Die vergangene Saison hätte für uns kaum besser starten können. Am Anfang stand der Gewinn des ersten Enduro World Series Laufs in Punta, ein grandioser Einstieg. Und eine frühe Bestätigung, denn die Marschrichtung, die Spitze des Sports zu erklimmen, war von vornherein klar. Der professionelle Rennsport ist allerdings kein Wunschkonzert. Das wurde uns im Laufe der Saison deutlich und so wechselten sich Freud und Leid, Emotionen und unvergessliche Momente ständig ab.
Nun steht die neue Saison vor der Tür. Zeit für neue Erfahrungen und Erfolge, an denen wir Euch und alle Enduro-Interessierten teilhaben lassen möchten. Zu jedem Lauf der Enduro World Series und besonderen Ereignissen rund um das Team wird es einen Tagebucheintrag aus verschiedenen Perspektiven geben. Seid also gespannt auf das, was uns und Euch in der kommenden Saison erwartet!
Das Canyon Factory Enduro Team ist eigentlich eher eine Familie als ein Team. So ist es kaum verwunderlich, dass sich das erste gemeinsame Trainingslager wie ein Familientreffen an Weihnachten anfühlt. Moment, Weihnachten im Frühling? Klar, denn für die neue Saison stand erstmal eine Bescherung mit Teambikes und jeder Menge coolem Stuff auf dem Programm.
„Am Anfang der Saison ist es meiner Meinung nach unheimlich wichtig zusammenzukommen, um Synergie zu kreieren und den Teamspirit zu stärken, der uns durch das ganze Jahr trägt. Die Rennen sind immer hart, da ist es umso wichtiger, die Stimmung durch tolle, gemeinsame Momente zu stärken. Damit bildet man die Basis. Darauf bauen wir auf, indem wir unsere Erfahrungen austauschen, einander von der persönlichen Vorbereitung berichten und das richtige Bike Set-up finden. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, das dabei entsteht, wird uns helfen, unser Team an die Spitze zu führen. Dafür ist ein Trainingslager ja auch da, um sich gegenseitig zu motivieren.“ So zumindest sieht es unser Team-Kapitän Fabien Barel.
„Am Anfang der Saison ist es meiner Meinung nach unheimlich wichtig zusammenzukommen, um Synergie zu kreieren und den Teamspirit zu stärken, der uns durch das ganze Jahr trägt.“
Den Zeitpunkt des Camps haben wir dieses Jahr bewusst etwas später gewählt, um uns für das anstehende erste Rennen der Enduro World Series (EWS) in Chile den letzten Feinschliff zu holen. So unterschiedlich die Charaktere unserer Teamfahrer sind, so verschieden ist auch die persönliche Vorbereitung. Letztes Jahr wusste noch keiner so richtig, was in einer Enduro-Saison auf jeden zukommt. Daher konnte das Training in diesem Winter gezielter angegangen werden. Joe Barnes hielt sich in den letzten Monaten mit Trailbuilding in heimischen Gefilden fit, spulte jede Menge Sprint- Kilometer auf seinem Rollentrainer ab und belohnte sich anschließend mit einem Trainingslager im sonnigen Madeira. Ines Thoma entdeckte mit Functional Fitness eine neue Vorliebe, verausgabte sich beim für Allgäuer obligatorischen Skilanglauf und fuhr mit ihrem Wohnmobil zu einem Rennrad-Trainingslager in die Toskana. Und wenn es um die perfekte Vorbereitung geht, gibt es wenige, die sich so gewissenhaft vorbereiten wie Fabien, der seinen Fokus diesen Winter auf XC-Biking legte. Last but not least, bereitete sich unser Schweizer Neuzugang Ludo May mit vielen Enduro- Touren in diversen spanischen Trailparadisen auf seine neue Herausforderung im Team vor.
Wo holt man diese reisefreudige Truppe also am besten zusammen? Nach einer guten Location für die Austragung unseres diesjährigen Trainingslagers mussten wir nicht lange suchen. Die Basis des Canyon Factory Enduro Teams ist natürlich das Canyon.Home in Koblenz, emotional sind wir aber seit jeher eng mit einer Stadt in Südfrankreich verbunden. Also auf nach Nizza, wo wir schon 2013 den Startschuss unseres Teams erfolgreich abgefeuert hatten. Abgesehen davon, dass Nizza natürlich die Heimatstadt unseres Aushängeschilds Fabien Barel ist, so bietet die Côte d‘Azur einfach alles was das Enduro-Herz begehrt.
„Nizza ist ein großartiger Ort für unser Trainingslager“, weiß Fabien, „da es nahezu alles für richtig gutes Enduro-Training bietet. Die Nähe zu Bergen, die wundervolle Landschaft am Fuße der Alpen machen es zur perfekten Location. Wir haben hier extrem viele Trails, die sehr unterschiedlich beschaffen sind. Normalerweise haben wir hier im Winter auch durchgehend gutes Wetter und angenehme Temperaturen. Nicht ohne Grund lebe ich hier. Natürlich weiß ich auch um alle Möglichkeiten und Einrichtungen, wie das richtige Fitnessstudio, Hotels, Massage Angebote – das erleichtert die Organisation und schafft eine familiäre Atomsphäre für das gesamte Team. In Nizza können wir alle innerhalb kurzer Zeit extrem effektiv trainieren.“
Ein Schwerpunkt der Woche war natürlich das Kennenlernen der neuen Teambikes. Nicht nur für Fahrer ist die erste Pedalumdrehung mit dem neuen Dienstgerät ein wichtiges Ereignis – auch die Mechaniker können hier außerhalb der heimischen Werkstatt wieder im Fahrerlager-Style Hand an die Bikes legen. Denn der Umgang mit der mobilen Werkstatt will trainiert sein.
Ein wichtiger Termin war ein zweitägiges Testlager mit unserem Sponsor Fox im nahegelegenen Finale Ligure. Wir verpassten gemeinsam mit den Kollegen unseren Suspension Set-Ups den letzten Feinschliff und jeder Fahrer konnte sich eine gehörige Portion Sicherheit und Vertrauen in das jeweilige Fahrwerk aneignen.
Obwohl wir vom Sonnenschein verwöhnt wurden, erwischten wir auch einen verregneten Tag. Doch der war leicht überbrückt: ausgiebige Bikepflege stand auf dem Programm und eine ordentliche Einheit im Fitnessraum, wo die ersten, spontanen Wettbewerbe ausgetragen wurden. Glückwünsch an dieser Stelle an Joe und Ludo, die Meister des Klimmzugs und der Körperspannung. Der Drang, sich mit anderen zu messen, liegt eben allen im Blut!
Wer die ganze Saison auf seinen Enduro-Bikes bestreitet, der freut sich auch mal über Abwechslung und so stand zwischendurch eine ausgewachsene XC-Tour auf dem Trainingsplan. Die Definition von XC-Tour scheint jedoch zwischen den Nationen stark zu variieren. XC bedeutet beispielsweise für Fabien die Stages des letztjährigen Blausasc Enduro mit dem XC-Bike zu fahren, gerne auch mal in entgegengesetzter Richtung. Festzuhalten ist, dass so eine Ausfahrt in die Kategoire challenging eingeordnet werden kann, was dem Spaß aber keinesfalls geschadet hat.
“Es ist sehr cool das gemeinsame Jahr mit einem intensiven XC-Ride zu beginnen, viel zu lachen und eine gute Zeit auf dem Bike zu verbringen – aber die Jungs und Mädels sind echt verrückt. Die greifen immer voll an!“
In einem Trainingslager spielt das Zeitmanagement immer eine entscheidende Rolle und verhält sich ähnlich zu einem Race-Wochenende. Mit minimalem Zeitaufwand müssen wir versuchen das Beste aus den limitierten Trainingstagen herauszukitzeln ohne dabei gestresst zu agieren, geschweige denn die Regeneration zu vernachlässigen. Mit so einer Truppe kommt aber auch der Spaß definitiv nicht zu kurz. So gab es gute Gespräche, man hat eine Menge voneinander gelernt und viel miteinander und scherzhaft übereinander gelacht. Dabei waren sich auch alle einig, dass die Neuzugänge Ludo und Mechaniker Dougie richtig gut ins Team passen.
Die Ansprüche im Enduro Racing sind enorm. Das haben wir aus 2013 gelernt. Enduro ist eine Mischung aus dem besten aller Disziplinen. Wir fühlten uns zu Ende des Trainingslagers bestens vorbereitet, was Fabien nur bestätigt: „Meine Erwartungen für die Saison 2014 sind gesetzt: Bereit sein um an der Spitze des Enduro-Sports mitkämpfen zu können. Mit dem Teamspirit, den Teamkollegen, den Mechanikern, der Qualität unserer Bikes und dem Einfluss unserer Entwicklungsabteilung haben wir die besten Voraussetzungen um konkurrenzfähig zu sein. Ich denke, es wird auf jeden Fall eine spannende Saison, und unser Ziel kann es nur sein „on top of the game“ zu sein. Ich bin mir sicher, dass es eine fantastische Saison wird!“
Voll motiviert und heiß auf die Runde zwei im EWS nahmen wir diese Woche Abschied von Nizza und voneinander. Die Zeit bis zum nächsten Zusammentreffen ist jedoch kurz. In weniger als zwei Wochen sehen wir uns im entfernten Chile zum Saisoneinstand wieder. Das nächste große Abenteuer steht bevor – es geht wieder los!