Das Sciu Juniper ist das erste und bislang einzige Gravelbike der jungen Marke aus Hamburg. Doch seine Vielseitigkeit macht Schwestermodelle überflüssig, dazu überrascht das sehr niedrige Gewicht.
Test Sciu Juniper: Der junge Anbieter aus Hamburg ist mit derzeit nur zwei Modellen am Markt vertreten, einem Enduro-Fully und einem Gravelbike – eben dem Sciu Juniper, zu Deutsch „Wacholder“. Das Rad ist in schönem Petrolblau lackiert, doch unter der schlichten Farbe steckt ein Rahmen mit diversen interessanten Details. Mit dem annähernd waagerechten, im hinteren Bereich ausgekehlten Oberrohr sieht das Rad ein wenig nach Cyclocross aus, wobei die Formgebung wie auch das ebenfalls ausgekehlte Sitzrohr und die tief angebrachten, dünnen Sitzstreben der Stoß- und Vibrationsdämpfung dienen dürfte.
Schlank mit aufgeräumter Optik
Der Rahmen ist mit komplett integrierten Leitungen ausgestattet, die unterm Vorbau ins Steuerrohr führen, sowie einer innenliegenden Sitzklemme, womit er glattflächig und aufgeräumt erscheint. Trotz 1×11-Aufbau ist ein Umwerfersockel montiert, den man natürlich abschrauben könnte – wer bei Sciu ein Rahmenset ordert, hat jedenfalls die Option, es mit Doppelkettenblatt aufzubauen. Die rechte Kettenstrebe ist im Sinne großer Reifenfreiheit etwas abgesenkt, und so kann das Rad mit satte 53 mm breiten 28-Zoll-Pneus gefahren werden. Dazu erlaubt Sciu auch 650B-Reifen bis zu 2.1 Zoll Breite.
Sciu Juniper: viel Reifenfreiheit, wenig Gewicht
Das spricht schon einmal für solide Offroad-Qualitäten; die Lenkgeometrie des Gravellers ist mit steilem Lenkwinkel freilich eher „Race“ als „Trail“. Die Sitzhaltung ist kompakt und bequem, sodass das Juniper insgesamt sehr ausgewogen erscheint. Auch die Fahreigenschaften gefallen, denn zum einen ist das Rad durchaus komfortabel und keineswegs hart, zum anderen vereint es handliches Lenkverhalten mit sicherem Geradeauslauf. Auch mit 50 km/h gefahrene Schotterpassagen bringen keine Unruhe ins Fahrwerk; Stabilität und Steifigkeit sind dabei gefühlt auf hohem Niveau. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist das ausgesprochen geringe Gewicht des Juniper: In Rahmenhöhe XL mit 205 mm langem Steuerrohr wiegt es gerade mal 8,4 Kilo.
Sciu Juniper: Fahrstabil und komfortabel
Auch bei den Anbaumöglichkeiten hat das Gravelbike des Newcomers viel zu bieten: Drei Flaschenhalter, Gepäckträger hinten und Gepäckhalterungen an der schlanken Gabel, Schutzbleche und eine Oberrohrtasche lassen sich montieren, wobei die Gewinde für letztere recht weit zur Rohrmitte hin orientiert sind.
Geringes Gewicht und handliche Lenkung, sicherer Geradeauslauf und sehr große Reifenfreiheit, zahlreiche Anbaumöglichkeiten: Mit all diesen Merkmalen erweist sich das Sciu als ausgesprochen vielseitig. Gerade für einen kleinen Hersteller ist das praktisch, denn so kann auf einen ganzen Fächer spezialisierter Modelle verzichtet werden, die unterschiedliche Einsatzbereiche abdecken.
SRAM Force mit breit abgestufter Kassette
Und auch mit der Ausstattung kommt man ziemlich weit. Die Elffach-Kassette der SRAM Force mit 10-42 Zähnen bietet ebenso einen ziemlich langen Schnellgang wie einen 1:1 übersetzten Berggang; der sehr leichte Syntace-Radsatz kommt mit Alu-Felgen, deren Maulweite von 25 mm perfekt auf breite Reifen zugeschnitten ist, sowie einem fein gerasterten Zahnscheibenfreilauf.
Angesichts seiner vielen guten Eigenschaften ist das Sciu Juniper mit gut 4.000 Euro keinesfalls teuer. Allerdings kann man sich frage, ob das Rad zu diesem Preis nicht auch mit elektronischen Schaltkomponenten realisiert werden könnte. Die mechanische SRAM Force 1 kostet inzwischen nämlich in etwa das Gleiche wie ihre AXS-Variante. Für 2.249 Euro das Rahmenset inklusive Vorbau und Carbonstütze zu kaufen und sich selbst ein Rad aufzubauen, ist da durchaus eine Alternative, auch wenn es dann ein bisschen teurer wird.
Ein interessanter Aspekt sind die Garantiebestimmungen der jungen Firma: Sciu bietet sechs Jahre Garantie sowie Crash Replacement nicht nur für den Erstkäufer an, sondern bindet die Leistungen an das Produkt statt an den Besitzer. Das dürfte in einigen Jahren die gebrauchten Bikes der Marke aufwerten.
WEB: sciubikes.com