Test: Aktuell machen klassische Rennradliebhaber schwere Zeiten durch. Elektronische Schaltungen, Scheibenbremsen und immer breitere Reifen finden sich an den Rennrädern heutzutage. Unser Testbike, das 3T Exploro, ist wohl der Albtraum für alle alteingesessenen Roadies. 3T nennt es „The first aero gravel bike“ , ob sich Aero und Gravel Bike verträgt konnten wir mit dem 3T Exploro ausgiebig testen.
Test: 3T Exploro LTD – Rahmen & Geometrie
Der Rahmen wird in 2 Varianten angeboten, wobei sich beide durch verschiedene Carbonfasern unterscheiden und sich das Gewicht bei der LTD Variante nochmals um, ca. 200 Gramm verringert. Allerdings steigt dadurch auch der Preis noch weiter. Das Exploro Team liegt schon bei 3000 €, wobei der LTD dann schon bei satten 4200 € liegt.
Der Rahmen des 3T ist optisch ein einziges Highlight. Schwarz kombiniert mit grauen Details geben dem Rahmen eine sehr edle Optik. Auf den ersten Blick erkennt man gleich die Aero-Shape des Bikes. Die Form des Hauptrahmens fällt Aerobike-typisch eher wuchtig aus, wobei beim Hinterbau eher fein gezeichnete Ketten- und Sitzstreben verwendet werden. Ziel bei der Entwicklung des Exploro war es, ein schnelles Bike für verschiedene Untergründe, auch Abseits der Asphaltpisten, zu entwickeln. Ungewöhnlich für ein Gravel Bike wurde das Rad im Windkanal optimiert. Um aber den niedrigeren Geschwindigkeiten auf unwegsamen Gelände gerecht zu werden, wurde das Bike bei 32 km/h anstatt den bei 3T üblichen 48 km/h getestet.
Rahmen und Gabel können entweder klassische 700c Rennrad- oder Cross-Reifen, aber auch 650b Mountainbikefelgen mit bis zu 2,1″ breiten Reifen aufnehmen. Somit hat man die Wahl, ob man eher klassich oder modern mit einem Standard unterwegs sein möchte. Unsere Wahl wäre hier ein 650B Laufradsatz für´s Gelände und ein klassischer Aero-Road Laufradsatz für die Rennrad-Ausfahrt. Am Rahmen verstecken sich noch weitere Details, so ist die Klemme für die Sattelstütze versteckt im Rahmendreieck untergebracht, sodass man erstmal wirklich danach suchen muss. Die Stütze aus Carbon ist im Rahmenset einbegriffen und bietet durch den 3T Kopf sehr genaue Einstellmöglichkeiten. Die Züge sind im Rahmen verlegt und auch für 2-fach und elektronische Schaltungen ausgelegt. Für Explorer findet man am Oberrohr 2 Gewindeösen, um Taschen für die längeren Ausfahrten zu befestigen. Beim Ausbau vom Hinterrad wird man überrascht sein, dass einem teilweise das Schaltwerk in die Hände fällt. Aber hier ist nichts kaputt, sondern das gehört so und soll den Einbau des Hinterrads mit Scheibenbremse vereinfachen. Nach der Montage der Hinterrads kann dann auch das Schaltwerk mit Schaltauge wieder montiert werden und mit Hilfe der Steckachse befestigt werden.
Bei der Geometrie setzt 3T eher auf Komfort. Das Oberohr fällt kurz aus und auch die Sattelüberhöhung ist moderat. Im Test haben wir ein wenig mit der Vorbaulänge experimentiert. So kann man je nach Länge eher ein komfortables oder sportliches Setup generieren, wobei der Rahmen schon eine gute, universelle Basis bietet.
3T Exploro LTD
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 463 | 490 | 518 | 545 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 529 | 550 | 571 | 592 |
Steuerrohr (in mm) | 101 | 125 | 150 | 180 |
Kettenstrebe (in mm) | 463 | 490 | 518 | 545 |
Radstand (in mm) | ||||
Lenkwinkel (in °) | 69,5 | 71,1 | 72,5 | 72,5 |
Sitzwinkel (in °) | 72,5 | 72,5 | 72,5 | 72,5 |
Reach (in mm) | 366 | 378 | 390 | 402 |
Stack (in mm) | 517 | 546 | 575 | 604 |
Test: 3T Exploro LTD – Ausstattung
Rahmen | 3T Exploro LTD |
Federgabel | 3T Luteus II LTD |
Laufräder | 3T Discus Plus C25 Pro |
Reifen | WTB Horizon 47 mm |
Schaltwerk | Sram Force |
Schalthebel | SRAM Force |
Kurbel | THM Clavicula SE |
Umwerfer | |
Bremse | SRAM Force |
Sattelstütze | 3T Charlie Sqaero |
Sattel | WTB |
Vorbau | 3T Arx Team II |
Lenker | 3T Ergonova |
Zur Ausstattung sollte vorab gesagt werden, dass das 3T Exploro nur als Rahmenkit erhältlich ist. Dennoch bietet die von 3T gewählte Ausstattung unseres Testbikes einen guten Einblick, was mit dem Rahmenkit machbar ist. 3T wählte für den Aufbau die Variante mit 650B Laufräder und 2,1″ Breiten Semi-Slicks von WTB. Außerdem wurde ein 1×11 Antrieb verbaut. Eckdaten die schon mal auf ein feines Gravel-Bike schließen lassen. Beim Aufbau des Testbikes hat sich 3T natürlich aus dem eigenen Lager bedient. So kommt das Cockpit, aber die auch die 650B Disc Laufräder vom Hersteller aus Italien. Bestückt wurden die Reifen mit WTB Horizon Reifen in 47 mm Breite. Ebenfalls der Sattel kommt von WTB. Beim Antrieb und Bremse setzt 3T auf die solide Sram Force Gruppe, die sich seit Jahren schon im Einsatz bewährt hat. Am Testbike wird die Sram Force im 1×11 Trim mit 38t Kettenblatt und 11-36t Kassette eingesetzt. Ein Highlight ist zweifellos die 1-fach THM Clavicula Kurbel, die aktuell zu den leichtesten Kurbeln auf dem Markt gehört.
Test: 3T Exploro LTD – Auf dem Teer, Gravel usw.
Wir haben versucht das 3T auf möglichst verschiedenen Untergründen zu testen. Zunächst auf Asphalt. Dafür haben wir einen etwas höheren Luftdruck gefahren, um den Rollwiderstand der 47 mm breiten Reifen zu reduzieren. Mit ca. 3,5 Bar rollt das Rad fast wie ein gewöhnliches Rennrad mit herkömmlichen Reifen. Dazu kommt noch die optimierte Aerodynamik, die das Exploro spielend leicht mit hohen Geschwindigkeiten bewegen lässt. Mit 3T haben wir uns auch einer Rennrad-Gruppe angeschlossen und konnten keinen spürbaren Unterschied bezüglich des Rollwiderstands feststellen und locker in der Gruppe mitfahren. Nur die die Übersetzung nach oben hin kam schon bei leicht abschüssigen Strecken an ihre Grenzen, wobei die Übersetzung zum Klettern am Berg völlig ausreichend war. Am Berg bei starken Antritten spürte man zudem die hohe Steifgikeit des Rahmens, da gefühlt kein Watt verloren ging.
Gravel sollte die Spezial-Disziplin des Bikes sein, also haben wir dies natürlich auch getestet. Zunächst Luftdruck senken. Nach hin und her probieren haben wir mit ca. 2,5 Bar in den Reifen das nach unserem Befinden beste Setup gefunden. Der Vortrieb ist auch auf Schotter sehr gut und es lassen sich leichtfüßig Kilometer abspulen. Allerdings merkt man, dass es dem Rahmen selbst, aufgrund der hohen Steifigkeit, etwas an Komfort fehlt und Schläge an den Fahrer weitergegeben werden. Die WTB Reifen funktionierten trotz des Slickartigen Profils sehr gut auch im Gelände. Nur bei nassen Wiesen oder lockerem Untergrund verlor man Grip am Hinterrad. In Kurven mit lockerem Untergrund sollte man auch etwas Vorsicht walten lassen. Auf die Bremsen war immer Verlass und kaum ein Unterscheid zu Mountainbike-Scheibenbremsen zu spüren, wobei die Dosierbarkeit etwas besser sein könnte.
Die Sattelstützenklemmung ist zwar optisch gut gelöst, allerdings auch schwer erreichbar und nur mit einem längeren Inbus justierbar. Dies verhindert den Einsatz von einem Multitool auf Tour. Im unwegsamen Gelände rutsche die Stütze des öfteren etwas nach unten und konnte aufgrund der schlechten Erreichbarkeit und in Ermangelung eines vollwertigen Inbusschlüssels nicht direkt wieder nachjustiert werden. Auch die Sattelklemmung der Stütze selbst lockerte sich immer wieder. Hier bitte Vorsicht beim Anziehen der Schrauben, da die Gewinde schnell ausreißen.
Wir müssen zugeben, auf Schotter und im Gelände hat uns schon etwas das Herz geblutet, wenn Steine im teueren Carbon-Rahmen eingeschlagen sind, obwohl es nicht unser eigenes Rad war. Hier wäre ein Unterrohrschutz ab Werk zumindest eine Überlegung wert. Persönlich würden wir uns schon zweimal überlegen, ob wir das Rad an einem nasskalten Herbsttag in den Schlamm entführen würden.