Bereits zum Auftakt der Spanienrundfahrt warf der Alto de L´Angliru seinen Schatten voraus. Zu mächtig, zu steil erschienen die Vorboten des letzten Scharfrichters dieser Vuelta. Kaum einer hätte jedoch damit gerechnet, dass die beiden Ersten der Gesamtwertung vor der Etappe nur drei Sekunden trennen würden. Entsprechend spannend gestaltete sich auch die Etappe.
Im Nebel, der den Alto de L´Angliru umschloss, stürmte Kenny Elissonde (FDJ.fr) zum Tagessieg. Der 22-jährige Franzose hatte sich zuvor mit Paolo Tiralongo (Astana) aus einer knapp zwanzig Fahrer umfassenden Spitzengruppe gelöst, in der sich mit Johannes Fröhlinger (Argos-Shimano) und Dominik Nerz (BMC) auch zwei Deutsche befanden. Vor allem der Allgäuer Nerz fuhr dabei ein starkes Finale und kam gemeinsam mit Vincenzo Nibali (Astana) und Alejandro Valverde (Movistar) ins Ziel.
Die italienische Giro d’Italia-Sieger Nibali hatte sechs Kilometer vor dem Ziel aus dem Feld heraus angegriffen und sich auf die Verfolgung der zerfallenden Spitzengruppe begeben. Mit seinem Antritt brachte er Chris Horner (Radio Shack-Leopard), Joaquim Rodriguez (Katusha) und Valverde zunächst in Bedrängnis. Allerdings gelang es dem US-Amerikaner etwa zwei Kilometer später wieder an das Hinterrad des Italieners zu gelangen. Hier zeigte sich schließlich, dass Astana seine Karten falsch gespielt hatte. Zwar hatte man Tiralongo zurück beordert, allerdings schloss Nibali erst zu ihm auf, als er Horner und Rodriguez bereits im Schlepptau hatte. Valverde, der zu diesem Zeitpunkt bereits über zehn Sekunden zurücklag, profitierte von dieser Situation. Denn während sich Nibali und Horner belauerten, gelang es ihm, kontinuierlich Boden gut zu machen.
Drei Kilometer vor dem Ziel verschärfte Nibali erneut das Tempo, konnte Horner diesmal jedoch nicht abschütteln. Dieser wiederum nutze seine Chance, als das Duo die Gruppe um Dominik Nerz erreichte, und löste sich mit einem unwiderstehlichen Antritt. Bis ins Ziel, das Horner als Tageszweiter hinter Elissonde erreichte, nahm er Nibali 28 Sekunden ab. Damit ist der älteste Fahrer dieser Vuelta gleichzeitig auch der Sieger der Rundfahrt – sofern ihm auf der morgigen abschließenden Etappe nach Madrid nichts passiert. Der 41-Jährige US-Amerikaner musste in dieser Saison aufgrund einer Knieoperation lange pausieren, feiert aber nun seinen bisher größten Karriere-Erfolg.
Erfolgreich kann man auch das Abschneiden der deutschen Formation NetApp-Endura bewerten. Das Team zeigte sich stets aktiv und konnte mit Leopold König als Gesamtneunten einen Fahrer unter den Top10 platzieren.
Die Entscheidung am Alto de L’Angliru gibt es hier nochmals im Video. [Link]
//Ergebnis
1. Kenny Elissonde (FDJ.fr) 3:55:36
2. Christopher Horner (RadioShack Leopard) 0:00:26
3. Alejandro Valverde Belmonte (Movistar) 0:00:54
4. Vincenzo Nibali (Astana) 0:00:54
5. Andre Fernando Cardoso (Caja Rural) 0:00:54
6. Dominik Nerz (BMC) 0:00:54
//Gesamt
1. Christopher Horner (RadioShack Leopard) 81:52:01
2. Vincenzo Nibali (Astana) 0:00:37
3. Alejandro Valverde Belmonte (Movistar) 0:01:38
4. Joaquim Rodriguez Oliver (Katusha) 0:03:22
5. Nicolas Roche (Saxo-Tinkoff) 0:07:11