Heute melde ich mich mal wieder aus dem fernen Japan. Sicher wollt ihr wissen, wie es mir in den letzten Tagen und Wochen ergangen ist und was ich in der langen Zeit alles erlebt habe.
Am Ende der Schulzeit standen die Abschlussprüfungen an. Zuerst musste ich meine praktische Prüfung ablegen. Das heißt, ein Bahnrad zerlegen und wieder zusammenbauen. Das Zeitlimit lag dafür bei 20 Minuten.
Weiter ging es mit einem schriftlichen Test, in dem 35 Fragen zum Thema Keirin zu beantworten waren. Abschließend wurde mit jedem von uns sechs ausländischen Fahrern noch ein Einzelgespräch geführt. Anscheinend haben wir uns alle als würdig erwiesen und konnten am Ende des Tages stolz unsere Rennlizenzen entgegennehmen.
Neben der Schulzeit darf natürlich auch das Training nicht zu kurz kommen! Denn die gute Form kommt nicht von allein. Dazu absolviere ich viele Trainingseinheiten auf einer der fünf an der Keirinschule zur Verfügung stehenden Radrennbahnen. Ein solches Angebot an Bahnen an einem Fleck findet man nirgendwo anders auf der Welt!
Damit die Trainingseinheiten nicht so langweilig werden, trainieren wir internationalen Fahrer oft zusammen. Für mich ist es sehr interessant und spannend, auch einmal das Training anderer Topfahrer zu sehen. Es ist doch erstaunlich, wie verschieden die Trainingseinheiten aussehen.
Außerdem trainiere ich noch mehrmals pro Woche im Kraftraum. Dort absolviere ich hauptsächlich Kniebeugen. Diese Übung bietet die idealen Voraussetzungen zur Kraftentwicklung für mich und ist das Haupttrainingsmittel eines Bahnradsportlers im Kraftbereich.
Dazwischen stehen zur Regeneration meist noch Einheiten auf dem Straßenrad an. Doch meine Ausfahrten hielten sich bis jetzt in Japan sehr in Grenzen, da das bergige Terrain nicht die besten Voraussetzungen für einen Sprinter bietet. Ansonsten muss ich sagen, dass es kaum idealere Trainingsbedingungen wie an der Keirinschule gibt.
Außer dem Training hatte ich auch schon meine ersten beiden Rennen. Bei meinem Debüt in Seibuen konnte ich mich mit zwei Siegen an den ersten beiden Tagen für das große Finale qualifizieren. Im Finale musste ich dann meiner erst geringen Erfahrung Tribut zollen und wurde nur Siebter.
Jedoch ist schon das Erreichen des großen Finales ein echter Erfolg. Denn die Unterschiede zwischen dem internationalen und dem japanischen Keirin sind doch recht groß.
Das musste auch mein russischer Mitstreiter Denis Dmitriev schnell feststellen, der schon am 1.Tag den Sprung in die nächste Runde nicht schaffte.
Leider habe ich noch nicht viel vom Land sehen können, da der Zeitplan immer recht straff ist. Ich hoffe, dass dazu in naher Zukunft noch etwas Zeit ist und ich die Wahrzeichen von Japan, wie den Fuji, nicht nur aus dem Zug sehe.
Aus meinem Fehler im Finale von Seibuen habe ich einiges dazugelernt und konnte gleich bei meinem zweiten Rennen in Wakayama noch eine Schippe drauf legen. Ich habe das große Finale für mich entscheiden können und alle Konkurrenten hinter mir gelassen. Für den Sieg gab es jede Menge Geschenke und die einheimischen Zeitungen waren voll mit Bildern und Artikeln.
Ich bin schon gespannt, wie es mir bei meinem nächsten Rennen Anfang Juni in Chiba ergeht.