Produktnews/First Ride: Das Specialized Venge ist seit einigen Jahren eines der schnellsten Räder auf dem Markt. Großer Nachteil war aber häufig das doch recht hohe Gewicht. Mit dem komplett neuen Specialized Venge entwickelte man einen Renner der nicht nur schneller sondern auch deutlich leichter als sein Vorgänger. Wir hatten bereits vor dem Launch die Möglichkeit das neue Specialized Venge 2019 auf der 2018er WM Strecke von Innsbruck zu testen.
Das Specialized Venge steht und stand schon immer für Aerodynamik und Geschwindigkeit. Aber Aerodynmaik und Geschwindigkeit alleine macht noch lange kein perfektes Bike aus. Beim vorherigen Venge ging man für die Aerodynamik in vielen Bereichen wie Gewicht, Handhabung, Geschwindigkeit oder Komplexität Kompromisse ein.
Mit dem neuen Specialized Venge der dritten Generation hat man einen Renner entworfen, der überall schneller ist, über jedes Terrain, indem es gleichzeitig die Aerodynamik verbessert, Gewicht abbaut und Reaktionsfähigkeit und Handling perfektioniert. Das brandneue Venge der dritten Generation übertrifft nämlich in allen erdenklichen Bereichen. Es ist schneller als ein Venge Vias und leichter als ein Tarmac SL5.
Specialized Venge 2019 – Die Entwicklung
Um diese Ziele zu erreichen, wurden völlig neue Ansätze für das Aero-Rahmendesign gewählt. Statt in Specialized Win Tunnel zu starten, wurde zunächst eine Optimierungssoftware entwickelt, die Millionen von Rohrformen generiert und diese basierend auf Aerodynamik, Oberfläche und Steifigkeit analysiert. Dieser Prozess führte zu einer Sammlung von Formen, die FreeFoil Shape Library genannt wird.
Specialized Venge 2019 – Aerodynamik
Das Venge Vias machte bereits eine echte Kampfansage in Sachen Aerodynamik. Aber mit dem neuen Venge wurde die Verbesserungen noch weiter vorangetrieben. Verglichen mit dem bisher schnellsten Aero-Rennrad, dem Venge ViAS, ist das neue Venge 8 Sekunden schneller über 40 km. Auf der Straße, wo die Fahrer Seitenwind haben, ist das neue Venge mit seiner Rohroptimierung, die sich im Seitenwind auszeichnet, sogar noch schneller.
Specialized Venge 2019 – Gewicht
Als System ist das neue Venge Modul 460 g leichter als die Venge ViAS Disc. Ja richtig gehört 460 Gramm! Wie viel das wirklich ist kann man an folgendem Bild sehen.
Der 2019 Venge Rahmen wiegt nur knapp 960 g +/- 30 g in der Größe 56 cm in der „Satin Black / Holographic Foil“ Farbgebung. Das Gesamtgewicht für eine 56cm S-Works Venge mit Dura-Ace Di2 in Satin Black / Holo Silber beträgt circa 7,1kg was für ein Aerobike eine echte Ansage ist.
Specialized Venge 2019 – Handling
Das neue Specialized Venge verwendet ein Rider-First Engineered ™ -Design, um sicherzustellen, dass jeder Rahmen unabhängig von seiner Größe einwandfrei funktioniert. Dies wird durch eine Mischung aus umfassender Datenerfassung, Experten-Feedback von professionellen Fahrern und einem sorgfältigen Ansatz für den Carbon-Bau erreicht. So erhält man bei jeder Rahmengröße das perfekte Handling.
Specialized Venge 2019 – Cockpit
Bei der Arbeit mit den Profi-Teams zeigte sich immer mehr, dass die Steifigkeit des Vorbaus für die Fahrer sehr wichtig ist, insbesondere für die leistungsfähigen Sprinter. Der Venge-Vorbau übertrifft die Steifigkeit aller von Specialized getesteten Vorbauten, einschließlich des Zipp SL Sprint Vorbaus, der der Maßstab für Steifigkeit ist und im Pro-Peloton weit verbreitet ist. Der komplett neue Aerofly II ist schneller, leichter und steifer und die Oberflächen haben ein strukturiertes Muster für zusätzlichen Halt und Kontrolle. Ein integrierter Bar-Tape-Stop sorgt dafür, dass das Lenkerband super professionell aussieht und das Wickeln zum Kinderspiel macht.
Specialized Venge 2019 – Kompatibilität
Der Venge ist mit 26mm Reifen ausgestattet, um die beste Kombination aus Aerodynamik, Handling und Rollwiderstand zu bieten. Es sind aber Reifen bis 32mm möglich. Das neue Venge wurde so konstruiert, dass es nur mit Disc und elektronischen Schalt- Antriebssystemen kompatibel ist. Es ist kompatibel mit Shimano Di2, SRAM eTap und Campagnolo EPS-Systemen – vorausgesetzt, sie verwenden einen internen Akku. Das Scheibenbremssystem des Venge folgt dem Shimano Flat-Mount-Standard. Außerdem ist es mit Steckachsen Standard 142x12mm für die Rückseite und 100x12mm für die Front, und die Steckachsen mit dem Venge bolt-on mit einem 6mm Sechskant versehen. Achsen mit dem DT RWS Ratschengriff sind im Specialized-Service erhältlich.
Specialized Venge 2019 – First Ride
Nachdem ich die gesamte letzte Saison auf dem Venge Vias und dem Tarmac unterwegs gewesen bin, war ich natürlich umso mehr auf die ersten Kilometer mit dem neuen Specialized Venge gespannt. Die Theorie ist natürlich das eine und klang schon erstmal überzeugend, aber so wirklich kann man ein Rad natürlich nur beurteilen, wenn man es selbst fährt. Aber so viel kann ich schon mal vorweg nehmen, auch in der Praxis hat das neue Venge voll überzeugen können.
Bei unseren Testfahrten auf der WM Strecke von Innsbruck war natürlich topografisch alles gegeben, was man braucht um so einen Renner auf Herz und Nieren zu testen. Auf flachen Passagen kann man auch mit wenig Krafteinsatz super rollen, das wäre aber langweilig, denn das Venge läd so richtig zum schnell fahren ein. Die Kraftübertragung ist erstklassig und wandelt jeden Tritt direkt in Vortrieb um. Das merkt man besonders auch beim Beschleunigen, wenn man nach den Kurven wieder antreten muss. Natürlich konnten wir auf der WM-Strecke etliche Höhenmeter sammeln, was sich aber mit dem neuen und deutlich leichteren Venge super bewerkstelligen lässt.
Die Klettereigenschaften kommen (fast) an die des Tarmacs heran und gerade in langgezogenen Abschnitten mit Steigungsprozenten bis knapp 10% würde ich mich aufgrund der zusätzlich guten Rolleigenschaften für das Venge entscheiden. Klar spürt man in der Höll mit bis zu 28% Steigung schon, dass es sich nicht um ein reines Kletterbike handelt, aber bis zu diesem Anstieg kann man so viel Kraft sparen, dass es auch hier keinen großen Unterschied gemacht hat.
Gigantisch ist zudem die Performance in der Abfahrt, was wir auch daran merkten, als wir eher durch Zufall und im Vorbeigehen einen längeren Abfahrts-KOM auf Strava mitnahmen. Hier spielt auch das erstklassige Handling und das Bremsverhalten der Discs mit rein, durch die man jede Kurve gut dossiert und mit optimalem Speed anfahren kann. Glücklicherweise muss man schon fast sagen regnete es auch auf einer Ausfahrt, wodurch wir auch die kompletten Vorzüge der Scheibenbremsen auskosten konnten. Diese bieten auch bei Nässe in schnellen und technischen Abfahrten die nötige Sicherheit, wenn es draufankommt.
Ein echtes Highlight ist ebenfalls das neue Cockpit mit dem beschichteten Lenker, der auch ohne Lenkerband und trotz Nässe einen guten Halt bietet. Die übrige Ausstattung passt, wie es sich für ein Top-Modell gehört, wie die Faust aufs Auge. Mit den Roval CLX 64, Shimano Dura-Ace Di2, Turbo Cottons und SWorks Power Sattel steht einer schnellen und abwechslungsreichen Fahrt nichts mehr im Weg.
Bilder: Valentin Rapp