Radsport: Mathieu van der Poel hat die zweite Etappe der Tour de France gewonnen und damit auch das Gelbe Trikot übernommen. Der Niederländer attackierte bereits 15 Kilometer vor dem Ziel vergeblich. Im Schlussanstieg war er dann nicht mehr zu halten.
Mathieu van der Poel fährt wie aus einer anderen Welt
Dass Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) kein gewöhnlicher Radprofi ist, kommt nicht überraschend. Doch was der Niederländer heute bei der Tour de France gezeigt hat, sorgt selbst bei langjährigen Fans und Experten für Staunen. Nachdem seine Attacke 15 Kilometer vor dem Ziel gescheitert war und man ihm bereits unterstellte, die falsche Taktik gewählt zu haben, schlug er im Schlussanstieg einfach noch einmal zu. In der Mauer der Bretagne konterte er eine Attacke von Sonny Colbrelli (Bahrain – Victorious), um dann noch einen ganz höher zu schalten. Niemand konnte ihm mehr folgen. 6 Sekunden hinter ihm erreichte Tadej Pogacar (UAE) vor Primoz Roglic (Jumbo – Visma) das Ziel. Zeitgleich mit den beiden Slowenen wurde nur Wilco Kelderman (Bora – hansgrohe) gewertet. Die Gruppe dahinter bekam 8 Sekunden aufgebrummt, darunter auch Leader Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step), der damit das Gelbe Trikot an Mathieu van der Poel abgeben muss. Enttäuschend lief der Tag für Geraint Thomas (Ineos Grenadiers). Der Brite büßte 23 Sekunden ein und konnte im Anstieg nicht das Hinterrad seines Teamkollegen Richie Porte halten.
„Er wäre sicher sehr stolz auf mich gewesen“
Direkt bei seiner erstem Tour-Teilnahme gelingt es also Mathieu van der Poel, das Gelbe Trikot zu übernehmen. Etwas, was seinem Großvater Raymond Poulidor leider nicht vergönnt war. „Poupou“ – wie ihn seine Fans liebevoll nannten, fuhr in der Gesamtwertung der Tour de France satte 8x aufs Podium. Gewonnen hat er die Rundfahrt nie. Und auch das Gelbe Trikot konnte er sich bei 14 Teilnahmen nie überstreifen. Vor zwei Jahren verstarb der sympathische Franzose, der nach seiner eigenen Karriere zunächst die von Schwiegersohn Adrie van der Poel begleiten durfte und später vor allem die Karriere seiner Enkelkinder David und Mathieu van der Poel. Sie hatten stets eine enge Beziehung zueinander, weshalb Mathieu van der Poel vom Tod seines Opas schwer getroffen war. So verwundert es nicht, dass er heute nach Überqueren der Ziellinie in Tränen ausbrach und auch im anschließenden Interview und bei der Siegerehrung Tränen in den Augen hatte.
Der Kampf um Bonussekunden
15,3 Kilometer vor dem Ziel wurde bei der ersten Überfahrt der Mauer der Bretagne ein Bonussprint abgenommen. Etwas überraschend attackierte dort bereits Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix). Unklar, ob er dies nur tat, um sich die 8 Sekunden Zeitbonifikation zu sichern. Vermutlich wollte der Niederländer sogar schon dort ausreißen, musste sich dann jedoch eingestehen, dass man ihn direkt wieder stellen wollte. Die weiteren 5 bzw. 2 Bonussekunden gingen an den amtierenden Toursieger Tadej Pogacar (UAE) und dessen Vize Primoz Roglic (Jumbo – Visma).
Ide Schelling kämpft um das Bergtrikot
Im Fokus des 183,5 Kilometer langen Teilstücks von Perros-Guirec zur Mûr-de-Bretagne Guerlédan stand zunächst der Kampf um das Bergtrikot. Wie bereits gestern waren Ide Schelling (Bora – hansgrohe) und Anthony Perez (Cofidis) Teil der sechsköpfigen Ausreißergruppe. So konnten sich die beiden Rivalen bei zwischendurch leichtem Regen erneut duellieren. Nachdem der Spanier die erste Bergwertung für sich entschied, punktete der Niederländer bei der zweiten. Diese Ausbeute sollte aber nicht ausreichen, da der heutige Tagessieger Mathieu van der Poel beim Bonussprint und im Zielsprint je zwei Punkte gutgeschrieben bekam – und mit Ide Schelling gleichgezogen ist. Dieser darf morgen aber stellvertretend trotzdem das Bergtrikot tragen. Chancen auf den Tagessieg hatte die Fluchtgruppe heute nicht. Auch Jonas Koch (Intermarché – Wanty – Gobert), Jeremy Cabot (TotalEnergies), Simon Clarke (Qhubeka – Assos) und Edward Theuns (Trek – Segafredo) wurden schließlich gestellt. Im Hauptfeld zeigte sich Deceuninck – Quick-Step wie erwartet hauptverantwortlich für die Nachführarbeit.
ASO will Zuschauerin verklagen
Glücklicherweise blieben die Profis heute von einem derartigen Massensturz verschont, wie es ihn gestern zum Auftakt gleich zweifach gegeben hat. Vor allem der erste der beiden Stürze sorgte für Kopfschütteln, da er von einer Zuschauerin verursacht wurde. Eine Frau hielt ihr Pappschuld so weit in die Straße hinein, dass Tony Martin (Jumbo – Visma) nicht mehr ausweichen konnte. Der Deutsche kam zu Fall und riss zahlreiche Fahrer mit zu Boden. Jetzt hat die ASO bekanntgegeben, dass man versuchen wird, die Dame ausfindig zu machen und sie zu verklagen. Unter anderem musste auf Grund dieses Sturzes Jasha Sütterlin (DSM) mit Rippenbrüchen das Rennen verlassen. Ebenfalls die Tour de France nicht mehr fortsetzen können Ignatas Konovalovas (Groupama – FDJ), Cyril Lemoine (B&B Hotels) und Marc Soler (Movistar). Auch Marc Hirschi (UAE) und Chris Froome (Israel Start-Up Nation) trugen Verletzungen davon, können aber vorerst weiterfahren.
Van der Poel snelt naar winst op de Mûr-de-Bretagne. #tdf2021 pic.twitter.com/2QD3KTTGCo
— Sporza 🚴 (@sporza_koers) June 27, 2021