Test Look 989: Die französische Marke Look ist als Innovationsträger in der Bike-Branche bekannt. Nicht nur das erste Klickpedal kam aus dem Hause Look, die Franzosen waren auch die Ersten, die 1986 einen Carbon-Rennrad-Rahmen erfolgreich einsetzten. Auch beim Carbon-Hardtail Look 989 gingen die Look-entwickler innovative Wege und stellten so ein Konzept auf die Beine, was sich deutlich von den gewöhnlichen Race-Hardtails abhebt.
Look 989: Rahmen und Hinterbau
Beim Rahmen des Look 989 sollten möglichst viel Teile in den Rahmen integriert werden. So sind die markantesten Merkmale am Look 989 die integrierte Sattelstütze und der in den Rahmen integrierte Vorbau. Der Rahmen wird mit 1300g inkl. Sattelstütze angegeben, was ein sehr guter Wert ist. Bei der getesteten 29″ Version stehen nur zwei Größen (M und L) zu Auswahl. Kleinere Fahrer/-innen müssen mit 27,5″ Laufrädern Vorlieb nehmen. Größere Fahrer, die ein XL bräuchten werden leider nicht fündig. Für den Rahmen wurden High Modulus High-End Carbon-Fasern verwendet, um ein möglichst leichtes und steifes Set-Up zu erzeugen. Die allgemeine Verarbeitung des Rahmens ist sehr gut und macht einen extrem hochwertigen Eindruck.
Das integrierte Vorbau-Konzept am Look 989, genannt A-Stem, soll die Steifigkeit im Steuerrohr-Bereich erhöhen. Ein ähnliches Konzept wird auch bei Mondraker am Podium Race-Hardtail verbaut. Der Vorbau ist in Längen zwischen 80 mm und 130 mm erhältlich und in verschiedenen Winkeln erhältlich (+/- 5 mm & +/- 15 mm). Ein weiteres sinnvolles Detail am Rahmen ist der gute Schutz am Tretlager, somit muss man sich nicht bei jedem Aufsetzer sorgen um den teuren Rahmen machen. Des weiteren sind am Rahmen ordentlich Schutzfolien geklebt, um den Lack weiter zu schützen. Die integrierte Sattelstütze kann mit verschiedenen Aufsätzen geordert werden. Am Testbike war der E-Post R5 verbaut. Der Aufsatz erlaubt noch ein paar Millimeter Verstellmöglichkeit der Stütze, somit hat man nach dem Kürzen noch etwas Spielraum um die korrekte Sitzposition zu finden. Außerdem können Elastomere in drei verschiedenen Stärken für mehr oder weniger Komfort eingebaut werden.
Uns sind am Look 989 Rahmen auch wenige, nicht so optimale, Details aufgefallen. Zum Einen findet im Rahmen nur ein Flaschenhalter Platz. In Zeiten in denen viele Race-Fullys schon zwei Flaschen im Rahmen unterbringen, sorgt dies für Punktabzüge. Am Vorbau ist zwar ein Begrenzer verbaut, der verhindern soll, dass der Lenker bei einem Sturz im Oberrohr einschlägt, allerdings reicht dieser nicht ganz aus und die Schalthebel haben Kontakt mit dem Oberrohr. Schäden bei einem Sturz am Oberrohr können so nicht wirklich vermeidet werden. Der Platz zwischen Umwerferschelle und Reifen ist zudem sehr begrenzt. Der montierte 2,2″ Conti Race King hat nur noch wenig Platz und Dreck vom Trail sammelt sich gerne dort dazwischen. Voluminösere Reifen werden hier keinen Platz finden.
Look 989: Geometrie
Die Geometrie des Look 989 ist so, wie sie sich für ein Race-Hardtail gehört. Die Kettenstreben (440 mm; Größe L), der relativ lange Reach (440 mm) und der relativ flache Lenkwinkel (70 Grad) wirken in Zeiten von Kettenstreben unter 430 bei 29Zoll schon fast klassisch. Aber das ist auch gut so, das Fahrverhalten ist berechenbar und gutmütig. Dadurch entsteht eine Kombi aus wendigem Bike, welches allerdings bei hohen Geschwindigkeiten sehr laufruhig ist und auch im Downhill entsteht nicht sofort ein Überschlagssgefühl. Typisch für ein Race-Hardtail ist der Sitzwinkel mit 72,5 Grad auch nicht mehr,aber in Kombination mit dem 440er Kettenstreben entsteht ordentlich Vortrieb und den Uphill Fähigkeiten des 989 kommt das zu Gute. Es fährt ja nicht jeder auf den modernen XC Strecken mit Sprünge, Stufen und Steinfeldern. Viele Bikes der Mitbewerber haben eine darauf ausgerichtete Geometrie, sie würden in kleiner Rahmengröße ein gutes 4X Bike abgeben. Das Look 989 bedient auch Marathonisti und XC-Tourer, die ein edles Bike wollen, nicht nur ambitionierte Top-Racer.
Geometrie Look 989
M | L | |
Sitzrohr (in mm) | 720mm | 770mm |
Oberrohr horizontal (in mm) | 604mm | 633mm |
Steuerrohr (in mm) | 94mm | 110mm |
Kettenstrebe (in mm) | 440mm | 440mm |
Radstand (in mm) | NA | NA |
Lenkwinkel (in °) | 70 | 70 |
Sitzwinkel (in °) | 72.5 | 72.5 |
Reach (in mm) | 415mm | 440mm |
Stack (in mm) | 600mm | 615mm |
Rahmen | Look 989 |
Federgabel | Rock Shox SID RL |
Dämpfer | - |
Laufräder | Mavic Crossmax Elite |
Reifen VR | Continental X-King Perfomance 2.2 |
Reifen HR | Continental Race King Performance 2.2 |
Schaltwerk | Shimano XT M8000 |
Schalthebel | Shimano XT M8000 |
Kurbel | Shimano XT 38/28t |
Umwerfer | Shimano XT M8025 |
Bremse | Magura MT2 |
Bremsscheiben | Magura Storm SL 160 |
Sattelstütze | Look E-Post |
Sattel | Selle Italia SLR Light Flow |
Vorbau | Look A-Stem |
Lenker | FSA V-Drive 740mm |
Look 989: Ausstattung
Das Look 989 haben wir in der der Variante „Fluo Red“ getestet. Dies ist sozusagen das Einstiegmodell bei diesem Modell. Darüber angesiedelt ist noch das „Proteam“, welches mit Sram XX1 Eagle, Rock Shox RS1 und Carbon-Laufrädern ausgeliefert wird. Während der Rahmen doch eher ein Exot ist, werden bei der Ausstattung keine Experimente gemacht und auf bewährte Komponenten gesetzt.
Der Antrieb ist durchgehend in Shimano XT in der 2×11 Ausführung gehalten. An der Kurbel stehen 38 bzw. 28 Zähne zur Verfügung und die Kassette kommt mit einer 11-40 Übersetzung. Gebremst wird mit einer Magura MT2 Next Bremse und der Crossmax Elite System-Laufradsatz kommt aus dem Hause Mavic. Für Grip sorgen Continental Race King am Heck und X-King an der Front in der 2,2″ Ausführung. Der integrierte Vorbau von Look ist mit einem 740 mm breiten FSA Alu Lenker kombiniert. Für Komfort an der Front sorgt eine Rock Shox Sid RL mit 100 mm Federweg. Das Komplettpaket ergibt ein Gesamtgewicht von 10,61 kg. Angesichts des Preises könnte man sich bei der Ausstattung etwas mehr erwarten, allerdings sind durchgehend solide Teile verbaut.
Look 989: Auf dem Trail
Auf den ersten Metern wird gleich klar, wofür das 989 gemacht ist. Der extrem steife Rahmen sorgt für extremen Vortrieb und man neigt gleich dazu sich auf den ersten Metern komplett auszupowern, weil das Beschleunigen mit Look einfach schiere Freude bereitet.
Durch den integrierten Vorbau und das extrem steife Steuerohr ist das Look sehr agil und reagiert auf Lenkbewegung fast schon aggressiv und ist auch mit schnellen Richtungswechseln nicht überfordert. Die Ausstattung zeigt wie erwartet beim Test auf dem Trail keinerlei Schwächen. Die Sid-Federgabel leistet gute Dienste an der Front. Beim allgemeinen Komfort des Bikes konnten wir allerdings Defizite ausmachen. Vergleicht man den Hinterbau des 989 mit dem Hinterbau von anderen Hardtails, fällt auf, dass beim Look die Carbon-Streben allgemein größer im Querschnitt ausfallen. Bei anderen Hardtails werden die Streben eher filigraner konstruiert, um ein wenig Flex und Komfort zu bieten. Dies merkt man auch auf dem Trail. Beim Uphill auf flachen Oberflächen mag der steife Hinterbau noch ein Vorteil sein. Allerdings wird der Hinterbau in ruppigen Gelände recht unruhig. Dazu kommt auch noch, das die integrierte Sattelstütze Vibrationen und Schläge fast ungefiltert an den Fahrer weitergibt. Der Elastomer der Stütze funktionierte bei den kalten Temperaturen im Test eher weniger überzeugend. Wir empfehlen das Bike auf jeden Fall Tubeless und mit wenig Luft zu fahren, somit kann ein wenig Komfort erzeugt werden. Abgesehen vom Komfort macht das Bike durch die ausgeklügelte Geometrie im Downhill eine gute Figur. Es liegt sehr satt auf dem Trail und ist auch bei hohen Geschwindigkeit sehr laufruhig, dennoch machen dem Bike auch schnelle Richtungswechsel kein Problem