Radsport: Am Freitag beginnt der 101. Giro d’Italia. Vom 4. bis zum 27. Mai sind die Profis unterwegs. Dabei führt sie die Strecke von Jerusalem nach Rom. 22 Mannschaften mit je acht Fahrern nehmen die harten drei Wochen unter die Räder. Wir werfen vor dem Start der Italien-Rundfahrt einen Blick auf alle Teams und alle Fahrer. Im ersten von drei Teilen widmen wir uns denjenigen Giro d’Italia Teams, welche hauptsächlich auf die Gesamtwertung schielen.
Sunweb: Alle für einen
Im Team Sunweb sind die Rollen klar verteilt. Mit Tom Dumoulin hat die deutsche Mannschaft den Vorjahressieger in den eigenen Reihen. Auch wenn der Niederländer selbst sagt, dass er die Mission nicht als Titelverteidigung ansieht, sondern einfach als weiteren Versuch zu gewinnen, ist das Ziel klar formuliert. Jedoch kommt Dumoulin das Streckenprofil nicht gerade entgegen, da der Zeitfahrweltmeister nur wenige Kilometer im Kampf gegen die Uhr unter die Räder nehmen kann. Im Gebirge wird er auf die Hilfe seiner Kameraden angewiesen sein. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang seine Landsleute Sam Oomen und der erfahrene Laurens Ten Dam. Das achtköpfige Aufgebot wird komplettiert von Roy Curvers, Chad Haga, Chris Hamilton, Lennard Hofstede und Louis Vervaeke. Alles in Allem sicher keines der stärksten Giro d’Italia Teams für das Hochgebirge, doch Dumoulin hatte auch 2017 kein Kletterteam an seiner Seite – und gewann trotzdem.
Astana: Bergauf liegen die Stärken der Mannschaft
Das kasachische Team Astana zählt im Peloton seit Jahren zu den aktivsten. Auch deshalb kann man in der laufenden Saison bereits unzählige Siege vorweisen. Nun soll diese Erfolgsserie auch beim Giro d’Italia andauern. Als klarer Kapitän wurde Miguel Angel Lopez nominiert. Der Kolumbianer ist erst 24 Jahre alt, konnte aber im vergangenen Jahr bei der Vuelta a Espana bereits zwei Etappen gewinnen und Rang acht in der Gesamtwertung belegen. Bei der Italien-Rundfahrt soll er nun gar um den Gesamtsieg mitfahren. Da seine Schwächen im Zeitfahren liegen, wird er bergan Zeit auf seine Kontrahenten gut machen müssen. Deshalb haben ihm die Manager von Astana zahlreiche Top Bergfahrer an die Seite gestellt. Luis Leon Sanchez steht mit seinen 34 Jahren für Erfahrung pur und kann im Hochgebirge wichtige Helferdienste verrichten. Dies gilt auch für Davide Villella, Tanel Kangert, Jan Hirt und Pello Bilbao, welche allesamt selbst die Top 10 anvisieren könnten. Für die ein oder andere Fluchtgruppe gut sind die Kasachen Alexey Lutsenko und Andrey Zeits.
BMC: Der Kapitän ist der größte Unsicherheitsfaktor
Rohan Dennis heißt der Kapitän im Team BMC. Der Australier war bis dato eher als Zeitfahrer bekannt. So war er im Jahr 2015 Halter des Stundenweltrekords. Außerdem ist er mehrfach Australischer Zeitfahrmeister geworden. Seit einiger Zeit versucht sich Dennis als Klassementfahrer, was bis dato jedoch mehr schlecht als recht gelungen ist. Seine letzten drei Grand Tours konnte er nicht beenden. Immerhin lief es bei einwöchigen Rundfahrten besser. Es ist jedoch fraglich, ob Dennis beim Giro d’Italia über drei Wochen tatsächlich vorn mitfahren kann. Daher muss das Team BMC variabel einsetzbar sein, um alternative Ziele anvisieren zu können. Alessandro De Marchi, Kilian Frankiny und Nicholas Roche zum Beispiel sind erstklassige Helfer für die Berge, können aber zur Not auch selbst in bergigem Terrain auf Etappenjagd gehen. Eher für die Ebene – und vielleicht sogar den ein oder anderen Massensprint – vorgesehen sind Jürgen Roelandts und Jean Pierre Drucker. Während der fast 36-jährige Francisco José Ventoso für die nötige Erfahrung sorgt, bringt der erst 24-jährige Loic Vliegen frisches Blut in die Truppe.
Groupama-FDJ: Das Podium soll es sein
Während der Pinot Noir in Frankreich schon bekannt ist, erhoffen sich die Fans von Groupama-FDJ nun einen Pinot Rose. Denn Thibaut Pinot greift zum zweiten Mal in Folge nach der Maglia Rosa. Im vergangenen Jahr schrammte der französische Kletterspezialist mit Rang vier knapp am Podium vorbei. Durch seine gute Verfassung kann man bezüglich einer Verbesserung durchaus optimistisch in den Giro d’Italia 2018 gehen. Schließlich gewann Pinot erst vor wenigen Tagen die Tour of the Alps. Damit der Traum vom Gesamtsieg wahr wird, hat die französische Equipe eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt. Besonders in den Bergen hilfreich sein werden die Schweizer Steve Morabito und Sébastien Reichenbach, sowie der Österreicher Georg Preidler und die Franzosen Anthony Roux und Jérémy Roy. In der Ebene werden Matthieu Ladagnous und William Bonnet für Schutz sorgen.
Mitchelton-Scott: Mehr als eine Speerspitze
Der Kapitän im Team Mitchelton-Scott kann nur anhand der Nummer klar bestimmt werden. Esteban Chaves trägt die 111 und gilt damit offiziell als Leader für die Italien-Rundfahrt. Neben dem Kolumbianer kann die australische Mannschaft aber ebenso auf Simon Yates und Mikel Nieve bauen. Der Brite und der Spanier sind in den Bergen ebenfalls stark, Wie so oft wird Mitchelton-Scott daher nicht nur eine Trumpfkarte um Ausspielen haben, sondern mindestens jene drei. Dies ermöglicht natürlich taktische Spielereien, welche die Sportlichen Leiter schon des Öfteren auszunutzen wussten. Die stark besetzte Equipe wird komplettiert durch die erfahrenen Profis Roman Kreuziger und Svein Tuft, sowie durch Christopher Juul Jensen, Jack Haig und Sam Bewley. Allgemein ist Mitchelton-Scott keine Mannschaft, welche eine strikte Strategie des Nachfahrens – wie zum Beispiel Sky – verfolgt, sondern lieber selbst aktiv wird und Fahrer in die Offensive schickt. Insgesamt ist Mitchelton-Scott also definitiv nicht zu den schwächeren Giro d’Italia Teams zu zählen.
Sky: Nur die Maglia Rosa zählt
Bei fast jedem Rennen zählt das Team Sky zu den Favoriten. Selten jedoch galt der Giro d’Italia für die britische Equipe als wichtige Veranstaltung. Doch 2018 ist alles anders. Erstmals seit Chris Froome zu den Stars der Szene zählt, steht er bei der Italien-Rundfahrt am Start. Um ihn herum wurde das Aufgebot der Mannschaft Sky zusammengestellt – und zwar ein gewohnt starkes. Die wichtigsten Männer an seiner Seite sind wohl Wout Poels und Sergio Henao, doch auch David de la Cruz, Kenny Elissonde und Vasil Kiryienka können in den Bergen für ein konstant hohes Tempo sorgen, um den Vorsprung zu verteidigen und Attacken der Konkurrenten zu vereiteln. Der Italiener Salvatore Puccio und der Deutsche Christian Knees komplettieren den Sky-Kader. Froome wird in Italien aber nicht nur gegen die anderen starken Berg- und Zeitfahrer kämpfen, sondern er wird auch auf eine für ihn positive Entscheidung der Radsport-Politik hoffen müssen. Denn nach seiner Salbutamol-Affäre ist eine nachträgliche Sperre nicht unwahrscheinlich.
UAE Team Emirates: Nicht nur die Gesamtwertung im Blick
Auch wenn das UAE Team Emirates mit Fabio Aru einen heißen Kandidaten für den Gesamtsieg in den eigenen Reihen hat, baut die Sportliche Leitung nicht nur auf den Italiener. Viel zu stark ist das Aufgebot bestückt, viel zu sehr wird die Mannschaft so oder so notgedrungen in die Offensive gehen müssen. Denn Fabio Aru liegen die Zeitfahren nicht, so dass er in den Bergen etwas unternehmen muss. Seine Mannschaft ist dafür bestens geeignet. Eine offensive Fahrweise liegt Darwin Atapuma ebenso, wie Valerio Conti und Jan Polanc. Besonders die hügeligen Ankünfte könnten etwas für Diego Ulissi sein. Vegard Stake Laengen, Marco Marcato und Manuele Mori hingegen werden vermutlich auf den Anfangskilometern eingesetzt und auf eher leichterem Terrain. Auch wenn der Fokus natürlich auf der Maglia Rosa für Fabio Aru liegt, wird das UAE Team Emirates einen aktiven Part beim Giro d’Italia einnehmen und auch auf Etappensiege aus sein.
HIER gibt es die komplette Startliste mit allen Startnummern.