Radsport: Greg Van Avermaet (BMC) hat die 5. Etappe der Tour de France gewonnen. Der Belgier setzte sich am vorletzten Anstieg von seinem Begleiter und Landsmann Thomas De Gendt (Lotto Soudal) ab und triumphierte als Solist. Das Hauptfeld fuhr der anfänglich neunköpfigen Ausreißergruppe nicht zwingend hinterher, so dass Van Avermaet sich außerdem auch noch das Gelbe Trikot sicherte. De Gendt muss sich mit dem Trostpreis Bergtrikot begnügen. Derweil verlor Alberto Contador (Tinkoff) erneut wertvolle Zeit und damit wohl auch endgültig die Tour de France 2016.
Namhafte Spitzengruppe
Während auf der gestrigen Etappe lediglich die Ausläufer des Zentralmassivs angeschnitten wurden, brettert das noch komplett aus 198 Teilnehmern bestehende Fahrerfeld heute direkt durch. Um 11:35 erfolgte der Start in Limoges. Die 216 Kilometer nach Le Lioran sollten nicht weniger als sechs Bergwertungen beinhalten, wobei fünf davon erst in der zweiten Rennhälfte zu überwinden waren. Mit dabei war heute auch die Sonne. Sommerliche 26 Grad sorgten für ein angenehmes Rennen für die Zuschauer am Straßenrand und die Fahrer selbst. Anders als in den vergangenen Tagen wollten diesmal viele Teams Teil der Spitzengruppe sein, so dass sich erst nach Kilometer 25 die erste Gruppe absetzen konnte. Zuvor sicherte sich Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) die erste Bergwertung aus dem Feld heraus. Die neunköpfige Führungsgruppe war besetzt mit Serge Pauwels (Dimension Data), Romain Sicard (Direct Energie), Greg Van Avermaet (BMC), Cyril Gautier (Ag2r), Florian Vachon (Fortuneo-Vital Concept), Andriy Grivko (Astana), Thomas De Gendt (Lotto Soudal), Rafal Majka (Tinkoff) und Bartosz Huzarski (Bora-Argon 18).
Greg Van Avermaet visiert das Gelbe Trikot der Tour de France an
Zunächst wehrten sich einige Teams im Hauptfeld gegen diese Spitzengruppe, doch schließlich ließ man sie ziehen. Nachdem der Vorsprung eine Weile konstant bei sechs Minuten gehalten wurde, nahm das Feld plötzlich völlig das Tempo heraus und der Vorsprung wuchs rasant auf weit über 15 Minuten an. Auch vorne tat sich einiges, denn De Gendt, Van Avermaet und Grivko lösten sich von ihren Mitstreitern und fuhren schnell einen größeren Vorsprung auf sie heraus. Während De Gendt die Bergwertung der Cote du Puy Saint-Mary für sich entscheid und Van Avermaet sich die Sprintwertung sicherte, kontrollierte Sky im Hauptfeld das Geschehen, ohne wirklich Nachführarbeit zu leisten. Dass die Gruppe den Tagessieg unter sich ausmachen sollte und Greg Van Avermaet beste Chancen auf das Gelbe Trikot hatte, stand somit bereits rund 80 km vor dem Ziel fest.
Movistar drückt auf Gas und Nibali fällt zurück
Nachdem im Hauptfeld der Zwischensprint um Rang zehn von Bryan Coquard (Direct Energie) vor Marcel Kittel (Etixx-Quick Step) gewonnen wurde, spannte sich Vasil Kiryienka (Sky) wie so oft als Lokomotive an die Spitze des Feldes. In der Fluchtgruppe verständigte man sich darauf, dass De Gendt die Bergwertungen überlassen werden, so dass der Belgier auch die nachfolgenden Punkte einheimsen konnte und morgen im Gepunkteten Trikot an den Start gehen wird. Im Peloton begann 40 km vor dem Ziel urplötzlich das Team Movistar ein hohes Tempo anzuschlagen, so dass auf dem Weg hinauf zum Pas de Peyrol nicht nur der Abstand kleiner wurde, sondern auch einige namhafte Fahrer aus dem Feld herausfielen. Dazu gehörten unter anderem Frank Schleck (Trek-Segafredo), Peter Sagan (Tinkoff), Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) und Giro-Sieger Vincenzo Nibali (Astana). Derweil konnte Grivko vorne den beiden Belgiern nicht mehr folgen und auch die Verfolgergruppe um Rafal Majka und Bartosz Huzarski flog mehr und mehr auseinander.
Van Avermaet lässt De Gendt stehen
Hinauf zum Col du Perthus war es nicht zu übersehen, dass De Gendt nicht mehr den frischesten Eindruck machte. Dies nutzte sein Landsmann Van Avermaet direkt aus und griff an. Er löste sich ohne Gegenwehr, gewann den Bergpreis und baute seine Führung auf der nachfolgenden Abfahrt weiter aus. Da der Vorsprung auf die Verfolgergruppe mit rund drei Minuten und auf das Hauptfeld mit rund sechs Minuten beruhigend groß war, konnte Van Avermaet nun die letzten Kilometer genießen und dem Etappensieg entgegen fahren. Doch er nahm selbstverständlich kein bisschen Tempo aus dem Tritt, denn schließlich fuhr er auch um das Gelbe Trikot bzw. den Vorsprung, den er mit in den morgigen Tag nehmen wird.
Contador verliert erneut Zeit
Parallel zur Spitze fand auch hinten im Hauptfeld ein Rennen statt. Das Team Sky hat Movistar an der Spitze wieder abgelöst und hat in Sachen Tempo noch einmal eine Schippe drauf gelegt. Die Franzosen Thibaut Pinot (FDJ) und Warren Barguil (Giant-Alpecin) fuhren am Ende der Gruppe und schienen sich nicht besonders wohl zu fühlen. Im Schlussanstieg hinauf zum Col de Font de Cère kontrollierten die Teamkollegen von Chris Froome (Sky) das Tempo nur noch. Zu Attacken der Klassementfahrer kam es aber dennoch. Romain Bardet (Ag2r) griff kurz vor der Kuppe an, Nairo Quintana (Movistar) reagierte sofort und eine Lücke zu Chris Froome tat sich auf. Alberto Contador (Tinkoff) verlor völlig den Anschluss, während die restlichen Mitfavoriten in der Abfahrt wieder zusammenrollten. Damit wird Greg Van Avermaet morgen im Gelben Trikot und einem satten Vorsprung von über fünf Minuten auf Julian Alaphilippe an den Start gehen.
Tour de France Etappe #5 – Das Tagesergebnis
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Greg Van Avermaet | Belgien | BMC | 5:31:36 |
2. | Thomas De Gendt | Belgien | Lotto Soudal | +2:34 |
3. | Rafal Majka | Polen | Tinkoff | +5:04 |
4. | Joaquim Rodriguez | Spanien | Katusha | +5:04 |
5. | Daniel Martin | Irlan | Etixx-Quick Step | +5:07 |
6. | Bartosz Huzarski | Polen | Bora-Argon 18 | +5:07 |
7. | Julian Alaphilippe | Frankreich | Etixx-Quick Step | +5:07 |
8. | Adam Yates | Großbritannien | Orica-BikeExchange | +5:07 |
9. | Christopher Froome | Großbritannien | Sky | +5:07 |
10. | Tejay Van Garderen | USA | BMC | +5:07 |
Tour de France Etappe #5 – Die Gesamtwertung
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Greg Van Avermaet | Belgien | BMC | 25:34:46 |
2. | Julian Alaphilippe | Frankreich | Etixx-Quick Step | +5:11 |
3. | Alejandro Valverde | Spanien | Movistar | +5:13 |
4. | Joaquim Rodriguez | Spanien | Katusha | +5:14 |
5. | Christopher Froome | Großbritannien | Sky | +5:17 |
6. | Warren Barguil | Frankreich | Giant-Alpecin | +5:17 |
7. | Nairo Quintana | Kolumbien | Movistar | +5:17 |
8. | Fabio Aru | Italien | Astana | +5:17 |
9. | Pierre Rolland | Frankreich | Cannondale | +5:17 |
10. | Daniel Martin | Irlan | Etixx-Quick Step | +5:17 |