Test Giant Faith Mini Mullet: Das kompakte Fully zeigt viele moderne Merkmale, von der Trail-Geometrie bis zum Laufradgrößen-Mix. Auch das Fahrwerk ist dem Einsatzzweck entsprechend ausgelegt – so können Kinder und Jugendliche im Gelände voll durchstarten.
Ob am Wochenende im Bikepark oder nach der Schule auf den selbst gebauten Trails im Stadtwald: Mit dem Mountainbike rumzuheizen macht abenteuerlustigen Kindern und Jugendlichen enorm viel Spaß. Auf den Trails schulen sie ihr Fahrkönnen und ihre Reflexe, und ein gutes körperliches Training ist das Trailriding auch – vor allem beim Streckenbau mit Schaufel und Spitzhacke und wenn man das Bike vom Ende des Trails wieder nach oben befördern muss, fahrend oder schiebend.
Klar, auch dafür gibt es E-Bikes, doch die sind ganz schön teuer und auch erzieherisch nicht so wertvoll – vor den Erfolg haben die Götter schließlich den Schweiß gesetzt. In Sachen Handling und Beherrschbarkeit ist ein unmotorisiertes, deutlich leichteres Bike für junge Menschen vielleicht ohnehin die bessere Wahl. Vor allem, wenn es so überzeugend konzipiert ist wie das Giant Faith Mini Mullet.
Giant Faith Mini Mullet: Laufrad-Mix wie die Großen
Das kupferrote Bike kommt nämlich ziemlich erwachsen daher. Erst einmal ist es der schon im Namen steckende Laufradgrößen-Mix selbst, der aufhorchen lässt: Mit 27,5-Zoll-Vorderrad und 26er Hinterrad setzt Giant auch im Nachwuchsbereich auf die Kombination aus Laufruhe und besserem Überrollverhalten vorne und maximaler Traktion hinten. So lässt sich das Trailbike sicher steuern; das Hinterrad kann sich mit dem Untergrund verzahnen und sorgt für optimale Kraftübertragung und Kurvengrip. Die breiten, flachen Alu-Felgen verfügen über eine Maulweite von 30 mm und sind damit ideal für breite Reifen; das Testrad ist bereits schlauchlos aufgebaut und top in Sachen Pannenschutz und Rolleigenschaften.
Giant stattet das Jugend-Fully mit viel Federweg aus und stimmt Dämpfer und Gabel auf ein geringes Fahrergewicht ab. So stehen die 140 mm der „SL FloTune Lite“-Gabel und die 135 mm des Dämpfers auch kleineren Fahrerinnen und Fahrern voll zur Verfügung. Der als Eingelenker ausgeführte Hinterbau mag konstruktiv schlicht erscheinen, kommt aber auch bei Erwachsenen-Rädern der Marke zum Einsatz und muss sich in Sachen Ansprechverhalten und Antriebsneutralität nicht verstecken. Topmodern ist die Integration einer UDH-Hinterradaufnahme, auch wenn am Giant natürlich das Schaltauge verbaut wird und kein Direct-mount-Schaltwerk – mechanische Varianten der neuen Technik sind derzeit noch im Prototypenstadium.
Trail-Geometrie mit kompakter Sitzhaltung
Steiler Sitzwinkel und flacher Lenkwinkel sorgen für gute Kraftübertragung und Richtungsstabilität, wobei der Trail-mäßig superkurze Vorbau eine handliche Lenkung sicherstellt. Außerdem ergibt sich aus den Winkelstellungen eine kompakte Sitzhaltung; durch die hohe Front ist der Oberkörper eher aufrecht. Mit seinem 35 cm kurzen Sitzrohr ist das Faith laut Giant-Größenrechner auf Fahrer/innen zwischen 145 und 160 cm Körpergröße zugeschnitten, was keine allzu große Bandbreite ist. Kleinere bzw. Größere sollten definitiv im Bikeshop probesitzen, und da Giant eine Fachhandelsmarke ist, stellt dies auch kein Problem dar. Wer deutlich größer ist, kann ohnehin auf ein Erwachsenen-Fully der Marke steigen, denn das Faith ist praktisch die XS-Variante eines ähnlich konzipierten Modells, des Reign – das sogar noch etwas preiswerter ist.
Das Giant Faith ist mit einer absenkbaren Sattelstütze ausgestattet, die ordentliche 100 mm Hub bietet und am Jugend-MTB gleich zwei Funktionen hat: Einerseits sorgt sie im Downhill für eine bessere Schwerpunktlage, andererseits erleichtert sie kleineren Fahrerinnen und Fahrern das Auf- und Absteigen. Der Remote-Hebel der Stütze ist leicht bedienbar und ebenso wie die Griffe auf Handgröße und -kraft junger Biker/innen abgestimmt.
Solide Funktion bietet die Microshift-Schaltung, deren Zehnfach-Kassette mit 11-48 Zähnen recht breit abgestuft ist. Zusammen mit dem 30er Kettenblatt ergibt sich eine eher kurze Übersetzung mit leichten Berggängen, die Schieben in den meisten Fällen überflüssig machen dürften, wenn es wieder nach oben zum Einstieg in den Trail geht. Allerdings wiegt das Giant gut 13,5 Kilo zuzüglich Pedalen, ist also nicht ganz leicht. Seine schöne Optik mit innenverlegten Leitungen, dazu Details wie der große Kettenschutz an der Strebe und der Bashguard, der bei Aufsetzern das Kettenblatt schützt, machen diesen Aspekt jedoch vergessen. Das Giant Faith Mini-Mullet ist durchweg gelungen und hat viel zu bieten, zumal angesichts des attraktiven Preises von 2.399 Euro. Für Jungs und Mädchen mit ernsthaften Gelände-Ambitionen gibt es nur wenig Vergleichbares.