Radsport: Die Fahrer der Tour de France freuen sich heute über ihren zweiten Ruhetag. Neun Etappen wurden bislang absolviert, zwölf stehen noch aus. Wir blicken auf das Geschehene zurück und wagen einen Blick in die Zukunft.
Was bisher geschah …
Die 109. Ausgabe der Tour de France ist voll im Gange und feiert fast schon Halbzeit. Einiges ist bislang geschehen, einiges aber liegt auch noch vor uns. Bevor wir uns die kommende Woche anschauen, werfen wir einen Blick auf die vergangenen Tage.
– 1. Etappe: Startschuss der Tour de France 2022. In Kopenhagen tragen die Profis ein kurzes Einzelzeitfahren über 13,2 Kilometer aus. Völlig überraschend gewinnt Yves Lampaert (Quick-Step Alpha Vinyl). Der Belgier profitiert von einem Wetterumschwung während der Veranstaltung. Er bezwingt Landsmann Wout van Aert (Jumbo – Visma) und den zweifachen Toursieger Tadej Pogacar (UAE) um fünf bzw. sieben Sekunden.
– 2. Etappe: Kurz vor dem Ziel fahren die Profis über die knapp 18 Kilometer lange Brücke, die über den großen Belt führt. Viele Experten haben mit einem Windspektakel gerechnet. Passiert ist am Ende nichts dergleichen. Es kommt zum Massensprint, den Top-Favorit Fabio Jakobsen (Quick-Step Alpha Vinyl) gewinnt. Gelb übernimmt der Etappenzweite Wout van Aert (Jumbo – Visma).
– 3. Etappe: Am letzten Tag in Dänemark kommt es erneut zum Massensprint. In Sønderborg gewinnt Dylan Groenewegen (BikeExchange – Jayco). Held seiner Heimat ist jedoch Magnus Cort (EF Education – EasyPost). Der Däne verteidigt auch heute sein Bergtrikot, welches er gestern bereits erobern konnte. Mit elf gewonnenen Bergwertungen in Folge stellt er außerdem einen Rekord auf.
– 4. Etappe: Die Mannschaft Jumbo – Visma packt den Hammer aus. Als die kleine Côte du Cap Blanc-Nez elf Kilometer vor dem Ziel absolviert wird, brettert die niederländische Equipe den Hügel mit Highspeed hinauf. Das Feld wird völlig in seine Einzelteile zerlegt. Wout van Aert (Jumbo – Visma) setzte sich schließlich als Solist durch und gewinnt damit im Gelben Trikot seine erste Etappe in diesem Jahr.
– 5. Etappe: Kopfsteinpflaster bei der Tour de France! Auf dem Weg zum Wald von Arenberg kommt es wie erwartet zu ersten Aufgaben. Es erwischt Jack Haig (Bahrain – Victorious) und Michael Gogl (Alpecin – Deceuninck). Ebenfalls keinen guten Tag haben Ben O’Connor (Ag2r – Citröen) und Primoz Roglic (Jumbo – Visma), die beide viel Zeit einbüßen. Der große Gewinner heißt Tadej Pogacar (UAE). Denn der Vorjahressieger erweist sich als stärkster Klassementfahrer und fährt einen Vorsprung von 13 Sekunden auf die meisten seiner Konkurrenten heraus. Den Tagessieg sichert sich in einem spektakulär spannenden Schlusssprint der Ausreißergruppe der Australier Simon Clarke (Israel – Premier Tech).
– 6. Etappe: Die hügelige Ankunft in Longwy geht an Tadej Pogacar (UAE). Der Slowene setzt sich im Sprint eines dezimierten Hauptfeldes vor Michael Matthews (BikeExchange – Jayco) durch. Nach einem fragwürdigen Ausreißversuchs von Wout van Aert (Jumbo – Visma) übernimmt Tadej Pogacar damit auch das Gelbe Trikot.
– 7. Etappe: Wieder siegt Tadej Pogacar (UAE). Held des Tages aus deutscher Sicht ist jedoch Lennard Kämna (Bora – hansgrohe). Fast aussichtslos lag der Deutsche mit seinen Begleitern nur knapp zwei Minuten vor dem Hauptfeld, als es in den Schlussanstieg La Super Planche des Belles Filles hineinging. Doch Kämna kämpft bis zum Schluss. Erst wenige Meter vor der Ziellinie wird er gestellt: Platz vier! Pogacar hingegen baut seinen Vorsprung in der Gesamtwertung weiter aus. Verlierer des Tages ist Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe), der wegen Rückenschmerzen 1:39 einbüßt.
– 8. Etappe: Die Tour de France erreicht die Schweiz. In Lausanne siegt erneut Wout van Aert (Jumbo – Visma). Der Belgier gewinnt diesmal im Grünen Trikot. Michael Matthews (BikeExchange – Jayco) hingegen wird wieder Etappenzweiter.
– 9. Etappe: Simon Geschke (Cofidis) erobert nach hartem Kampf das Bergtrikot und wird dieses daher über den heutigen Ruhetag hinweg tragen dürfen. Der Etappensieg allerdings geht an den Luxemburger Bob Jungels (Ag2r – Citröen).
https://www.velomotion.de/magazin/2022/07/radsport-tour-de-france-9-jungels-geschke/
Die Abstände aller Klassementfahrer
Nach neun Etappen hat die Gesamtwertung der Tour de France schon klare Formen angenommen. Entschieden ist die Frankreich-Rundfahrt aber gewiss noch nicht. Zwölf Etappen stehen noch aus, darunter zahlreiche harte Bergetappen. Tadej Pogacar (UAE) führt im Gelben Trikot mit einem Vorsprung von 39 Sekunden auf Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), der in seiner niederländischen Mannschaft wohl die alleinige Kapitänsrolle übernommen hat.
Gesamtwertung (Gelbes Trikot)
1. Tadej Pogacar (UAE)
2. Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) + 0:39
3. Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) + 1:17
4. Adam Yates (Ineos Grenadiers) + 1:25
5. David Gaudu (Groupama – FDJ) + 1:38
6. Romain Bardet (DSM) + 1:39
8. Enric Mas (Movistar) + 1:50
10. Nairo Quintana (Arkea – Samsic) + 2:13
11. Primoz Roglic (Jumbo – Visma) + 2:52
12. Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) + 3:12
14. Damiano Caruso (Bahrain – Victorious) + 3:40
15. Alexey Lutsenko (Astana) + 4:58
22. Rigoberto Uran (EF Education – EasyPost) + 9:41
Die Zwischenstände um Grün, Weiß & Gepunktet
Im Kampf um das Weiße Trikot des besten Jungprofis und das Grüne Trikot des Punktbesten scheint bereits alles entschieden zu sein. Tadej Pogacar (UAE) gewinnt das Weiße natürlich ganz automatisch mit, wenn er sich Gelb holt. Und Wout van Aert (Jumbo – Visma) ist in der Punktewertung bereits meilenweit voraus. Spannend wird der Fight ums Bergtrikot, welches aktuell Simon Geschke (Cofidis) tragen darf.
Nachwuchswertung (Weißes Trikot)
1. Tadej Pogacar (UAE)
2. Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) + 1:46
3. Brandon McNulty (UAE) + 7:25
Punktewertung (Grünes Trikot)
1. Wout van Aert (Jumbo – Visma) 284 Punkte
2. Fabio Jakobsen (Quick-Step Alpha Vinyl) 149 Punkte
3. Tadej Pogacar (UAE) 139 Punkte
Bergwertung (Gepunktetes Trikot)
1. Simon Geschke (Cofidis) 19 Punkte
2. Bob Jungels (Ag2r – Citröen) 18 Punkte
3. Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) 14 Punkte
4. Magnus Cort (EF Education – EasyPost) 11 Punkte
5. Tadej Pogacar (UAE) 10 Punkte
Was erwartet uns diese Woche?
Am Dienstag wartet einer der längsten Schlussanstiege der diesjährigen Tour de France auf uns. Der Montée de l’altiport de Megève ist 19,3 Kilometer lang, im Durchschnitt aber nur 4,0 Prozent steil. Zu großen Zeitabständen unter den Favoriten wird es nicht kommen. Der Etappensieg geht vermutlich an einen Ausreißer. Die beiden Tage danach sollten noch härter werden. Am Mittwoch sind der Col du Télégraphe, der Col du Galibier und der Col de Granon zu besteigen. Am Donnerstag wartet auf die Fahrer erneut der Col du Galibier, der Col de la Croix de Fer und der Schlussanstieg hinauf nach L’Alpe d’Huez.
Auch auf der 13. Etappe können die Fahrer nicht wirklich verschnaufen, aber der Tagessieg geht wohl an die Ausreißer, während die Favoriten sich etwas zu erholen versuchen. Denn am Samstag müssen sie wieder voll auf der Hut sein, wenn es am Ende in Mende über 2,9 Kilometer satte 10,5 Prozent im Durchschnitt bergan geht. Vor dem dritten und letzten Ruhetag wartet am Sonntag schließlich eine weitere Etappe auf die Ausreißer.
11 Fahrer mussten die Tour bereits verlassen
Leider geht keine Tour de France ohne Stürze, Verletzungen und Aufgaben zu Ende. Im Jahr 2022 angekommen, müssen wir außerdem immer damit rechnen, dass den Profis ein positiver Test auf den Coronavirus einen Strich durch die Rechnung macht. Mit Jack Haig (Bahrain – Victorious) und Guillaume Martin (Cofidis) haben bereits zwei Kapitäne die Rundfahrt aufgegeben. Der Österreicher Michael Gogl (Alpecin – Deceuninck) ist der einzige deutschsprachige Fahrer, der nicht mehr mit dabei ist.
– 5. Etappe: Jack Haig (Bahrain – Victorious / DNF / Sturz), Michael Gogl (Alpecin – Deceuninck / DNF / Sturz)
– 6. Etappe: Daniel Oss (TotalEnergies / DNS / Sturz), Alex Kirsch (Trek – Segafredo / DNF / Erschöpfung)
– 8 Etappe: Geoffrey Bouchard (Ag2r – Citroen / DNS / Corona), Vegard Stake Laengen (UAE / DNS / Corona), Gianni Moscon (Astana / DNF / Erschöpfung), Kevin Vermaerke (DSM / DNF / Sturz)
– 9. Etappe: Kasper Asgreen (Quick-Step Alpha Vinyl / DNS / Kniebeschwerden), Guillaume Martin (Cofidis / DNS / Corona) und Ruben Guerreiro (EF Education – EasyPost / DNS / Krankheit)
https://www.velomotion.de/magazin/2022/06/profi-rennraeder-der-tour-de-france/