Die Enduro World Series, der Weltcup des Enduro-Sports, wenn man es so nennen will, startet am kommenden Wochenende in ihre zweite Saison. Mit sieben Rennen auf drei verschiedenen Kontinenten vereint die Serie nicht nur unterschiedliche Kulturen, auch völlig unterschiedliche Rennformate sowie Streckenbedingungen warten auf die Fahrer.
Der Auftakt der EWS 2014 findet in Nevados de Chillan / Chile statt. Chile ist auf der Enduro-Landkarte durchaus noch etwas neu, doch spätestens mit dem Andes Pacifico, einem mehrtägigen Enduro-Rennen, bewies man, dass man sich hinter Nationen wie Italien und Frankreich nicht verstecken brauch.
Die ersten Fahrer nutzen bereits am letzten Wochenende ein lokales Enduro-Rennen um sich auf die Wetter- und Untergrundbedingungen einzustellen. Jeromé Clementz war abermals derjenige, den es zu schlagen galt. Er wurde seiner Favoritenrolle gerecht und gewann vor Nicolas Lau. Die beiden schnellen Franzosen werden mit Sicherheit zwei der heißesten Kandidaten auf einen der sieben Siege sein. Doch auch Jared Graves oder Martin Maes werden in diesem Jahr hungrig sein.
Die Favoriten
Jeromé Clementz – Er ist der Muhamed Ali des Enduro-Sports. Kein anderer Fahrer gewann im vergangenen Jahr mehr Etappen und so verwunderte es nicht, dass Clementz bereits beim Enduro of Nations in Val d’Isere, zur vorletzten Runde der EWS 2013, den Gesamtsieg in der Tasche hatte. Wie im Vorjahr wird der schnelle Franzose auf Cannondale unterwegs sein. Den gesamten Winter über testete er einen neuen Prototypen seines favorisierten Jekyll-Rahmens, welchen er in diesem Jahr erstmals mit 650B-Laufrädern nutzen wird. Dass er die etwas größeren Laufräder perfekt beherrscht bewies er beim Andes Pacifico, welches er für sich entschied.
Jared Graves – Graves ist einer der besten Allrounder der Welt. Olympia-Finalist im BMX Race 2008 in Bejing, 4X-Weltmeister und erfahrener Downhill-Pilot, Graves ist in allen Disziplinen ein ernstzunehmender Gegner. 2013 war das Glück nicht immer auf seiner Seite. Nichtsdestotrotz war er Clementzs ehester Gegner und wurde am Ende der Saison hervorragender Zweiter. Den Winter über sah man Graves vor allem auf dem XC-Bike. Er sicherte sich den Australischen Meistertitel im XCE und belegte im XC den zweiten Rang. Er geht fitter und hungriger denn je in die neue Saison und wird sicherlich das ein oder andere Mal die Konkurrenz deklassieren.
Martin Maes – Als Junior startete Maes in der vergangenen Saison bei der Enduro World Series. Seine Kategorie gewann der junge Belgier mit Leichtigkeit. Die große Sensation waren jedoch seine Zeiten im Vergleich zu den Elite-Männern. Maes schaffte es mehrfach sich in den Top3 der Elite zu platzieren und konnte sogar einen Etappensieg einfahren. Mit Dan Atherton vom GT Factory Racing Team hat er einen schnellen und vor allem erfahrenen Teamkollegen an seiner Seite. Gemeinsam werden sie mit Sicherheit für die eine oder andere Überraschung gut sein.
Fabien Barel – Mehrfacher Downhill-Weltmeister, Weltcup Gesamtsieger und eine wahre Mountainbike-Legende. Fabien Barel gehört seit vielen Jahren zu den schnellsten Fahrern der Welt. Und auch im Enduro ist er ein Garant für Erfolge. Mit dem Auftakt-Sieg in Punta Ala letztes Jahr hielt er die Canyon-Flagge ganz hoch. Mit zwei dritten Plätzen und einem vierten fuhr er in der Gesamtwertung auf Rang drei.
Nicolas Lau – Der kleine Franzose vom Cube Action Team geht motiviert in die neue EWS Saison. Im letzten Jahr sollte es für ihn nicht so richtig laufen. Zwar konnte Lau einige sehr gute einzelne Ergebnisse einfahren, doch fehlte im die Konstanz, die es benötigt um auf’s Podium zu fahren. Vor allem in Finale Ligure ist Lau eine Macht. 2013 deklassierte er hier seine Konkurrenz, schaffte es jedoch aufgrund einer Zeitstrafe nicht auf’s Podest. In diesem Jahr scheint er perfekt vorbereitet zu sein. Beim ersten Stopp der Bluegrass Enduro Tour siegte er souverän vor einigen der schnellsten Fahrer und wurde auch in Chile vor einer Woche Zweiter hinter Clementz.
Aus deutscher Sicht gilt es vor allem Petrik Brückner zu nennen. Der junge Thüringer war der schnellste Deutsche im vergangenen Jahr und hat sich für das neue Jahr viel vorgenommen. Max Schumann und Tobias Woggon werden ihm dabei jedoch dicht auf dem Fersen sein und ihr bestes geben ihm den Titel Deutschlands schnellster Enduro-Pilot streitig zu machen.
Bei den Frauen kann man sich auf einen erbitterten Kampf zwischen Anne-Carline Chausson und Tracey Moseley einstellen. Ähnlich wie Clementz und Graves dominierten sie die Damen-Kategorie, mit dem besseren Ende für Moseley. Doch auch Cecil Ravanel und die schnelle Niederländerin Anneke Beerten sind nicht zu unterschätzen. Beide bewiesen mehrfach ihr gutes Tempo und sollten ernstzunehmende Konkurrenz sein.
Die Strecke
Die Bedingungen in Chile sind nur bedingt vergleichbar mit den europäischen. Das Klima ist sehr viel feuchter und wärmer, so dass es einige Fahrer sicherlich schwer haben werden konzentriert zu bleiben. Auf die Fahrer wartet in erster Linie loser Untergrund, Vulkansand und naturbelassene Trails.