Radsport: Das hatte beim Auftakt-Wochenende des Cyprus Sunshine Cup kaum jemand erwartet. Der Brite Grant Ferguson gewann die zweite Etappe des Afxentia Etappenrennens. Nach 55 Kilometer passierte er in Lefkara die Ziellinie sechs Sekunden vor dem Brasilianer Henrique Avancini und neun vor Stephane Tempier aus Frankreich. Das Duell zwischen Annika Langvad und Jolanda Neff ging an die Marathon-Weltmeisterin aus Dänemark. Dritte wurde das französische Talent Margot Moschetti.
Das BH-Sr Suntour-KMC Duo versuchte teamtaktisch zu agieren. „Der Plan war, dass wir an Position eins und zwei in den langen Singletrail gehen, aber Stephane konnte nicht überholen“, erklärte Maxime Marotte, nachdem er mit 23 Sekunden Rückstand das Ziel erreicht hatte.
So kam Marotte mit 20 Sekunden Vorsprung aus dem langen Singletrail, als noch gut 20 Kilometer übrig blieben. Die Verfolgergruppe, angeführt von Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing), schloss wieder auf und als es in den letzten vier Kilometer langen Anstieg hinauf nach Lefkara ging, da wurde der Kampf um den Etappensieg lanciert.
Rund 400 Meter vor dem Ziel, in einer sehr steilen Passage, griff Grant Ferguson (Betch.nl Superior-Brentjens) an. „Ich musste es versuchen, warum auch nicht“, lachte der Brite. „Ich habe natürlich versucht die Etappe zu gewinnen, aber es überrascht mich schon, dass ich es geschafft habe“, fügte er hinzu.
Niemand konnte ihm auf Anhieb folgen. Henrique Avancini, der von etlichen Konkurrenten als der Stärkste an diesem Tag gesehen wurde, verpasste die Attacke. „Grant hat im richtigen Moment angetreten, aber nichts ist entschieden. Ich hoffe, ich kann morgen noch mal überraschen“, meinte Avancini. Und: „Stimmt, für einige Zeit hatte ich das Gefühl, dass ich der Stärkste in der Gruppe bin. Meine Form ist ziemlich gut und ich hoffe, ich kann das am Samstag fortsetzen.“
Stephane Tempier verlor neun Sekunden und holte sich den dritten Platz auf dem Podest. „Grant war extrem stark in diesem letzten Anstieg, aber in der Gesamtwertung liegen wir mit dem Team in einer guten Position. Wir werden sehen, was für eine Strategie wir morgen fahren können.“
Er liegt nun elf Sekunden hinter Forian Vogel, der als Vierter sein Leaderjersey verteidigen konnte. Etappensieger Ferguson ist ebenfalls elf Sekunden zurück.
Das verspricht für Samstag in Lythrodontas eine sehr spannende Etappe.
Bei den Damen sind die Verhältnisse klarer. Annika Langvad (Specialized Racing) und Jolanda Neff (Stöckli Pro) kamen gemeinsam an den letzten langen Anstieg nach Lefkara. „Ich war mir nicht sicher, ob Jolanda heute nicht so stark ist, oder ob sie eine Konter-Attacke setzen würde. Deshalb habe ich versucht meinen Rhythmus so zu wählen, dass ich noch reagieren konnte. Aber sie konnte mir nicht folgen“, erzählte Langvad, wie sie die Etappe für sich entschied und ins Gelbe Trikot schlüpfte. „Es war so geil heute. Letztes Jahr hat mich Jolanda in den Downhills abgehängt, aber heute konnte ich ihr Hinterrad halten. Ich habe versucht cool zu bleiben und wusste, dass ich am letzten Anstieg stark bin. Yeah!“
Jolanda Neff machte keinen enttäuschten Eindruck. „Ich bin nicht am selben Punkt wie im letzten Jahr, das weiß ich. Meine Vorbereitung habe ich später begonnen. Das ist keine Entschuldigung, Annika war heute sehr, sehr stark. Gratulation an sie. Ich bin nicht unzufrieden, weil ich weiß warum es so ist“, sagte die junge Schweizerin. Und dann, an die Adresse von Margot Moschetti (Betch.nl Superior Brentjens), fügte sie hinzu: „Sie war in den Anstiegen sehr, sehr stark, Respekt“. Neff verlor 1:24 Minuten auf Langvad.
Margot Moschetti (Betch.nl Superior Brentjens) bildete nach dem ersten Anstieg mit Neff und Langvad die Spitzengruppe, verlor aber im langen Downhill den Kontakt. „Ich bin dann mein eigenes Tempo gefahren, aber das Gefühl war sehr gut heute“, sagte eine grinsende U23-Vizeweltmeisterin. Sie verlor 2:55 Minuten auf Langvad.
Kathrin Stirnemann wurde Vierte, 7:40 Minuten zurück. „Ich bin sehr zufrieden damit“, meinte die Haibike-Ötztal-Fahrer aus der Schweiz. Nicht glücklich war sie damit, dass ihre künftige Cape Epic-Partnerin Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) gerade zu dem Zeitpunkt des Rennens einen Reifendefekt hatte, als sie gemeinsam unterwegs waren. „Schade, ich dachte, wir könnten eine Weile zusammen fahren, aber sie hatte direkt nach der zweiten Technischen Zone Plattfuß“, ärgerte sich Stirnemann.
Dahle-Flesjaa hatte dann nach der dritten Technischen Zone einen weiteren Plattfuß und kam mit großer Verspätung ins Ziel.
Tagesfünfte wurde Elisabeth Osl (Ghost Factory Racing) aus Österreich (+9:06).