Test Breezer Inversion X Comp: Das schön lackierte Gravelbike aus Stahl ist mit zahlreichen Befestigungsmöglichkeiten auf Alltag und Tour abgestimmt. Die Sitzgeometrie ist dabei eher sportlich, was in einer interessanten, gut fahrbaren Mischung resultiert. Über das Gewicht sollte man erst nach der Probefahrt nachdenken, auf den Fahrspaß wirkt es sich nämlich nicht wirklich aus.
Die Marke Breezer ist eng mit der Erfindung des Mountainbikes verbunden. Ihr Gründer Joe Breeze lötete 1977-78 zehn Rahmen, die als die ersten wirklichen MTBs gelten, und auch in den folgenden Jahrzehnten setzte der Innovator mit seiner Radmarke wichtige Offroad-Impulse, bevor er sich mehr und mehr dem Fahrrad als Verkehrsmittel zuwandte.
Diese Entwicklung spiegelt sich im aktuellen Portfolio der Marke: Breezer bietet nur noch ein einziges Mountainbike an, das Thunder mit Stahlrahmen und Starrgabel; auf der anderen Seite gibt es zahlreiche E-Bikes mit Bosch-Antrieb und ein breites Sortiment von Touren- und Trekkingbikes. Irgendwo dazwischen steht das Inversion, das in unterschiedlichen Versionen zu haben ist: mit anderer Geometrie als Sportmodell mit Carbongabel und schmaleren Reifen wie als Alltagsrad mit Licht und Schutzblechen. Und dann ist da das Breezer Inversion X Comp, ein schön lackiertes Dropbar-Bike, dass man erst fahren sollte, bevor man es anhebt – denn sonst wird man ihm wohlmöglich nicht gerecht.
Nicht leicht, aber leichter als vom Hersteller angegeben
Wir haben’s natürlich andersherum gemacht und dabei erstmal die Gewichtsangabe des Herstellers unterboten. 12,6 Kilo wiegt das 56er Inversion ohne Pedale, auf der Homepage stehen 12,78 Kilo. Uff, ein dicker Brocken! Rahmen und Gabel sind extrem solide ausgeführt, wobei an ersterem das Verstärkungsblech untrem Unterrohr ausfällt. Die Tubeless-Laufräder vertrauen auf breite, stabile Felgen und auch im Detail wird nicht auf ein paar Gramm geachtet – so werden Bremsleitung und Schaltzüge mit Alu-Klemmen am Unterrohr befestigt.
Doch leicht will das Inversion gar nicht sein, und die potenziellen Käufer/innen dürften an diesem Aspekt auch wenig Interesse haben. Neben seiner Solidität punktet das Stahlrad mit zahllosen Anbaumöglichkeiten, die es zur perfekten Ausgangsbasis für ein Reise- oder Alltagsrad machen. Die Montage von Schutzblechen wurde ebenso bedacht wie die Führung eines Dynamokabels und die Nutzung einer Lenkertasche – für diesen Fall ist das Steuerrohr großflächig mit einer Schutzfolie versehen. Dazu kommt genug Platz für 45 mm breite Reifen; auch ein 50er könnte gerade so durch den Hinterbau passen.
Fahrspaß dank der sportlichen Sitzgeometrie
Ist das Breezer Inversion X Comp also ein eher behäbiges Tourenbike? Nicht so ganz, denn seine Sitzgeometrie ist mit kurzem Stack und langem Reach ausgesprochen sportlich, wobei der kurze Vorbau und die Spacer unter diesem die Sache entschärfen. Mit langem Radstand und flachem Lenkwinkel ist das Breezer eher auf Laufruhe abgestimmt, träge wirkt es aber nicht. Natürlich hemmt das Gewicht den Vortrieb etwas – doch das merkt man vor allem im Wiegetritt, wenn man das Zwölf-Kilo-Rad unter sich hin und her bewegt. Wer im Sitzen beschleunigt, bekommt wenig davon mit, und ohnehin verliert dieser Aspekt an Bedeutung, sobald man mit Gepäck unterwegs ist.
Zum Tourenfahren passt die Komplettierung mit Shimano GRX 600/400 in der 2×10-Variante. Die Komponenten funktionieren gut, wobei das Zehnfach-Getriebe etwas in die Jahre gekommen ist: Zwar ist der Gesamtumfang der Schaltung mit 46/30 Zähnen vorne und 11-34er Kranz ziemlich groß, die Abstufung dabei aber nicht sehr fein. Das ist okay für ruhiges Tempo; wer das Rad sportlich nutzen will, dürfte sich eher 1×12 wünschen, was Breezer aber leider nicht anbietet. Allerdings gibt es für 200 Euro mehr das X Expert mit Shimano 2×11.
Die eher einfache Gruppe ist natürlich auch für den recht günstigen Preis verantwortlich, der auf dem Niveau anderer Fachhandelsmarken liegt. Anderswo bekommt man für diese Summe freilich ein ähnlich konzipiertes Alu-Gravelbike mit 2×12-Getriebe. Die meisten 2.000-Euro-Gravelbikes dürften außerdem zwei bis zweieinhalb Kilo leichter sein. Wenn der angepeilte Einsatzzweck stimmt, ist das Inversion X Comp eine gute Entscheidung – jedenfalls dann, wenn einem das Gewicht wirklich egal ist.