Radsport: Wer bei der Frankreich-Rundfahrt an den Start geht und keinen Top-GC-Fahrer hat und keinen Top-Sprinter, der muss sich etwas einfallen lassen. Welche Tour de France 2023 Teams wir daher häufig in Ausreißergruppen zu Gesicht bekommen, sehen wir im dritten und damit letzten Teil der Teamvorstellung.
Ineos Genadiers
Eigentlich müsste das Team Ineos Grenadiers zu denjenigen zählen, die um den Gesamtsieg fahren. Schließlich gewannen sie die Tour de France in den vergangenen elf Jahren 7x. Außerdem stehen mit Egan Bernal und Daniel Martinez zwei Top-Fahrer im Aufgebot. Dennoch hat sie kaum ein Experte tatsächlich auf dem Zettel. Egan Bernal hat nach seinem schlimmen Sturz im Training nie wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Und Daniel Martinez hat keine gute Vorbereitung hinter sich. Thomas Pidcock gilt noch nicht als Klassementfahrer, eher als Etappenjäger. So könnten wir das Team Ineos Grenadiers bei der Tour de France 2023 in einer ganz neuen Rolle kennenlernen. Sie werden keinen Zug einspannen, um das Tempo hochzuhalten – wie zuletzt beim Giro d’Italia. Vielmehr werden sie diejenigen sein, die selbst in die Offensive gehen werden. Bekannt dafür ist auch Omar Fraile. Der Spanier gewann so bereits Etappen bei der Tour de France und dem Giro d’Italia.
- Egan Bernal
- Daniel Martinez
- Thomas Pidcock
- Omar Fraile
- Ben Turner
- Michal Kwiatkowski
- Carlos Rodriguez
- Jonathan Castroviejo
Uno-X
Erstmals in der eigenen Geschichte darf das Team Uno-X an der Tour de France teilnehmen. Die norwegische Mannschaft hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Mit Alexander Kristoff haben sie einen erfahrenen Mann in den eigenen Reihen, der sich auskennt mit großen Landesrundfahrten und das ganze junge Rudel leiten kann. Im Juli wird er 36 und bestreitet seine zehnte Tour de France. Als Sprinter seines Teams wird er versuchen seine 5. Tour-Etappe zu gewinnen. Helfen können ihm dabei seine Landsleute Jonas Abrahamsen, Rasmus Tiller und Sören Wærenskjold. Der zuletzt genannte hat seien Stärken vor allem im Zeitfahren und kann daher einen Sprint zwei bis drei Kilometer vor dem Ziel perfekt vorbereiten. Selbst wird er wegen des einzigen Zeitfahrens der Tour de France in diesem Jahr eher weniger gute Karten haben, eine Etappe zu gewinnen. Tiller hingegen ist das durch eine Fluchtgruppe durchaus zuzutrauen, denn der 26-Jährige ist ein tempofester Fahrer, der auch ganz gut über die Hügel kommt. Bester Bergfahrer im Team ist zweifelsohne Tobias Johannessen. Der erst 23-Jährige wurde 15. beim Critérium du Dauphiné und hatte seinen Durchbruch im Vorjahr. Unterstützt wird er vor allem von Landsmann Torstein Traen und den beiden Dänen Anthon Charmig und Jonas Gregaard. Diese drei werden wir nicht selten in Fluchtgruppen sehen.
- Alexander Kristoff
- Jonas Abrahamsen
- Rasmus Tiller
- Sören Warenskjold
- Tobias Johannessen
- Torstein Traen
- Anthon Charmig
- Jonas Gregaard
Israel – Premier Tech
Drei Kanadier, drei Australier, ein Belgier und ein Lette bilden das achtköpfoge Aufgebot von Israel – Premier Tech. Anders als beim Giro d’Italia – als man den jüngeren Fahrern eine Chance gab – sollen es bei der Tour de France 2023 wieder die älteren Profis richten. Fünf Fahrer sind über 30 Jahre alt. Corbin Strong ist mit seinen 23 Jahren der einzige Mann unter 28. Dass die Transferpolitik von Israel – Premier Tech in den vergangenen Jahren ein Fiasko war, lässt sich nicht leugnen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass der viermalige Toursieger – und extrem teure – Chris Froome gar nicht erst nominiert wurde. Nun soll es also zum Beispiel der 36-jährige Michael Woods richten, der sich bei La Route d’Occitanie auch tatsächlich den Gesamtsieg holen konnte, ansonsten aber seit Jahren seiner alten Stärke hinterher fährt. Nick Schultz und Dylan Teuns könnten in den Bergen oder bei steilen, kurzen Anstiegen ebenfalls für einen Erfolg sorgen. Simon Clarke hat erst im vergangenen Jahr gezeigt, dass er eine Touretappe gewinnen kann. Und Hugo Houle hat sich zu einem der gefährlichsten Ausreißer gemausert. So oder so – egal welches Terrain wir uns anschauen – wird Israel – Premier Tech immer in Gruppen gehen müssen. Sie haben weder einen guten Sprinter, noch einen absoluten Top-Bergfahrer. Daher werden wir die Mannschaft wohl sehr offensiv fahren sehen.
- Corbin Strong
- Michael Woods
- Nick Schultz
- Dylan Teuns
- Simon Clarke
- Hugo Houle
- Guillaume Boivin
- Krists Neilands
Arkéa – Samsic
Ein weiteres Team, welches voll auf Attacke fahren wird, ist Arkéa – Samsic. Die französische Equipe hat als Aushängeschild wieder Warren Barguil mit dabei. Der Franzose hat bereits den Giro d’Italia in den Beinen, soll aber auch bei der Tour de France um einen Etappensieg fahren. Möglich, dass er bei guter Form parallel auch ums Bergtrikot kämpfen wird. Matis Louvel, Jenthe Biermans und Luca Mozzato sind eher als sprintstark bekannt und freuen sich auf die flacheren Teilstücke. In einem Massensprint ist mit ihnen aber dennoch nicht zu rechnen. Klassische Aureißer auf leicht hügeligen Etappen sind Clement Champoussin und Simon Guglielmi, die wohl neben Barguil die wahrscheinlichste Option für einen Tagessieg sein dürften.
- Warren Barguil
- Matis Louvel
- Jenthe Biermans
- Luca Mozzato
- Clement Champoussin
- Simon Guglielmi
- Laurent Pichon
- Anthony Delaplace
TotalEnergies
Mit Peter Sagan hat das Team TotalEnergies einen der erfolgreichsten Fahrer der vergangenen 13 Jahre im Aufgebot. Auch Edvald Boasson Hagen hat zahlreiche Erfolge eingefahren. Pierre Latour begann seine Profikarriere 2015 und galt in Frankreich als Riesen-Talent. Alle drei haben sie viele Rennen gewonnen. Doch ihre beste Zeit scheinen sie bereits hinter sich zu haben. Sagan ist ein Schatten seiner selbst, Boasson Hagen ist schon lange kein Siegfahrer mehr und bei Latour ist die Entwicklung stagniert. Der 25-jährige Franzose Valentin Ferron gewann in diesem Jahr das Eintagesrennen Paris – Camembert. Er ist wie gemacht für Fluchtgruppen, wenn die Etappen anspruchsvoller werden. Auch Steff Cras aus Belgien und Mathieu Burgaudeau aus Frankreich werden wir in Gruppen sehen, so bald es sich dabei um keine Flachetappen handelt. Aber die Mannschaft braucht extrem viel Glück, am richtigen Tag den richtigen Zug zu erwischen. Ansonsten wird man auch bei der Tour de France 2023 größtenteils hinterher fahren.
- Peter Sagan
- Edvald Boasson Hagen
- Pierre Latour
- Steff Cras
- Valentin Ferron
- Mathieu Burgaudeau
- Daniel Oss
- Anthony Turgis
Cofidis
Das Team Cofidis hätte bei unserer Vorstellung der Tour de France 2023 Teams auch in einer anderen Kategorie erscheinen können. Denn mit Guillaume Martin und Ion Izagirre verfügt die Mannschaft über zwei starke GC-Fahrer. Sowohl dem Franzosen, als auch dem Spanier ist ein Platz unter den Top 10 in der Gesamtwertung durchaus zuzutrauen – viel mehr aber nicht. Auch für Sprinter Bryan Coquard ist ein Erfolg möglich, vor allem dann, wenn die Straßen leicht ansteigend, aber der Parcours insgesamt nicht allzu schwer ist. Einen absoluten Favoriten fürs Podium oder für die klassischen Massensprints hat man aber nicht in den eigenen Reihen. Daher wird es wohl auch bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt vorwiegend in Fluchtgruppen gehen. Mit dem Deutschen Simon Geschke hat man dafür auch jemanden im Team, der parallel ums Bergtrikot kämpfen könnte. Victor Lafay und Anthony Perez werden ihn dabei unterstützen, aber auch selbst auf Etappensieg fahren dürfen.
- Guillaume Martin
- Ion Izagirre
- Bryan Coquard
- Simon Geschke
- Victor Lafay
- Anthony Perez
- Axel Zingle
- Alexis Renard
EF Education – EasyPost
Immer auffallend im Peloton unterwegs ist die Mannschaft EF Education – EasyPost und das liegt nicht nur an den leicht erkennbaren Trikots. Das Team ist stets darum bemüht, eine aktive und offensive Fahrweise an den Tag zu legen. Niemand steht dafür so sehr wie Magnus Cort. Der Däne trug bei der vergangenen Tour de France tagelang das Bergtrikot und gewann eine Etappe. Alberto Bettiol ist ein ähnlicher Fahrertyp. Eher in den Bergen in Gruppen geht Esteban Chaves. Auch Rigoberto Uran ist das mittlerweile zuzutrauen, nachdem er seine GC-Ambitionen beiseite gelegt hat. Für einen guten Rang in der Gesamtwertung zuständig ist Richard Carapaz. Fährt er ums Podium mit, wird seine Mannschaft automatisch defensiver agieren. Falls nicht, wird er selbst sogar den Weg in Fluchtgruppen finden. Besonders gespannt dürfen wir auf Neilson Powless sein. Der US-Amerikaner hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und könnte nun hier bei der Tour de France seinen nächsten Schritt machen.
- Magnus Cort
- Alberto Bettiol
- Esteban Chaves
- Rigoberto Uran
- Richard Carapaz
- Neilson Powless
- Andrey Amador
- James Shaw
DSM – Firmenich
Die Mannschaft DSM wird bei der Tour de France 2023 unter dem Namen DSM – Firmenich auftreten. Mit dem Franzosen Romain Bardet und dem Australier Sam Welfsord werden zwei Kapitäne ins Rennen geschickt. Während Bardet in den Bergen vor allem von Kevin Vermaerke, Matthew Dinham und Chris Hamilton unterstützt wird, darf sich Welsford in der Sprintvorbereitung auf Alex Edmondson und Nils Eekhoff verlassen. Eine ganz besondere Rolle erhält John Degenkolb. Als alter Hase ist er der verlängerte Arm des Teamchefs. Außerdem kann er einen Massensprint perfekt für seinen Sprinter vorbereiten. Stellt DSM – Firmenich fest, dass weder Bardet im GC, noch Welsford in den Sprints vorne mitfahren können, wird man die Strategie verändern und vermehrt in Gruppen gehen. Möglich auch, dass Bardet aufs Bergtrikot fährt und somit einen Etappensieg wahrscheinlicher macht, anstatt in der Gesamtwertung um Rang zehn zu fahren.
- Romain Bardet
- Sam Welsford
- Kevin Vermaerke
- Matthew Dinham
- Chris Hamilton
- Alex Edmondson
- Nils Eekhoff
- John Degenkolb
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