Radsport: Am Samstag beginnt die Tour de France 2021. Die Aufgebote aller Teams sind bekannt gegeben worden. Wir blicken auf alle 23 Mannschaften, 184 Fahrer und ihre Ziele. In Teil 1 widmen wir uns den Teams mit den Topfavoriten.
UAE: Alle Mann für die Titelverteidigung
Er war DER Überraschungssieger der vergangenen Jahre. Tadej Pogacar gewann im Alter von gerade einmal 21 Jahren die Tour de France. Nun soll er diesen Erfolg wiederholen. Dafür stellt ihm die sportliche Leitung ein starkes Team zur Seite – mit Schwächen im Hochgebirge. Denn Marc Hirschi, Davide Formolo und Rui Costa gehören zu den stärksten im Fahrerfeld, so lange es nicht zu lange und zu steil bergauf geht. Rafal Majka hat im Hochgebirge seine beste Zeit scheinbar hinter sich und Brandon McNulty vermutlich noch vor sich. So muss das UAE Team Emirates als gut, aber dennoch angreifbar bezeichnet werden. Gerade die stärksten Herausforderer, Jumbo – Visma und Ineos Genadiers, könnten Tadej Pogacar in den Bergen isolieren.
- Tadej Pogacar
- Mikkel Bjerg
- Rui Costa
- Davide Formolo
- Marc Hirschi
- Rafal Majka
- Brandon McNulty
- Vegard Stake Laengen
Jumbo – Visma: Dominanz muss auch erfolgreich sein
Die Radsport-Szene war begeistert: In der vergangenen Saison war endlich eine Mannschaft dazu in der Lage, Ineos Grenadiers die Stirn zu bieten und die Dominanz der Briten zu brechen. Doch letztendlich ging Jumbo – Visma bei der Tour de France nicht mit dem Gelben Trikot nach Hause. Im entscheidenden Zeitfahren verlor Kapitän Primoz Roglic völlig überraschend doch noch den Toursieg an seinen Landsmann Tadej Pogacar. Logisch, dass es in diesem Jahr mit dem Gesamtsieg klappen soll. Primoz Roglic ist weiterhin der stärkste Fahrer in den Bergen. Mit Stefen Kruiijswijk, Sepp Kuss und Jonas Vingegaard hat er dort drei absolute Edelhelfer. Außerdem an seiner Seite: Allrounder Wout van Aert. Der Belgier kann nicht nur auf jedem Terrain eine Hilfe sein, sondern ist auch ein potentieller Etappensieger. Mike Teunissen und Tony Martin helfen vor allem in der Ebene, während Rober Gesink mit all seiner Erfahrung beraten kann. Alles in Allem ist die Mannschaft Jumbo – Visma die einzige, die Ineos Grenadiers auch in diesem Jahr die Stirn bieten kann.
- Primoz Roglic
- Wout van Aert
- Mike Teunissen
- Robert Gesink
- Jonas Vingegaard
- Tony Martin
- Sepp Kuss
- Steven Kruijswijk
Ineos Grenadiers: Mit 3 oder 4 Mann gegen die Slowenen
Auch ohne Egan Bernal muss die Mannschaft Ineos Grenadiers als die stärkste bei der Tour de France 2021 bezeichnet werden. Mit Richard Carapaz und Geraint darf die britische Equipe mindestens auf eine Doppelspitze bauen. Tao Geoghegan Hart – Giro-Sieger aus dem Vorjahr – könnte aus der Zweier- eine Dreierspitze machen. Richie Porte gewann das Critérium du Dauphiné, weshalb eigentlich auch er zu den Podiumskandidaten zählen müsste. Vier Fahrer hat Ineos Grenadiers also im Aufgebot, die in den Bergen und in der Gesamtwertung ganz vorn mitmischen dürften. Hinzu kommen mit Michal Kwiatkowski, Jonathan Castroviejo, Luke Rowe und Dylan van Baarle vier Helfer, die sowohl in der Ebene, als auch in anspruchsvollem Terrain starke Lokomotiven sein können und mit all ihrer Erfahrung kaum Fehler bei einer Grand Tour machen werden. Es ist also egal, für wen die Mannschaft letztendlich fährt: Der Kapitän oder die Kapitäne dürfen sich auf die beste Mannschaft der Tour de France 2021 verlassen.
- Richard Carapaz
- Jonathan Castroviejo
- Tao Geoghegan Hart
- Michal Kwiatkowski
- Richie Porte
- Luke Rowe
- Geraint Thomas
- Dylan van Baarle
Astana – Premier Tech: Fuglsang/Izagirre & Etappenjäger
Traditionell ist auch das Aufgebot der Mannschaft Astana – Premier Tech stark besetzt. Mit Jakob Fuglsang und Jon Izagirre setzt das kasachische Team auf zwei erfahrene Kapitäne, welche mindestens die Top 5 der Tour de France im Blick haben dürften. Parallel wird Astana – Premier Tech aber auch auf Etappensiege schielen. Wie gewohnt wird man die Fahrer viel in Ausreißergruppen finden können. Vor allem Alex Aranburu könnte diesbezüglich für eine kleine Überraschung sorgen, denn der Spanier ist sprintstark und kommt immer ganz gut über die Berge. Omar Fraile ist ebenso wie Alexey Lutsenko ohnehin einer der stärksten Ausreißer im Peloton. Also auch wenn es im Kampf um das Gelbe Trikot am Ende nichts wird mit dem ganz großen Wurf, dürfen wir von Astana – Premier Tech eine offensive, aktive und erfolgreiche Tour de France erwarten.
- Alex Aranburu
- Stefan De Bod
- Omar Fraile
- Jakob Fuglsang
- Dmitriy Gruzdev
- Hugo Houle
- Jon Izagirre
- Alexey Lutsenko
Cofidis: Etappensiege und das Bergtrikot?
Die Mannschaft Cofidis gehört zum Radsport und zur Tour de France wie das Gelbe Trikot. Doch eben dieses dürfte man in diesem Jahr eher weniger im Blick haben. Guillaume Martin ist ein starker Bergfahrer, aber die Top 5 dürften für ihn zu hoch gegriffen sein. Daher besteht die Chance, die Ziele diesmal etwas anders auszulegen und voll auf das Bergtrikot und auf Etappensiege zu fahren. Gemeinsam mit Jesus Herrada und Anthony Perez könnte der Franzose in dieser Wertung eine echte Waffe sein. Parallel dazu fährt die rot-weiße Equipe mit Sprinter Christophe Laporte um Etappensiege in Massensprints. Der deutsche Simon Geschke wird seinen Leadern auf jedem Terrain helfend zur Seite stellen und bei Gelegenheit sicher das ein oder andere Mal auch selbst Teil einer Ausreißergruppe sein dürfen. Ohne in die Offensive zu gehen und Risiken in Kauf zu nehmen, dürfte es für die Mannschaft Cofidis aber schwer werden, der Tour de France 2021 den Stempel aufzudrücken.
- Guillaume Martin
- Christophe Laporte
- Jesus Herrada
- Anthony Perez
- Simon Geschke
- Ruben Fernandez
- Pierre-Luc Perichon
- Jelle Wallays
Trek – Segafredo: Was können Nibali & Mollema noch leisten?
Das Aufgebot von Trek – Segafredo ist gespickt mit Fahrern, die bei einer Grand Tour Etappen gewinnen können. Am bekanntesten sind sicherlich Vincenzo Nibali und Bauke Mollema. Der Italiener und der Niederländer sind in Bestform auch in der Lage, eine große Landesrundfahrt auf dem Podium zu beenden, doch bei beiden scheint die beste Zeit bereits vorbei zu sein. Im Hochgebirge zählen sie vor allem in Ausreißergruppen daher zu den Topfavoriten auf einen Tagessieg. Julien Bernard und Kenny Elissonde ist selbiges ebenfalls zuzutrauen. Auf Flachetappen wird man auf Mads Pedersen bauen. Der Däne hat sich zu einem Top-Sprinter entwickelt und könnte mit Hilfe von Jasper Stuyven und Edward Theuns für einen Sieg in einem Sprint Royal sorgen. Die Erfahrung hat außerdem gezeigt, dass die Mannschaft nicht selten auch die Rolle des Sprinters und des Anfahrers tauscht.
- Julien Bernard
- Kenny Elissonde
- Bauke Mollema
- Vincenzo Nibali
- Mads Pedersen
- Toms Skujins
- Jasper Stuyven
- Edward Theuns
Qhubeka – NextHash: Jeden Tag in Gruppen gehen
Große Hoffnungen setzte man bei Qhubeka – NextHash in die Verpflichtung von Fabio Aru. Doch dem Italiener gelang es bis heute nicht, zu alter Formstärke zurückzufinden. So hat die sportliche Leitung auf eine Tour-Nominierung verzichtet und steht nun quasi ohne Kapitän am Start. So bleibt – auch auf Grund eines fehlenden Top-Sprinters – nur die Flucht nach vorn. Victor Campenaerts und Max Walscheid können im Zeitfahren brillieren, wobei der zuletzt genannte auch am ehesten in Massensprints für eine gute Platzierung sorgen könnte. Simon Clarke, Sean Bennett und Sergio Henao werden im Hochgebirge versuchen, durch einen Ausreißversuch einen Tagessieg einzufahren. Nic Dlamini hat seine Stärken eher in der Ebene. Michael Gogl und Carlos Barbero sind stark, wenn es leicht wellig wird. Für einen Etappensieg kann es für Qhubeka – NextHash aber nur reichen, wenn alles zusammenkommt. Im Normalfall nämlich ist man auf jedem Terrain deutlich unterlegen.
- Simon Clarke
- Michael Gogl
- Victor Campenaerts
- Max Walscheid
- Sean Bennett
- Nic Dlamini
- Sergio Henao
- Carlos Barbero
BikeExchange: Viele Fragezeichen im australischen Team
Im Team BikeExchange steht und fällt alles mit Simon Yates. Kommt der Brite nach dem Giro d’Italia schnell wieder in Top-Form, ist er ein Kandidat für das Podium. Gelingt das nicht, wird er auf Etappensieg fahren. Dann könnte Lucas Hamilton zur Überraschung der Tour de France werden. Denn der junge Australier könnte die Top 10 anpeilen. Ein großes Fragezeichen steht auch hinter Esteban Chaves – wie eigentlich vor jeder Rundfahrt. Der Kolumbianer hat viel Potential, kann es aber nur noch selten über einen längeren Zeitraum abrufen. So könnte es sein, dass die Mannschaft BikeExchange vor allem auf mittelschweren Etappen überzeugen kann. Mit Michael Matthews und Luka Mezgec befinden sich zwei Fahrer im Aufgebot, welche Sprintstark sind und gut über Hügel kommen. Auf diesen Teilstücken wird sich dieses Duo unter anderem aber mit Peter Sagan und Mathieu van der Poel messen müssen.
- Luke Durbridge
- Christopher Juul-Jensen
- Luka Mezgec
- Simon Yates
- Esteban Chaves
- Michael Matthews
- Amund Grondahl Jansen
- Lucas Hamilton