen an Steuerrohr und Sitzrohrknoten und eckig-runde Rohrquerschnitte, nicht zu vergessen das elegante Direct-mount-Ausfallende. Außerdem kann man alles Mögliche anbringen: diverse Flaschenhalter, eine Oberrohrtasche sowie Gepäckhalterungen an der Gabel, nicht zu vergessen Schutzbleche und einen Heckträger. Wer ein Gravelbike für Touren mit Gepäck sucht, dürfte das Bike interessant finden, zumal es mit der massigen Alu-Gabel nicht sonderlich empfindlich wirkt.
Gute GRX-Mischung
Stevens verbaut eine Shimano GRX und mischt dabei die etwas günstigeren 600-Teile (STIs und Kurbelsatz) mit den Top-Schaltkomponenten der GRX 810, dazu kommen BR-RX400-Bremssättel. Mit 46/30 Zähnen vorne und 11-34er Kassette ist der Übersetzungsumfang riesig. Dazu kommt ein recht einfacher Fulcrum-Radsatz mit weich surrendem Freilauf und Standardspeichen, der immerhin tubeless gefahren werden kann; Schlauchlosreifen sind bereits montiert (aber mit Schlauch). Bei den Anbauteilen fällt der leicht zum Fahrer hin abgewinkelte und leicht ausgestellte Lenker auf, ebenso die clevere Klemmung der Sattelstütze mit leicht erreichbarer Schraube.
Rahmen | Aluminium 6061 TB |
Federgabel | S-Lite Aluminium |
Laufräder | Fulcrum Rapid Red 900 DB |
Reifen | Schwalbe G-One Bite TLE |
Schaltwerk | Shimano GRX810 |
Schalthebel | Shimano GRX600 |
Kurbel | Shimano GRX600 |
Umwerfer | |
Bremse | Shimano GRX400 |
Sattelstütze | Oxygen Triton |
Sattel | Oxygen Triton |
Vorbau | Oxygen Scorpo Road |
Lenker | Oxygen Scorpo Aero Gravel |
Klar, leicht ist so ein Alu-Graveller nicht – mit Pedalen wiegt das Stevens gut elf Kilo, was dem Fahrspaß aber keinen Abbruch tut. Der steife Rahmen erlaubt zackige Antritte, und wer den Reifendruck reduziert, ist auch recht komfortabel unterwegs. Überzogene Preisvorstellungen hat Stevens auch nicht: 1.799 Euro soll das in sechs Rahmengrößen verfügbare Gres…, äh, Prestige kosten.
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