Radsport: Morgen ist es endlich soweit. Die Tour de France 2024 beginnt. Grand Départ ist diesmal in Italien. Von Florenz bis Rimini müssen die Profis über 200 Kilometer zurücklegen – und viele Berge erklimmen. Viele Experten sprechen vom härtesten Tour-Auftakt aller Zeiten.
Tour de France 2024: Lockeres Einrollen? Fehlanzeige!
Der Auftakt einer Tour de France ist nie langweilig. Fahrer sind nervös, Teamchefs angespannt und die Zuschauer voller Vorfreude. Selten überstehen alle gestarteten Profis unversehrt den Grand Départ. Diesmal jedoch ist der Auftakt der Tour de France auf eine ganz andere Art und Weise besonders. Statt eines Prologs, einer Flachetappe oder eines nur leicht welligen Teilstücks geht es direkt zur Sache. Sieben Bergwertungen sind auf der 206 Kilometer langen Etappe von Florenz bis Rimini zu absolvieren. Davon zählt zwar keine zur ersten oder gar höchsten Kategorie, aber dennoch sind die Anstiege ernstzunehmen. Am Col de Valico Tre Faggi wird sich die erste Ausreißergruppe dieser Rundfahrt bilden. Sie wird bereits Aufschlüsse darüber geben, welche Fahrer ein Auge auf das Bergtrikot gelegt haben. Das Ganze ist jedoch tricky. Richtig starke Bergfahrer wird man im Peloton nämlich nicht in der Fluchtgruppe dulden. Es könnte also eine ganze Weile dauern, bis die Zusammensetzung der Ausreißergruppe steht und das Hauptfeld sich damit zufrieden gibt.
Die Côte de Barbotto läutet das Finale ein
Steht die Fluchtgruppe, überquert sie gemeinsam die Côte des Forche und die Côte de Carnaio. Danach wird das Finale eingeläutet. Die Côte de Barbotto hinauf wird die Spitzengruppe zerfallen und auch im Peloton wird das Tempo merklich erhöht. Alle wollen wissen, wie gut es Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Visma – LaB) wirklich geht. Er Däne mag diese kurzen Anstiege sowieso nicht besonders gerne und nach seinem Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt bezweifeln viele Teamchefs und Experten, dass er hier überhaupt in Topform am Start stehen kann. Wenn man also nun direkt auf der ersten Etappe Zeit auf ihn herausfahren kann – wird man es auch machen. Dafür eignen sich auch die Côte de San Leo oder die beiden letzten Anstiege, die Côte de Montemaggio bzw. die Côte de San Marino. Danach geht es nur noch bergab und dann Flach zur Ziellinie nach Rimini. Als Solist wird man es hier schwer haben. Hat sich aber eine starke Gruppe zusammengefunden, die harmoniert, werden die abgehängten Fahrer auch nicht wieder herankommen.
Velomotion-Prognose: Pogacar fährt sofort ins Gelbe Trikot
Zugegeben: Dieser Tipp ist langweilig. Tadej Pogacar hat den Giro d’Italia dominiert und nun versucht er auch die Tour de France zu gewinnen. Der Slowene könnte nach Marco Pantani im Jahr 1998 der erste Fahrer sein, dem das Giro/Tour-Double gelingt. Wie gut er sich erholt hat, wissen wir nicht. Aber noch viel weniger wissen wir, wie gut es Jonas Vingegaard geht. Und genau das wird das UAE Team Emirates morgen direkt herausfinden wollen. Daher werden sie mit ihrem starken Kletter-Team ein derart hohes Tempo anschlagen, dass am Ende nur noch wenige Fahrer gemeinsam über den letzten Berg kommen. Möglich auch, dass Pogacar ein legendäres Solo anstrebt, um sofort für klare Verhältnisse zu sorgen. Dann heißt es: Rette sich wer kann. Doch die Konkurrenz muss sich zusammenschließen, um gegen diese UAE-Übermacht zu bestehen. Wird das Tempo – anders als gedacht – doch nicht angezogen, könnten auch Fahrertypen wie Wout van Aert oder Mathieu van der Poel diese Etappe überstehen.
* * * Tadej Pogacar (UAE)
* * Primoz Roglic (Bora – hansgrohe), Tom Pidcock (Ineos Grenadiers)
* Wout van Aert (Visma – LaB), Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step)