Test KTM Macina Cross Street: Als Sondermodell für Zweirad Stadler bietet KTM einen preiswerten E-Crosser mit starkem Motor an, der mit sportlicher Anmutung und Vielseitigkeit gefällt – und im Detail positive Überraschungen bietet.
Mit dem Kauf eines Bosch-Bikes liegt man eigentlich immer richtig. Selbst die weniger drehmomentstarken Ausführungen des Mittelmotors sind spritzig und dynamisch, und mit der MTB-Variante kann man angesichts der starken Unterstützung sogar bei zweistelligen Steigungsprozenten locker und flüssig treten. Klar, beim E-Bike kommt es nicht nur auf den Motor an. Doch wenn dieser Punkt geklärt ist, ist es umso einfacher, sich auf die weiteren Aspekte zu konzentrieren – was für ein Rad es überhaupt sein soll, was für eine Ausstattung man benötigt, welche Schaltung man bevorzugt, ob eine Federgabel dran sein soll usw. Und natürlich muss man entscheiden, wie viel Geld man ins Elektrorad investieren will.
KTM Macina Cross Street: Vielseitig und stark motorisiert
Ein Beispiel gefällig? Gesucht wird ein flottes E-Crossbike im mittleren Preisbereich für Alltag und Fitness, mit StVZO-konformer Ausstattung und sportlicher Anmutung. Und eben mit einem möglichst kräftigen Motor. Wer sich in einer Filiale von Zweirad Stadler umschaut, dürfte vor dem KTM Macina Cross Street stehenbleiben, denn das entspricht dem Gesuchten in allen Punkten. Dabei ist das Bike im Vergleich zu den KTM-Serienrädern ausgesprochen interessant aufgebaut: Ein Crossbike mit Bosch Performance CX bieten die Österreicher zu diesem Preis nämlich nicht regulär an. Sich das Rad etwas näher anzuschauen lohnt sich also.
Los geht’s mit dem Rahmen, an dessen stromlinienförmigem Unterrohr der teilintegrierte Akku auffällt. Das macht die Konstruktion weniger aufwendig, und die Batterie lässt sich sogar etwas einfacher entnehmen. Diese ist mit einer Kapazität von 500 Wattstunden zwar nur mittelgroß, doch für die allermeisten Zwecke dürfte ihre Reichweite ausreichen. Wer will, bekommt das blaue Bike auch mit Trapezrahmen; wer genau hinschaut, entdeckt beispielsweise, dass Schaltzug und Bremsleitung in den Kettenstreben laufen – keine Selbstverständlichkeit, da mit einem gewissen konstruktiven Mehraufwand verbunden. So sieht das KTM schön aufgeräumt aus, was der sportlichen Anmutung natürlich entgegenkommt.
Aufgeräumtes Äußeres
Kombiniert wird der Rahmen natürlich mit einer Federgabel, wie sie mit mittlerem Federweg typisch für Crossbike oder Trekkingrad ist. Schlaglöcher, Bordsteinkanten oder Holperwege verlieren damit ihre Schrecken, wobei für den echten Offroad-Einsatz eine Luftfedergabel mit etwas mehr Weg nötig ist – doch dafür ist das KTM ja gar nicht gebaut. Wer sich auf den 42 mm breiten Schwalbe-Reifen mit ihrem kräftigen Profil auf Wald- und Feldwege vorwagt, wird von diesem Rad jedenfalls nicht so schnell im Stich gelassen.
KTM Macina Cross Street: Ausreichend breite Abstufung
In diesem Zusammenhang ein Blick auf die Schaltung: Die Neunfach-Kassette ist mit 11-36 Zähnen nicht allzu breit abgestuft, auch an steilen Bergen sollte man jedoch nicht ins Schwitzen kommen: Bei Bedarf ist die Motorunterstützung so stark, dass man auch ohne große Eigenleistung vorwärts kommt – die superleichten Berggänge eines „Bio-Bikes“ braucht man am Elektrorad nicht. Was auch heißt, dass der Anbieter hier ein bisschen sparen kann, ohne dass für den Nutzer die Funktion leidet. Keine Überraschungen gibt’s auch bei der Bremsanlage: Die Shimano MT200 sind günstig, aber bewährt und funktionssicher, dabei ist ihre Wirkung nicht zu scharf für den Einsatz im Alltag.
Schutzbleche und Licht „entkoppelt“
So weit, so sportlich – seine alltagstauglichen Eigenschaften erhält das KTM aber erst durch die Komplettierung mit Seitenständer, Schutzbleche und Lichtanlage. Und hier wird’s interessant, denn der Hersteller trennt die letzten zwei Funktionen komplett voneinander – die Rückleuchte ist an der linken Sitzstrebe befestigt, nicht am Schutzblech. Und das bedeutet, dass man die kurzen Sportschutzbleche komplett demontieren kann, womit das KTM gleich noch einmal MTB-mäßiger wirkt. Normalerweise geht das nicht, denn das Stromkabel zum Rücklicht wird durchs Schutzblech geführt.
Natürlich kann man auch längere Schützer montieren, und auch ein Gepäckträger könnte angeschraubt werden. An diesen dann aber bitte links keine Tasche einhängen – die würde nämlich die Rückleute verdecken.
Kein Gepäckträger? Macht nichts.
Apropos Gepäcktransport: Natürlich kann man mit dem KTM einen Anhänger ziehen, und da ist es praktisch, dass noch konventionelle Schnellspanner statt Steckachsen zum Einsatz kommen. So lässt sich der Kupplungsadapter schnell montieren und wieder abnehmen. Mit einem Trailer kann man durchaus ein Wochenendeinkauf erledigen; dass das Rad nicht über einen Gepäckträger verfügt, muss also kein Nachteil sein.
Bosch CX für jede Lebenslage
Auch hier ist der starke Bosch-Motor wieder zur Stelle: Er macht das Anfahren mit Gepäck im Schlepp zum Kinderspiel und zieht die Zusatzlast willig den Berg hinauf. Auf ein großes Display am Vorbau verzichtet KTM beim Macina Cross Street. Das kleine Sichtfenster, das in den Tastenblock am Lenkergriff integriert ist, gibt über Geschwindigkeit, Fahrmodus und Ladestand Auskunft und reicht eigentlich völlig aus. Außerdem hat es den Vorteil, dass man auf Wunsch einen GPS-Tacho mittig am Lenker montieren kann, wie es heute beim Sport und auf Touren üblich ist. Der Lenkervorbau ist winkelverstellbar und erlaubt ebenso eine angenehm aufrechte wie eine eher gestreckte Sitzhaltung, sodass man das Rad einfach an den jeweiligen Einsatzzweck anpassen kann.
In der Stadler-Filiale wäre es spätestens jetzt Zeit für eine Probefahrt, doch die kann man sich angesichts der bekannt guten Antriebseigenschaften eigentlich sparen. Wer sich von den beschriebenen Ausstattungsdetails angesprochen fühlt, tut mit diesem E-Crosser einen guten Griff, zumal der Preis von gut 3.500 Euro gerade angesichts der Bosch-CX-Motorisierung ziemlich attraktiv ist.