Radsport: Der Deutsche Olympische Sportbund hat am Donnerstag die einzig richtige Entscheidung getroffen und Sportdirektor Patrick Moster von den Olympischen Spielen in Tokio abgezogen. Der 54-Jährige äußerte sich während des Einzelzeitfahrens der Herren zutiefst rassistisch, was durch die laufenden TV-Kameras für alle Zuschauer gut hörbar übertragen wurde.
Entschuldigung von Patrick Moster reicht nicht
Seit einigen Jahren arbeitet Patrick Moster für den BDR. Damit könnte es nun bald vorbei sein. Der 54-jährige Sportdirektor leistete sich bei den Olympischen Spielen in Tokio eine rassistische Entgleisung, die nun erste Konsequenzen mit sich brachte. Am heutigen Donnerstag entschied der Deutsche Olympische Sportbund, dass Patrick Moster abreisen muss und nicht wie geplant die Mannschaft im Bahnradsport unterstützen darf. Am Vortag hat er im Einzelzeitfahren der Herren für negative Schlagzeilen gesorgt, als er Nikias Arndt am Straßenrand mit den Worten „Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber!“ anfeuerte. Vor dem deutschen Profi fuhren zu diesem Zeitpunkt Azzedine Lagab (Algerien) und Amanuel Ghebreigzabhier (Eritrea). Da die TV-Kameras die Worte gut hörbar aufzeichneten, sah sich Patrick Moster nur Minuten später einer weltweiten Kritik ausgesetzt. Seine Entschuldigung nach dem Wettbewerb sollte nicht ausreichen.
Patrick Moster:
„Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen. Es tut mir unendlich leid. Ich kann nur aufrichtig um Entschuldigung bitten. Ich wollte niemanden diskreditieren.“
DOSB-Chef Alfons Hörmann:
„Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass seine öffentliche Entschuldigung für die gestern von ihm getätigte rassistische Äußerung aufrichtig ist. Mit dieser Entgleisung hat Herr Moster jedoch gegen die olympischen Werte verstoßen. Fairplay, Respekt und Toleranz sind für das Team Deutschland nicht verhandelbar.“
Patrick Moster – Leistungssportdirektor vom Bund Deutscher Radfahrer – feuert seinen Schützling Michael Arndt mit „Hol die Kameltreiber“ an. Vor ihm: Algerier & Eritreer. So ein Verhalten hat im Sport & anderswo nichts zu suchen. Das ist ekelhafter Rassismus. #RücktrittSofort pic.twitter.com/ijOcU1pOHS
— Manaf Hassan (@manaf12hassan) July 28, 2021
Nikias Arndt ist entsetzt
In den vergangenen Jahren hat sich in der Gesellschaft eine deutlich rücksichtsvollere Umgangsform durchgesetzt. Gleichberechtigung und Toleranz dürfen nicht mehr nur einfache Worte sein, sondern müssen gelebt werden. Derartige Entgleisungen – egal von wem sie kommen – führen in Sozialen Medien und im allgemeinen öffentlichen Diskurs automatisch zu Kritik und letztendlich auch zu Konsequenzen. Dass danach immer davon gesprochen wird, dass man falsch verstanden wurde oder man es nicht so gemeint habe, hilft letztendlich nicht weiter. Die entscheidende Frage ist schließlich, warum solche Worte überhaupt gewählt werden. Dass auch Sportler Nikias Arndt das so sieht, machte er auf Twitter deutlich. Entsetzt äußerte er sich über die beleidigenden „Anfeuerungs-Rufe“ des Sportdirektors.
Ich bin entsetzt über die Vorfälle beim heutigen olympischen Zeitfahren und möchte mich hiermit deutlich von den Aussagen des sportlichen Direktors distanzieren! Solche Worte sind nicht akzeptabel.
— Nikias Arndt (@NikiasArndt) July 28, 2021
Azzedine Lagab nimmt’s mit Humor
Obwohl sie es nicht live hören konnten, drangen die Äußerungen von Patrick Moster natürlich auch bis zu den Betroffenen durch. Der Algerier Azzedine Lagab konterte die Anfeindungen mit Humor. Da es bei den Olympischen Spielen keine Kamelrennen gibt, fährt er Fahrrad. Betroffen macht jedoch ein weiterer seiner Tweets, in dem er sich allgemein zur Thematik Rassismus äußerte.
Azzedine Lagab:
„Ich wollte schon immer für mich als Sportler in den Sozialen Medien werben, hätte aber nie gedacht, dass es auf diese Art und Weise sein würde. Ich erhielt früher schon aggressivere rassistische Kommentare. Aber ich habe es immer vorgezogen, diese direkt vor Ort zu klären, weit weg von den Sozialen Medien. Es ist so schade, dass das bei den Olympischen Spielen passieren musste.“
Well, There is no camel 🐪 race in #olympics that’s why I came to cycling. At least I was there in #Tokyo2020
— Azzedine Lagab (@AzzedineLagab) July 28, 2021
I’ve always wanted to promote myself as an athlete on social media, but never thought it would be that way! I had more agressive racist comments before, but I’ve always preferred To deal with them on the spot, far from social media It’s such a shame it happens in the #olympics
— Azzedine Lagab (@AzzedineLagab) July 29, 2021