Test / E-MTB: Ausgestattet mit neuem Vollcarbonrahmen samt innovativer Geometrieverstellung, neuem Bosch Antrieb und viel Federweg möchte das Bulls Sonic EN-R das erste waschechte Race-E-MTB des Kölner Herstellers sein. Wir konnten das Bike bereits ausführlich testen.
Schon vor zwei Jahren setzte man in Köln bei Bulls das Thema E-Racing auf die Agenda. Mit dem damaligen Sonic Evo AM Team stellte man auch ein entsprechendes Bike für den Einsatz vor – zwar nutzte es die bekannte All-Mountain-Plattform, rückte diese jedoch mit CX Race Motor und robusten Komponenten in eine deutlich sportlichere Richtung. Nun für das Modelljahr 2025 setzt man den eingeschlagenen Kurs fort und stellt mit dem Sonic EN-R erstmals auch eine komplett eigene Plattform für den sehr sportiven E-MTB Einsatz vor.
Der Vollcarbonrahmen des Bulls Sonic EN-R ist eine komplette Neuentwicklung, bringt 170 mm Federweg an der Front und 160 (bzw. 145 mm) am Heck mit. Angetrieben wir das Bike vom neuen Bosch CX Gen 5 Motor, dem ein Bosch Powertube 600 Akku im Unterrohr zur Seite steht. Letzterer ist bequem zur Seite entnehmbar, außerdem ist das Bike auch mit dem PowerMore 250 Range Extender kompatibel. So hat man trotz des Verzichts auf den neuen, großen PowerTube 800 Akku viel Variabilität bezüglich der Akkus und der Reichweite. Bei den Laufrädern setzt man auf einen Mullet-Mix mit 29 Zoll vorn und 27,5 Zoll am Heck. Übrigens ist es damit das einzige E-MTB im aktuellen Bulls-Portfolio mit den gemischten Laufradgrößen.
Bosch CX Gen 5 mit 600 Wh Akku
Wie so viele aktuell vorgestellte E-MTBs setzt auch das Bulls Sonic EN-R auf den neuen Bosch CX Motor der 5. Generation. Auch wenn sich bei den Leistungsdaten im Vergleich zum Vorgänger nichts getan hat und die Gewichtsersparnis mit rund 100 g auch ziemlich klein ausfällt, punktet der neue Motor mit seinem verfeinerten Ansprechverhalten und vor allem deutlich geringerer Lautstärke. Die Integration des etwas kompakteren Motors gefällt beim neuen Bulls E-MTB gut, vor allem die Lösung mit der massiven Skidplate aus Aluminium ist optisch wie technisch richtig gelungen. Sie schützt den Motor nicht nur bei Aufsetzern, sondern so bleibt die Antriebseinheit während längerer Uphills auch gut belüftet und kann lange ihre maximale Leistung abrufen.
Geometrie- und Federwegsverstellung
Viel Variabilität gibt es am Sonic EN-R nicht nur in puncto Akku, sondern auch bei Geometrie und Federweg. Löst man die beiden Schrauben auf dem Oberrohr, lässt sich der Schlitten der Dämpferhalterung auf der Unterseite in drei Positionen arretieren: Flach, Neutral und Steil. Dabei verändern sich Lenk- und Sitzwinkel und auch die Tretlagerhöhe. Positiv: Das ganze Prozedere geht so schnell, dass man das auch problemlos unterwegs erledigen kann, z.B. nach einem langen Uphill. Wer zusätzlich auch beim Federweg Hand anlegen möchte, findet am Hinterbau außerdem einen Flipchip. Über diesen lassen sich die 160 mm Federweg am Heck auf 145 begrenzen. Der Umbau ist nicht ganz so simpel wie bei der Geometrie – ob man die beiden kleinen Schrauben wirklich auf dem Trail herausdrehen möchte … wir würden es nicht empfehlen.
Die Geometrie selbst ist modern und sportlich. In der flachen Einstellung liegt der Lenkwinkel bei 63,5°, dank steilem Sitzwinkel sitzt man aber ziemlich zentral. Der Reach fällt mit maximal 475 mm nicht allzu üppig aus, wer also gerne sehr lange Bikes fährt, wird hier eventuell nicht ganz glücklich. Der größte Wermutstropfen an der Geometrie ist jedoch die begrenzte Größenauswahl: Nur in zwei Rahmengrößen ist das Bulls Sonic EN-R erhältlich – M und L. Besonders kleine oder besonders große Fahrer schauen hier in die Röhre – schade!
M | L | |
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Sitzrohr (in mm) | 435 | 465 |
Reach (in mm) | 455 | 475 |
Stack (in mm) | 613 | 632 |
Lenkwinkel (in °) | 64 | 64 |
Sitzwinkel eff. (in °) | 76 | 76 |
Tretlagerabsenkung (in mm) | 12,5 | 12,5 |
Kettenstreben (in mm) | 445 | 445 |
Radstand (in mm) | 1234 | 1263 |
Oberrohr horiz. (in mm) | 591 | 615 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 120 |
Gute Ausstattung am Topmodell
Getestet haben wir das Bulls Sonic EN-R in seiner Topvariante für knapp 10.000 Euro. So brachte es mit Schläuchen und ohne Pedale in Rahmengröße M etwas über 22,5 kg auf die Waage – ein gutes Gewicht angesichts der verbauten Komponenten. Nicht nur das Fahrwerk aus RockShox ZEB Ultimate und Vivid Air Ultimate sind nämlich auf der performant-robusten Sorte, gleiches gilt auch für die Mavic Deemax Alulaufräder und die Magura Gustav Pro Bremsanlage. Geschaltet wird mit der edlen Sram XX Eagle Transmission, dazu gibt es eine schön in den Rahmen integrierte 8Pins Dropper Post mit über 200 mm Hub.
Rahmen | Bulls Sonic EN-R |
Federgabel | RockShox Lyrik Ultimate 170 mm |
Antrieb | Bosch CX BDU38 |
Akku | Bosch Powertube 600 |
Dämpfer | RockShox Vivid Air Ultimate |
Laufräder | Mavic Deemax Enduro |
Reifen VR | Schwalbe Tacky Chan SuperSoft SuperTrail |
Reifen HR | Schwalbe Big Betty Soft SuperTrail |
Schaltwerk | Sram XX Eagle Transmission |
Schalthebel | Sram AXS Rocker |
Kurbel | Sram XX Eagle Transmission |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Magura Gustav Pro |
Bremsscheiben | Magura MDR-P 223/203 mm |
Sattelstütze | 8Pins |
Sattel | Prologo Proxim Nembo |
Vorbau | Rumble Altimate Pro Carbon |
Lenker | Rumble Altimate Pro Carbon |
Abgerundet wird das Paket durch die Lenker-Vorbau-Einheit aus Carbon, die von der neuen Eigenmarke Rumble kommt. Die Bauweise schränkt Einstellungen nach dem Kauf zwar ein, spart aber einiges an Gewicht. Wichtiger Hinweis: Durch die kantige Lenkerform am Vorbau lässt sich am Sonic EN-R leider das neue Purion 400 nicht montieren, das ansonsten sehr gut zum Rad gepasst hätte.
Das Bulls Sonic EN-R auf dem Trail: Große Reserven und straffes Fahrwerk
Auf dem Trail zeigt das Bulls Sonic EN-R Charakter und fährt sich Bulls-untypisch. Konnten sich die Bikes der Kölner in der Vergangenheit eher durch ihre Gutmütigkeit und hohen Komfort auszeichnen, ist das neue Race-Bike eine andere Nummer: Das macht sich sowohl bei der Geometrie wie auch beim straffen Hinterbau bemerkbar, der ordentlich Feedback vom Trail durchreicht, dafür aber viele Reserven für schnelle Fahrweise bietet. Die verbauten Komponenten funktionieren überwiegend sehr gut, auch die Reifenwahl mit der extra-weichen Gummimischung an der Front überzeugt; schwerere Fahrer sollten jedoch über einen Hinterreifen mit stabiler SuperGravity Karkasse nachdenken.
Ungeahnt potent sind auch die Kletterfähigkeiten des neuen Bulls E-MTBs. Vor allem in der steilen Geometrie-Einstellung klettert das Bike hervorragend, was natürlich auch auf den neuen Bosch Motor zurückzuführen ist. Auch wenn dieser nicht durch große Leistungssprünge punkten kann, klebt er durch die verbesserte Sensorik regelrecht am Fuß und macht auch durch seine geringe Geräuschkulisse Freude. Auf dem Trail bleibt er im Gegensatz zum Vorgänger ebenfalls ruhig – leider klapperte unser Testbike dennoch deutlich hörbar. Laut Bulls dürfte das auf das Akku-Cover unseres Vorserienrads zurückzuführen sein.
Detailliertere Fahreindrücke findet ihr in unserem Testvideo auf YouTube: