Radsport: Die Farbe der Tour de France ist Gelb. Doch neben dem Gelben Trikot gibt es weitere prestigeträchtige Jerseys zu gewinnen. Wir werfen einen Blick auf die Favoriten im Kampf um die Punktewertung, die Bergwertung und die Nachwuchswertung.
Grünes Trikot (Punktewertung)
Traditionell geht das Grüne Trikot der Tour de France an einen Sprinter. Daher wird die Wertung fälschlicherweise oft als Sprintwertung, statt als Punktewertung bezeichnet. Auch 2022 wird sich ein schneller Mann das Maillot Vert in Paris überstreifen dürfen, erstmals heißt dieser aber Wout van Aert. Der Belgier hat angekündigt, in diesem Jahr um die Punktewertung mitfahren zu wollen. Geht er das Ganze seriös an, wird er das Trikot gewinnen. Schließlich kann Wout van Aert nicht nur in der Ebene punkten, sondern auch bergauf, im Zeitfahren und auf der Kopfsteinpflaster-Etappe. Die Fans freuen sich auf ein Duell mit Peter Sagan. Da der Slowake jedoch längst nicht mehr in Topform ist, könnte der Fight schnell entschieden sein. Einmischen könnte sich dann nur noch ein reiner Sprinter. Dieser müsste dann jedoch locker drei oder vier Flachetappen für sich entscheiden. Dafür in Frage kämen wohl vor allem Fabio Jakobsen und Caleb Ewan. Nicht unterschätzen sollten wir aber auch die beiden flinken Männer von Alpecin – Deceuninck.
☆☆☆ Wout van Aert (Jumbo – Visma)
☆☆ Fabio Jakobsen (Quick-Step Alpha Vinyl), Peter Sagan (TotalEnergies)
☆ Caleb Ewan (Lotto – Soudal), Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck)
Gepunktetes Trikot (Bergwertung)
Seit Richard Virenque seine Karriere beendet hat, ist der Gewinner des Bergtrikots nur noch schwer vorherzusehen – und das war immerhin schon 2004. Nur selten beginnen Fahrer die dreiwöchige Rundfahrt mit der festen Absicht, das Gepunktete Trikot zu gewinnen. So kam es in den letzten beiden Jahren automatisch dazu, dass Gesamtsieger Tadej Pogacar ganz nebenbei auch noch die Bergwertung gewann. Dies ist auch für 2022 das wahrscheinlichste Szenario. Außerdem haben wir einige Franzosen auf dem Zettel. So ist zum Beispiel nicht davon auszugehen, dass Thibaut Pinot und Romain Bardet um den Gesamtsieg fahren können. Auf Etappensiege werden sie in den Bergen aber mit Sicherheit schielen – und da ist dann das Bergtrikot manchmal näher als man glaubt. Gleiches gilt für Nairo Quintana, der das Podium nicht mehr anvisieren wird, aber Tageserfolge eben schon. Wirklich professionell darauf konzentrieren könnten sich vom Start weg Ruben Guerreiro und Michael Storer. Zu wünschen wäre dies auch Lennard Kämna, aber die Teamtaktik sieht für ihn wohl andere Aufgaben vor.
☆☆☆ Tadej Pogacar (UAE)
☆☆ Thibaut Pinot (Groupama – FDJ), Romain Bardet (DSM)
☆ Ruben Guerreiro (EF Education First – EasyPost), Nairo Quintana (Arkea – Samsic), Michael Storer (Groupama – FDJ)
Weißes Trikot (Nachwuchswertung)
Pogacar, Pogacar, Pogacar. Die Tour de France ist zwar keine One-Man-Show, aber der Slowene hat in den vergangenen beiden Jahren wirklich einige Wertungen abgesahnt. So standen neben ihm auf dem Podium im Paris kaum weitere Trikotträger, weil er selbst eben die meisten gewinnen konnte. Auch 2022 wird er das Weiße Trikot mit nachhause nehmen, auch wenn er wohl meist in Gelb unterwegs sein dürfte. Sein größter Konkurrent kommt erstmals aus Norwegen und ist ebenfalls ein riesiges Talent. Andreas Leknessund braucht vielleicht noch ein oder zwei Jahre, um wirklich auf Top-Niveau zu sein, aber um eine gute Platzierung könnte er schon bei der Tour de France 2022 fahren. Gleiches gilt für Michael Storer. Der Australier feierte seinen Durchbruch bei der vergangenen Vuelta, als er zwei Etappen und das Bergtrikot gewann. Fraglich ist nur, ob er bei der Frankreich-Rundfahrt auf die Gesamtwertung fahren wird oder doch eher auf Etappensiege und das Bergtrikot. Dahinter wird die Luft dünn. Tom Pidock wird bei Ineos Grenadiers ebenso Helferdienste leisten müssen, wie Brandon McNulty bei UAE. Ein heißer Kandidat für das Weiße Trikot – zumindest hinter Tadej Pogacar – könnte Matteo Jorgenson sein. Der US-Amerikaner hat sein Können schon mehrfach aufblitzen lassen, muss das aber erst noch über drei Wochen unter Beweis stellen.
☆☆☆ Tadej Pogacar (UAE)
☆☆ Andreas Leknessund (DSM), Michael Storer (Groupama – FDJ)
☆ Matteo Jorgenson (Movistar), Brandon McNulty (UAE), Tom Pidcock (Ineos Grenadiers)