Eurobike / Markt: Smartphone-Apps rund ums Rad gibt es inzwischen viele – doch was der italienische Kulthersteller Campagnolo mit seiner MyCampy App plant, gab es in dieser Form bisher nirgendwo. Zum Einen soll die App für iOS und Android eine Art „Fuhrparkverwaltung“ für diejenigen sein, die mehr als ein Rad besitzen, doch ihre wirklichen Stärken spielt die Software im Zusammenspiel mit der Campagnolo EPS-Gruppe aus.
Wer einen Antrieb von Campagnolo fährt, hat in den meisten Fällen auch einen Sinn für das Traditionelle im Radsport und für Campagnolo-Fans ist das geliebte Zweirad oft auch mehr als nur ein Sportgerät oder die Summe seiner Komponenten. Dass sich aber Traditionsbewusstsein und technischer Fortschritt nicht wie oft behauptet wird ausschließen müssen, zeigt Campagnolo mit der Einführung der neuen MyCampy App und der dazugehörigen EPS Schnittstelle, der EPS V3.
Eine Campagnolo-App auf dem Smartphone? Sicherlich wird sich jetzt der eine oder andere zurecht fragen, wozu das gut sein soll. Deshalb waren wir während der Eurobike auch am Stand der Italiener und haben uns die Funktionen und Features der App erklären lassen. Am Ende des Tages müssen wir konstatieren: Hier hat Campagnolo ein wirklich heißes Eisen im Feuer! Doch nun endlich zum Thema, der MyCampy App selbst.
Die Grundfunktion der kostenlosen App bezeichnet Campagnolo als ‚MyGarage‘ und richtet sich an wahre Fahrradfreaks, die mehr als nur zwei Räder und einen Laufradsatz im Fuhrpark haben und deshalb gerne den Überblick verlieren. MyCampy erlaubt es, alle Räder samt Komponenten auf seinem Benutzerkonto zu registrieren. Campagnolo-Komponenten sind bereits in der Datenbank eingetragen und müssen nur ausgewählt werden, doch lassen sich selbstverständlich auch Komponenten sämtlicher anderer Hersteller eintragen – dann allerdings händisch.
Der Sinn dahinter ist folgender: Wer viele Räder besitzt, vielleicht auch je nach Einsatzgebiet unterschiedliche Laufradsätze fährt, der verliert schnell den Überblick, welcher Antrieb nun bereits wie viele Kilometer auf der Kette hat, wann man sich vielleicht mal die Nabenlager ansehen sollte usw. Hierbei soll MyCampy unterstützen: Vor jeder Ausfahrt wird einfach eines der gespeicherten Räder gewählt und die App zeichnet per GPS auf, wie viele Kilometer die jeweiligen Komponenten beansprucht werden. Auf Wunsch erinnert das Smartphone dann beispielsweise daran, wann es Zeit wäre, die Kette zu wechseln oder wann ein Lagerservice fällig ist.
Während MyGarage sicherlich ein nettes Feature ist, spielt die App ihre wahre Stärke erst im Zusammenspiel mit der Campagnolo Super Record EPS, der elektronischen Schaltgruppe der Italiener, aus. Im MyEPS Modus verbindet sich das Smartphone per Bluetooth mit dem Antrieb – so kann der Fahrer das System auf die eigenen Bedürfnisse anpassen, eine neue Firmware aufspielen oder eine ausführliche Diagnostik der Komponenten durchlaufen lassen.
Richtig spannend wird es dann schließlich im MyCampySessions-Modus: Dabei handelt es sich um ein Analysetool, das die eigene Leistung mit den Komponenten koppelt und analysiert. Konkret heißt das, dass die App alle durchgeführten Schaltvorgänge aufzeichnet, mit der gefahrenen Strecke und optional koppelbaren Sensoren für Kadenz oder Herzfrequenz in Verbindung setzt. So ergeben sich nicht nur wertvolle Statistiken für ambitionierte Athleten, sondern die App selbst erkennt möglichen Optimierungsbedarf. Fährt man beispielsweise oft Übersetzungen mit hohem Kettenschräglauf, der mit anderen Kettenblättern oder einer anderen Abstufung an der Kassette vermeidbar wäre, weist die App den Fahrer darauf hin. Das ist allerdings nur eines von unzähligen möglichen Anwendungsgebieten.
Damit die App jedoch mit dem bestehenden EPS Antrieb kommunizieren kann, braucht es die neue DTI-Schnittstelle der V3 Version. Was offiziell als Super Record EPS V3 in den Handel kommt, ist in Wirklichkeit die V2 Gruppe des Vorjahres mit der neuen Schnittstelle und einem neuen Akku. DTI steht für Digital Tech Intelligence – das kleine Kästchen wurde trotz der zusätzlichen Features kleiner und aerodynamischer. Außerdem ist die Ladeschnittstelle einfacher zugänglich. Auch der Akku ist bei gleichbleibender Kapazität geschrumpft und findet nun auch in den beengten Verhältnissen vieler moderner Aero-Rahmen problemlos Platz.
Wer bereits eine Super Record EPS Gruppe fährt und auf die neue Version upgraden möchte, der kann sich den neuen Akku und die neue Schnittstelle gesondert kaufen – sie sind vollständig kompatibel mit den alten Gruppen und sollen ‚zu einem fairen‘ Preis erhältlich sein. Wir sind jedenfalls gespannt auf die App und die neue EPS-Gruppe und werden euch in naher Zukunft hoffentlich von der Performance berichten können.