Bahn-News: Der Winter verlief für Robert Förstemann alles andere als nach Wunsch. Der Nackenschlag kam mit dem Worldcup in Hong Kong, wo der Olympia-Dritte von 2012 erneut enttäuschte und die letzte Chance um einen Platz im Kader für Rio verspielte. Jetzt zieht der Thüringer die Reißleine und beendet nach dem Berliner Sechstagerennen die Saison. Er braucht eine Auszeit, sagt er.
Elf Jahre Profisport, ohne Pause, 24 Stunden, sieben Tage die Woche – das zehrt an jedem Menschen, mental und körperlich. Robert Förstemann fuhr ein knappes Jahrzehnt an der Weltspitze des Bahnsports, doch nun scheint die Zeit für eine Auszeit gekommen. „Ich kann mich auf meinen Körper im Moment nicht verlassen,“ zeigt sich der Mann mit den dicken Oberschenkeln ernüchtert. Zum Verhängnis wurde ihm das Höhentrainingslager in Colorado im vergangenen Oktober. Förstemann reiste erkältet an, getrieben von Ehrgeiz und ohne Rücksicht auf seinen Körper versuchte er mit Medikamenten der Lage irgendwie Herr zu werden. Die Konsequenz: Er verschleppte den Infekt, verlor knapp 10kg Muskelmasse und war völlig außer Form. „Davon habe ich mich nicht mehr erholt,“ gibt Förstemann gegenüber dem Berliner Kurier zu.
Nach der verpassten Olympia Qualifikation zog er einen Schlussstrich – unter anderem beendete er auch die Zusammenarbeit mit seinem Coach Emu Raasch. Dieser soll jedoch nicht der Sündenbock für die Ereignisse sein, das betont Förstemann: „Ich habe ihm viel zu verdanken.“ In den kommenden Monaten möchte sich der 29-jährige mental und physisch wieder erholen und auf die Zukunft vorbereiten. Auch mehr Zeit für die Familie soll endlich drin sein – Förstemann hat einen dreijährigen Sohn. Danach soll es aber wieder losgehen. „Ich fange bei Null an,“ gibt sich der Wahlberliner realistisch – doch hat er das nächste Ziel schon fest im Blick: „Ich habe längst nicht alles erreicht, was ich erreichen kann,“ sagt er, sicherlich mit den Olympischen Spielen in Tokio 2020 im Hinterkopf.