Test Specialized Mondo TLR: Der Langstreckenreifen des US-Anbieters rollt durchaus geschmeidig ab, hat viel Grip und verspricht, dank Seitenwandverstärkung pannenfester zu sein als normale Rennreifen. Für anspruchsvolle Strecken mit schlechtem Asphalt, Kopfsteinpflaster oder Gravel-Passagen dürfte dies die richtige Wahl sein.
An modernen Rennrädern kann man heute Reifen fahren, von denen man vor einigen Jahren noch nicht zu träumen wagte. Selbst ein italienischer Edelrenner lässt 30 mm breite Gummis durch; etwas mehr auf „Allroad“ ausgerichtete Rennräder haben auch für 32 mm breite Reifen Platz genug. Und wenn man „Endurance“ hört, kann man sogar von 35 bis 40 mm ausgehen.
Was bringt einem so viel Reifenfreiheit? Ganz klar deutlich mehr Freiheiten bei der Streckenwahl. Wo man bereits einen schmalen Querfeldeinreifen unterbringen kann, kann man entsprechendes Terrain in Angriff nehmen (zumindest bei Trockenheit) – das Rennrad wird also fast „Gravelbike light“. Und natürlich kann man sich an Terrain wagen, das zwar als „Asphalt“ gilt, aber mit normalen Straßen wenig zu tun hat – beispielsweise die legendären Kopfsteinpflasterstrecken Belgiens und Nordfrankreichs.
Test Specialized Mondo TLR: Bewährt bei Paris-Roubaix
Und genau hier hat sich der Specialized Mondo TLR bereits bewährt: Die belgische Radweltmeisterin Lotte Kopecky fuhr mit diesem Reifen im Frühjahr 2024 zum Sieg bei Paris-Roubaix, was den so ziemlich maximalen Härtetest für Rennreifen darstellt. Was all jene neugierig machen dürfte, die einen stabilen Pneu für schlechten Asphalt und mäßig anspruchsvolle Gravelstrecken suchen.

Was ist das Besondere am „Langstreckenreifen“ des US-Herstellers? Gut zu wissen ist erst einmal, dass Specialized diesen Reifen im Rahmen der Neuaufstellung seines Rennrad-Programms als einziges Modell nicht verändert hat – nur das Logo an der Seite ist neu. Der hier gezeigte „Mondo 2BlissReady“ aus dem Jahr 2024 ist also technisch auf dem neuesten Stand, was den Karkassenaufbau und die Gummimischung betrifft.
Griffige Schultern, robuster Laufstreifen
Specialized setzt auch bei diesem Reifen auf das „Gripton T2/T5“-Compound mit haltbarem Laufstreifen und griffigen Reifenschultern. Alleinstellungsmerkmal des Mondo ist jedoch das Polyamid-Gewebe, das die Seitenwand verstärkt und um gut 50 % dicker macht als beispielsweise jene des neuen Specialized S-Works Turbo TLR. Auch zahlreiche Gravel-Pneus sind an dieser Stelle nicht so gut geschützt wie der Mondo.
Für den Einsatzbereich des Mondo ist die Seitenwandverstärkung ein großes Plus. Ob es die Lücken zwischen kantigen Pflastersteinen sind, die harten Ränder von Schlaglöchern oder scharfe Steine, die aus einer festgewalzten Naturstraße hervorstehen: Sie alle können gerade einem Rennreifen mit vergleichsweise wenig Volumen gefährlich werden, wogegen ein breiter Gravel-Pneu einfach darüber hinweg rollt, ohne dass seine Seitenwände in Kontakt mit möglichen Defektquellen kommen. In 32 oder 35 mm Breite (der Mondo wird außerdem als 28er angeboten) kann der Reifen mit recht geringem Druck gefahren werden, was das Pannenrisiko ebenfalls reduziert. Stößt er gegen einen harten Gegenstand, drückt er sich ein, anstatt beschädigt zu werden.
Einfache Tubeless-Montage
Also rauf auf die Felge, was bei Specialized-Reifen erfahrungsgemäß problemlos funktioniert. Der Mondo lässt sich ohne viel Kraft übers Felgenhorn schieben und dichtet bei der Tubeless-Montage sofort ab; nicht mal einen Kompressor braucht man. Ach so, die Waage zeigt beim 32er 360 Gramm an, also etwas mehr als vom Hersteller genannt. Damit ist er allerdings auch nur rund 30 Gramm schwerer als manch 30er Rennreifen renommierter Hersteller.

Auch der Fahreindruck unterscheidet sich nicht allzu sehr von diesen. Der Grip des Mondo ist verlässlich gut, gerade bei etwas reduzierte Reifendruck; ist man abseits des Asphalts unterwegs, zeichnet sich das feine Profil durch merkliche Traktion aus. Was das bringt, konnten wir etwa bei der „Toerversie“ des Amstel Gold Race im April 2025 erleben: Wenn man bei knapp 20 % Steigung auf die Grasnabe ausweichen muss, um einen langsameren Fahrer zu überholen, will man auf keinen Fall, dass das Hinterrad durchdreht – dann muss man den Rest des Anstiegs nämlich schieben.
Verglichen mit dem neuen Specialized Turbo, rollt der Mondo etwas weniger geschmeidig ab, ohne sich irgendwie langsam anzufühlen. Dieser Eindruck wird von den Prüfstands-Ergebnissen der Plattform Bicyclerollingresistance.com bestätigt: Bei eher niedrigem Druck (3,7 bar) liegen Specialized Turbo TLR 28 und Mondo 28 dort um etwa 2,5 bar auseinander. Der 32er Mondo dürfte wegen seiner Breite dabei minimal leichter rollen als der 28er.
Ohnehin wird man ihn dann einsetzen, wenn der leichte Rennreifen gerade nicht angesagt ist: bei langen winterlichen Trainingsfahrten oder wie gesagt beim Strecken-Check der nördlichen Frühjahrsklassiker; immer dann also, wenn man besonders ungern platt fährt und auch mal mit Matsch und rutschigen Steinen zu tun hat. Nachteil des Specialized Mondo ist nur der markentypisch hohe Preis. Der UVP von 69 Euro wird auch von den Versendern kaum unterschritten; trösten kann man sich mit der hohen Laufleistung des Reifens.


