Markt: Der junge niederländische Hersteller Cortina greift den klassischen Look des Hollandrades auf und vereint ihn mit pfiffigen und innovativen Funktionen und Designs. Fertig ist ein großes Sortiment solider, stilvoller und dabei sehr preiswerter Alltagsräder mit und ohne E-Motor.
„Natürlich schmeißt man sie in die Gracht“ – nicht aber ein Cortina
Die Niederländer sind weltbekannt für ihre Fahrradkultur, doch diese hat auch dunkle Seiten. Als Gegenstand des täglichen Gebrauchs wird den „Fietsen“, wie Fahrräder im Flämischen genannt werden, wenig Respekt entgegengebracht: Quietschend, lichtlos und mit brüchigen „Crèmedecken“ (die klassischen mattweißen Reifen) werden sie über die Pflastersteine gequält, und wenn gar nichts mehr geht, gilt der Titel jener kurzen Reportage von Jacques Faizant: „Natürlich schmeißt man sie in die Gracht“.
Gleichzeitig hat sich das klassisch niederländische Tourenrad eine große Fangemeinde erarbeitet, die gerade jene Einfachheit und Robustheit liebt, die in starkem Gegensatz zum Hightech-Material moderner Städter steht – dabei aber für Alltagsfahrten vollkommen ausreicht. Ein hoher Lenker für aufrechte Körperhaltung, der flache Sitzwinkel, durch den man beim Stopp die Füße sicher am Boden hat, hosen- wie kettenschonender Vollkettenschutz, Nabenschaltung mit Freilauf und Handbremsen – das ist das klassische Hollandrad, und hoppla!, das ist das Modell U1 des niederländischen Herstellers Cortina.
Hollandrad meets USB-Anschluss: iPhone laden während der Fahrt
Im Vergleich zu den teilweise schon im vorvorletzten Jahrhundert entstandenen Branchenriesen ist Cortina ein junges Unternehmen. Während sich die großen niederländischen Hersteller jedoch immer weiter von ihren Wurzeln entfernt haben, setzte Cortina, Mitte der Nuller-Jahre gegründet, von Anfang an auf bewährte Formen und Funktionsmerkmale. Und zwar einerseits ganz klassisch, wie etwa das Modell Soul zeigt – traditionelle Rahmenform, Tuchkettenkasten und Rockschutz –, oder moderner, durchdekliniert am Herrenrad Mozzo mit eigenständiger Rahmenform, gerader Gabel und Achtgang-Nabe mit Zahnriemen.
Mit knapp 900 Euro ist dies übrigens das teuerste nicht-elektrifizierte Modell der Niederländer – wie gesagt mit Riemenantrieb, außerdem mit einem innovativen Merkmal, das trotz aller Retro-Elemente die Fortschrittlichkeit des Herstellers zeigt: Im Vorbau versteckt sich ein vom Nabendynamo gespeister Ladeakku nebst USB-Anschluss; so lässt sich während der Fahrt sogar das Smartphone laden.
Cortina: Die E-Bikes sind angenehm aufs Wesentliche reduziert
Braucht das der junge, zeitgemäße Stadtbewohner? Nun ja, vielleicht mehr als hochgezüchtete Fahrradtechnik à la Federung und Scheibenbremsen, beides nicht gerade im Sinne der viel beschworenen Entschleunigung des Alltags – und beides auffällig abwesend bei Cortina. Was freilich nicht bedeuten soll, dass man auf einem Cortina nicht auch flott unterwegs sein kann; die Niederländer bieten nämlich eine recht ansehnliche Kollektion von E-Bikes an – wiederum aufs Wesentliche konzentriert statt technikverliebt.
Mit Nabenmotor vorne und Gepäckträgerakku bieten Modelle wie das E-U1 nur scheinbar altmodische Komponenten. Wenn man es recht bedenkt, ist beides ziemlich sinnvoll, will man Optik und Rahmenform herkömmlicher Fahrräder beibehalten, und für den Alltagseinsatz ist ein kompakter Vorderradmotor durchaus zu empfehlen. Leichte Steigungen und Gegenwind werden damit weniger fordernd, und darum geht es den meisten Elektroradlern nun mal. Im übrigen sprechen auch die interessanten Preise für die E-Cortinas: Ein solides Siebengang-Elektrorad mit 340-Wh-Akku für unter 1.300 Euro, und zwar vom Fachhandel und nicht aus dem Baumarkt, wird man anderswo nur schwer finden.
Ob Fahrrad oder Pedelec: Alltagsnutzen hat bei den Cortina-Bikes einen hohen Stellenwert, und das ist für viele Menschen gleichbedeutend mit großer Zuladekapazität. Folgerichtig stattet Cortina diverse Modelle mit großem Frontträger aus – eine stabile Lösung, die den zusätzlichen Vorteil hat, dass man die Ladung ständig im Blick und griffbereit hat. Der Träger bietet sich etwa zur Montage einer Holzkiste im Vintage-Look an – oder für eine der zahlreichen Taschen und Körbe, die Cortina im umfangreichen Zubehörprogramm bereithält. So gibt es elegante Schultertaschen, die mit einem eigens dafür vorgesehenen Band am Frontträger befestigt werden können, ebenso Rattankörbe und natürlich Rucksäcke in klassischer Optik und schönen Farben.
Apropos Farben: Cortinas Rückbesinnung auf die Ursprünge der niederländischen Fahrradkultur hat jedenfalls nicht zum Einheits-Schwarz vergangener Zeiten geführt – etliche Modelle sind auch in frischen, modischen Farben verfügbar, die dabei viel Klasse ausstrahlen. Wer’s ganz schwarz mit der klassischen Crèmedecke mag, wird im Sortiment aber natürlich auch fündig – und bekommt für kleines Geld ein Fahrrad, das so schön ist, dass auch nach vielen Jahren der Nutzung bestimmt nicht in der Gracht landet.