Test C.B.T. Italia Grak: Das Gravelbike des Traditionsreichen Herstellers aus Cuneo ist optisch erst mal unauffällig. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt viele überzeugende Details, und im Gelände überzeugt das Grak vollends.
C.B.T. Italia gehört durchaus zu den klassischen italienischen Rennradmarken. In den 1950er Jahren gegründet, stieg das Unternehmen in den Siebzigern in die Rahmenfertigung ein. Die lasierten Rahmen mit schwarzem Chrom an Hinterbau und Gabel sind heute gesuchte Sammlerstücke; vom Werkstoff Stahl hat sich die Firma freilich komplett verabschiedet. Alle aktuellen Rahmen bestehen aus Carbon, was auch für die E-Rennräder der Marke gilt. Die sind nämlich ein wichtiges Standbein, was sicher auch mit der Altersstruktur der typischen Klientel von C.B.T. Italia zu tun hat – ältere Herren, die sich im bergigen Terrain des Landes ein bisschen Unterstützung wünschen. Für die jüngere Generation hat die in Cuneo ansässige Firma freilich auch etwas parat: das C.B.T. Italia Grak, dessen Name so knirscht wie der helle Schotter der toskanischen Strade Bianche – das sich aber sehr geschmeidig und angenehm fährt.
Test C.B.T. Italia Grak: Gravelbike mit integrierter Leitungsführung
Optisch gibt sich das Gravelbike aus Norditalien unauffällig – ganz anders als seine farbenfrohen stählernen Vorläufer und so manche Bikes der Wettbewerber. Unterm matten Lack steckt ein Carbonrahmen, zu dessen Merkmalen kantige Rohrquerschnitte und ab der Steuerrohr-Oberseite innen geführte Leitungen gehören. Die Kettenstreben sind leicht nach unten gezogen, was bis zu 50 mm breiter Reifen ermöglichen sollte. Wer will, kann am Grak drei Flaschenhalter, eine kleine Oberrohrtasche, Gabelhalterungen sowie Schutzbleche und einen Hinterbauträger montieren – in Sachen Bikepacking- und Alltagstauglichkeit ist das Rad also vorbildlich.
Traditionell zeigt sich der Rahmen beim Tretlager, wo C.B.T. aufs klassische BSA-Gewinde setzt – übrigens nicht nur beim Graveller, sondern auch bei den Rennrahmen. In Sachen Wartungsfreundlichkeit gibt es an dieser Stelle nichts Besseres. Das Gewinde für die Steckachse an der Gabel ist nicht einlaminiert, sondern wird als separates Alu-Teil mit einer kleinen Schraube befestigt – sollte also das Gewinde beschädigt werden, ist nicht gleich die ganze Gabel hin.
C.B.T. Italia bietet das Grak in nur einer Ausstattungsvariante an, nämlich mit SRAM Apex 1×11 und einem eher günstigen Laufradsatz von Fulcrum. Die darauf montierten 40er WTB Byway sind eher auf festen Untergrund und Asphalt ausgerichtet, mit gemessen 38 mm außerdem etwas schmaler als angegeben. Insgesamt ist dieses Set-up solide und funktionell, wenn auch nicht sonderlich leicht – doch wer etwas anderes will, hat alle Möglichkeiten. Denn C.B.T. Italia bietet für 1.499 Euro das Rahmenset an, was einen preiswerten Weg zum individuell aufgebauten Gravelbike verspricht.
Und der Aufwand könnte sich lohnen, denn die Fahreigenschaften des Italo-Gravellers sind exzellent. Der in fünf Größen verfügbare Rahmen ist recht sportlich geschnitten, fällt insgesamt aber recht klein aus, wobei die zwei kleinsten Rahmengrößen ungewöhnlich dicht beieinander liegen. Bei der größten Ausführung misst das Steuerrohr gerade mal 185 mm; wer eher aufrecht sitzen will, muss also diverse Spacer unter den Vorbau montieren.
Vorbildliche Fahreigenschaften
Passend zur angenehm gestreckten Körperhaltung lenkt sich das Rad neutral bis agil; im Wiegetritt lässt es sich mit leichter Hand bewegen, und dank tadelloser Kraftübertragung erreicht man mit wenigen Pedaltritten seine Reisegeschwindigkeit. Bei hohem Tempo gefällt das Grak dann mit sicherem Geradeauslauf, ohne jedoch träge zu wirken.
Deda-Lenker mit viel Flare und ungewöhnlicher Form
C.B.T. Italia stattet sein Gravelbike mit Anbauteilen von Deda aus, zu denen auch ein recht ungewöhnlich geformter Lenker gehört. Dieser ist leicht nach oben gekröpft und außerdem etwas zum Fahrer hin abgewinkelt, wodurch sich am Oberlenker ein Knick ergibt, der sehr angenehm in der Hand liegt. Bedingt durch den starken „Flare“ ist der Lenker an den Enden rund 10 cm breiter als am Oberlenker. Andererseits sind die Lenkerbögen nicht allzu tief, sodass die Unterlenkerhaltung auf dem Grak sehr komfortabel ist. Überraschend komfortabel ist das Rad auch am Heck, obwohl eine Alu-Sattelstütze montiert ist; der kurze „Selle Italia“-Sattel wirkt auch bei längeren Touren angenehm.
Viel Fahrspaß im Gelände
Mit dem Grak ins Gelände und auf die Schotterstraßen zu gehen, ist somit ein rundum erfreuliches Erlebnis, das auch nicht durch das etwas höhere Gewicht des Bikes von fahrfertig knapp zehn Kilo geschmälert wird. Wer auf diesen Aspekt besonderen Wert legt, sollte über das erwähnte Rahmenset von C.B.T. Italia nachdenken – in Sachen Preis-Leistung ist diese Variante ebenso interessant wie das Komplettrad, das mit 3.110 Euro keineswegs teuer ist. So oder so hat es das Grak verdient, hierzulande etwas bekannter zu werden.