Radsport: 22 Tour de France Teams stehen am Samstag beim Grand Départ in der Vendée am Start. Erstmals dürfen für die Grand Boucle nur acht statt neun Fahrer pro Mannschaft nominiert werden. Wir stellen euch alle Tour de France Teams, ihre Fahrer und Ziele vor. Beginnen möchten wir in Teil #1 mit sieben Mannschaften, welche sich vor allem auf das Gelbe Trikot konzentrieren werden.
Sky: Wenn Chris Froome nicht kann, können es andere
Weltklasse ist das einzige Wort, mit welchem man die Qualität von Sky beschreiben kann. Die britische Equipe gewann fünf der letzten sechs Frankreich-Rundfahrten. Auch in diesem Jahr schickt man mit Chris Froome den Topfavoriten an den Start. Kein Wunder, denn der Brite war bereits viermal erfolgreich und hat zuletzt auch die Vuelta a Espana und den Giro d’Italia gewonnen. Die nun kommende Tour de France wird für ihn jedoch die größte Herausforderung seiner Karriere. Mit der Italien-Rundfahrt in den Beinen und dem Unmut der vielen Fans hat er viele neue Hürden zu meistern. Sollte er diese nicht überspringen können, stehen im Team Sky jedoch mindestens drei weitere Siegkandidaten im Aufgebot. Vor allem Geraint Thomas ist zuzutrauen, nicht nur eine einfache Helferrolle einzunehmen. Ebenfalls in die Bresche sprinten könnte Wout Poels und der junge Egan Bernal. Neben den vier starken Rundfahrern komplettieren die Zeitfahrer Jonathan Castroviejo und Luke Rowe, sowie die Allrounder Gianni Moscon und Michal Kwiatkowski das Tour de France Team Sky.
Movistar: Mit einer Dreierspitze gegen die Übermacht von Sky
Auch das Team Movistar verdient in diesem Jahr das Prädikat Weltklasse. Mit Nairo Quintana, Mikel Landa und Alejandro Valverde schickt man gleich drei nahezu ebenbürtige Kapitäne ins Rennen. Wenn nach der neunten Etappe nach Roubaix nur noch einer von ihnen in Schlagdistanz zur Spitze sein sollte, wird Movistar alle Karten auf diesen Mann setzen. So lange es jedoch möglich ist, sollen die drei Trümpfe in der eigenen Hand behalten werden. So erhofft man sich, zahlreiche taktische Möglichkeiten ausspielen zu können und das Team Sky aus der Reserve zu locken. Als Edelhelfer wird Marc Soler fungieren. Der Spanier gewann in diesem Jahr Paris-Nizza und wird in ein paar Jahren selbst dazu in der Lage sein, eines der Tour de France Teams als Kapitän anzuführen. Mit Andrey Amador, Daniele Bennati, Imanol Erviti und Joaquin Rojas komplettieren vier Erfahrene Profis das Aufgebot von Movistar. Damit ist klar: Es zählt nur das Gelbe Trikot.
EF Education: Trotz Rang zwei im Vorjahr hat sie kaum jemand auf der Rechnung
Die Mannschaft EF Education First-Drapac p/b Cannondale hat zwar einen äußerst sperrigen Teamnamen, doch die Namen der Fahrer lesen sich sehr gut. Angeführt wird das achtköpfige Aufgebot auch in diesem Jahr von Rigoberto Uran. Auch wenn der Kolumbianer 2017 auf Rang zwei fuhr, haben ihn in diesem Jahr nur wenige Experten auf der Rechnung. Zu inkonstant waren seine Leistungen zuletzt.Vermutlich wird das Team EF Education daher nicht nur auf ihn setzen, sondern parallel auf Etappenjagd gehen. Vor allem Simon Clarke, Lawson Craddock und Pierre Rolland bieten sich dafür auf den Bergetappen an. Sep Vanmarcke wird natürlich vor allem die neunte Etappe nach Roubaix im Blick haben, auf der er zweifelsohne zu den Topfavoriten zu zählen ist. Thomas Scully, Taylor Phinney und Daniel Felipe Martinez werden Helferrollen einnehmen und dürfen mit etwas Glück auch einmal in eine Fluchtgruppe gehen.
Mitchelton-Scott: Kein Calen Ewan – alle für Adam Yates
Das Team Mitchelton-Scott hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Während die australische Equipe früher vor allem auf Etappenjagd ging, schickt sie nun ein klassisches Rundfahrerteam an den Start. Für die Ambitionen von Adam Yates wurde sogar Sprintstar Caleb Ewan geopfert und Zuhause gelassen. Auch wenn – bis auf Mikel Nieve – die starken Kletterer fehlen, setzt man voll und ganz auf einen Podiumsplatz für Adam Yates. Daher werden die Flachetappen nun eher zur Erholung statt zur Tempoarbeit genutzt. Um perfekt über die Pavé-Etappe zu kommen, hat die Teamleitung den ehemaligen Paris-Roubaix-Sieger Mathew Hayman nominiert. Der 40-Jährige wird mit seiner Erfahrung mit Rat und Tat zur Seite stehen. Jack Bauer, Luke Durbridge und Michael Hepburn werden im Teamzeitfahren dafür sorgen, dass Mitchelton-Scott vorn mit dabei sein wird. Damien Howson kann als Helfer in den Bergen fungieren und ist prädestiniert für eine Flucht als Relais-Station. Daryl Impey ist der perfekte Teamplayer, wird auf leicht hügeligen Etappen aber gewiss seine eigenen Ambitionen verfolgen dürfen.
BMC: Richie Porte bekommt sieben Helfer für den ersten Toursieg
Alle für Richie Porte – so lautet das Motto im Team BMC. Dafür wurde eine ausgeglichene und auf jedem Terrain starke Truppe ausgewählt. Im Teamzeitfahren wird man dank der Dienste von Stefan Küng garantiert als einer der Topfavoriten gelten. Der Schweizer wird außerdem in der Ebene für die ein oder andere Windkante sorgen können, ebenso wie Landsmann Michael Schär, Patrick Bevin und natürlich Greg Van Avermaet. Der zuletzt genannte Belgier ist außerdem ein heißer Siegkandidat auf der neunten Etappe, sowie auf allen mittelschweren Teilstücken, auf denen die reinen Sprinter bereits distanziert werden konnten. In den Bergen werden Simon Gerrans, Damiano Caruso und vor allem Tejay Van Garderen ihren Kapitän unterstützen. Vor allem Caruso und Van Garderen müssen hier in Topform sein, da Porte ansonsten sehr schnell isoliert sein wird. Auch wenn die Mannschaft insgesamt stark aufgestellt ist, kann Porte im Vergleich zu den Mannen von Sky und Movistar eben auf keine Weltklasse-Truppe in den Bergen zugreifen.
Bahrain-Merida: Die pure Erfahrung soll sie durch Frankreich tragen
Vincenzo Nibali muss bei allen dreiwöchigen Rundfahrten als ein Mitfavorit bezeichnet werden. Der Italiener ist einer der wenigen Profis, welche bereits in Italien, Spanien und eben Frankreich erfolgreich waren. Nibali ist der einzige, dem es in den vergangenen sechs Jahren gelang, die Siegesserie des Teams Sky zu durchbrechen. Selbiges erhofft man sich auch 2018. Dafür bekam der Hai von Messina die beiden Basken Gorka Izagirre und Ion Izagirre an seine Seite gestellt. In den Bergen werden sie versuchen, so lange wie möglich bei ihrem Kapitän zu bleiben. Auch Domenico Pozzovivo wird diese Helferrolle im Hochgebirge einnehmen. Mit seiner Erfahrung kann auch Franco Pellizotti Einfluss auf das Geschehen nehmen. Kristjan Koren, Heinrich Haussler und Sonny Colbrelli komplettieren das Aufgebot und werden vor allem für das Teamzeitfahren und das Tempo in der Ebene gebraucht. Colbrelli darf zudem auf Freiheiten hoffen, wenn es auf einer nicht ganz so flachen Etappe zu einem Sprint kommen sollte.
AG2R La Mondiale: Romain Bardet will Gelb, Pierre Latour will Weiß
Pünktlich zur Frankreich-Rundfahrt gilt die Equipe AG2R La Mondiale immer als eines der stärksten Tour de France Teams. In den vergangenen Jahren haben sie sich stets auch auf die Mannschaftswertung konzentriert und versucht, möglichst viele Profis unter die ersten zehn einer Etappe zu bringen. Dies dürfte auch 2018 wieder gelingen, da man eine enorm schlagfertige Truppe an den Start schickt. Über allen thront natürlich Romain Bardet, der in den vergangenen beiden Jahren schon Rang #2 und Rang #3 einfahren konnte. Er möchte nach Bernard Hinault im Jahr 1985 endlich wieder der erste Franzose sein, der die Grand Boucle gewinnt. In Person von Pierre Latour kann er dabei auf einen absoluten Edelhelfer zugreifen, der parallel zu seinen Helferdiensten auch noch auf das Weiße Trikot des besten Jungprofis schielen darf. Alexis Vuillermoz und Mathias Frank werden die beiden unterstützen, so bald es bergauf geht. Mit Oliver Naesen und Silvan Dillier hat man zudem nicht zur zwei Top-Fahrer für das Mannschaftszeitfahren, sondern auch zwei Siegkandidaten für die Etappe nach Roubaix. Axel Domont und Tony Gallopin sind vielseitig einsetzbar und können sowohl in Fluchtgruppen zu finden sein, oder an der Seite ihrer Kapitäne.