Drei Wochen sind seit der letzten EWS-Runde vergangen und wir sind noch immer in den Alpen, diesmal jedoch in Italien in La Thuile. Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht sicher wie es hier für mich laufen sollte. Nach Valloire fühlte sich mein Körper etwas ausgelaugt an und ich wurde krank, so dass ich mit meinem Training eine Woche pausieren musste. Glücklicherweise wurde ich aber pünktlich zu dem Rennen in La Thuile fit und war motiviert wieder Vollgas zu geben.
La Thuile war ein weiterer typischer Spot für die Alpen. Es gab diesen unglaublichen Ausblick auf die Berge, an dem man sich einfach nicht satt sehen kann, auch wenn die Sonne nur selten rauskam und wir dank des Regens und Nebels nur wenig gesehen haben.
Donnerstag war der erste von zwei Trainingstagen an denen wir die fünf Trails für das Rennen checken und uns die beten Linien heraussuchen konnten, wobei wir den Superkappa doppelt fahren sollten. Die Stages waren im Durchschnitt etwa zehn Minuten lang, was bedeutete, dass man sich seine Kräfte gut einteilen muss und vor allem die Arme nicht überstrapaziert werden dürfen.
Die wohl wichtigste Stage war definitiv Stage 1/4, der Superkappa. Von der letzten Liftstation mussten wir bis auf 2600 Meter hochtreten und von da ging es an einem Stück bis hinunter in die Stadt. Oben schneite es, was das Training so gut wie unmöglich machte und man zudem fast nichts sah. Unnötig zu erwähnen, wie kalt es dort oben war. Ich bin ein zwei Runs auf den anderen Stages gefahren und hatte eine großartige Zeit. Die Strecken waren ein guter Mix aus technischen Trails mit flowigen und schnellen Teilstücken. Von allem war etwas dabei und so hatte jeder eine Menge Spaß im Training.
Freitag versuchte ich nochmals Stage 1/4 auszuchecken. Zwar war der Schnee größtenteils geschmolzen, doch konnte man diesmal die Hand vor Augen kaum sehen, so dicht war der Nebel. Es war gut zu wissen, was für ein Terrain mich erwartet aber Training sieht anders aus und so musste ich die zwei Stages so gut wie blind fahren. Es wäre sicherlich besser gewesen später hochzufahren aber ich hatte noch vier andere Etappen zu trainieren und ich wollte mich bei dem Schnee nicht wieder erkälten.
Renntag 1
Das Wetter wurde besser und so ließ es sich am Gipfel wesentlich besser aushalten. Der Schnee war weg und der Wind war schwach. Es regnete immer noch und so waren war der Kurs extrem rutschig. Mein Lauf lief ziemlich bescheiden und ich musste mich eher darauf konzentrieren wo ich hinfahre als mich darauf zu fokussieren, dass ich schnell fahre. Das Terrain war sehr anspruchsvoll und sobald man die Ideallinie verließ, verlor man wertvolle Zeit. Es ging in eine sehr matschige Sektion, in der es wichtig war den Speed zu halten, gefolgt von einem kurzen, steilen Anstieg. Danach ging es für die letzten fünf Minuten in einen extrem flowigen Trail. Doch auch hier musste man stets konzentriert sein und Fehler vermeiden. Im Großen und Ganzen war es eine wirklich anspruchsvolle Etappe.
Es lief gut aber gut ist eben nicht gut genug, wenn man Rennen gewinnen will. Ich hatte einen kleinen Sturz, was sicher nicht so gut war, aber viel mehr ärgerte ich mich darüber, dass ich etwas zu konservativ gefahren bin. ich spielte das gleiche Spiel, wie in Valloire und war einfach zu passiv auf dem Rad. Ich war zwar Neunter nach der Stage aber Damien Oton hatte einiges an Zeit gut gemacht. Ich war ziemlich angefressen, immerhin wollte ich nicht Fange spielen müssen.
Stage zwei war ein riesen Spaß. Nachdem es eine Stunde lang bergauf ging, starteten wir in die Stage. Es gab massig Kurven bis hinunter ins Ziel. Es war sicherlich keine Stage auf der man das Wochenende hätte für sich entscheiden können aber hier hätte man es definitiv verlieren können. Es gab viele Schräghänge, die dank des Regens extrem rutschig waren. Wäre man hier abgerutscht, wäre es ziemlich weit nach unten gegangen. Ich fuhr einen guten Lauf und hatte trotz der schwierigen Bedingungen eine Menge Spaß. Zwar ging das Hinterrad ziemlich häufig weg aber ich wurde Zweiter und rutschte in der Wertung einige Plätze nach oben, was mir definitiv einen kleinen Schub für die letzte Stage des Tages gab.
Stage drei war super. Anfangs war die Stage super rutschig und es war schwierig eine saubere Linie zu fahren. Später ging es in den Wald und der Boden dort war extrem griffig. Ich fühlte mich gut aber es schien als würde ich ewig brauchen um mich an die Bedingungen im Wald zu gewöhnen. Die Wurzel waren zwar nass aber bis ich begriff, dass sie nicht so rutschig waren wie erwartet, verging einige Zeit. ich kam als Fünfter durch’s Ziel und war etwas enttäuscht. Rene Wildhaber fuhr eine sehr schnelle Zeit und übernahm die Führung. Ich war nach dem ersten Tag Siebter und ich wusste, dass meine Taktik auf Nummer sicher zu gehen hier nicht gut gehen würde.
Abends gab es ein gutes Essen, ich sah mir ein Film an um ein wenig zu entspannen und ging recht früh ins Bett, so dass ich für den nächsten tag topfit bin.
Renntag 2
Mein Körper fühlte sich gut an und ich war bereit alles zu geben.
Stage vier war im vergleich zum Vortag wesentlich nasser und gröber, was es noch anstrengender werden ließ. Die obere Stein-Sektion war super rutschig und es war schwierig seinen Rhythmus zu finden. Ich fuhr wesentlich besser als am Samstag aber meine Kette fiel am Ende der Stage vom letzten Ritzel und verhake sich zwischen Kassette und rahmen. Es war zum verrückt werden aber sicherlich keine Überraschung bei solch einer harten Etappe. Nichtsdestotrotz war ich näher an dem Führenden als am Samstag. ich wusste, ich müsste auf den letzten beiden Stages ordentlich aufdrehen um den Kontakt zur Spitze zu halten, auch wenn für mich die wohl schwierigsten Stages waren.
Stage fünf hatte eine Menge Flow und einige sehr schnelle Sektionen. Es war eine typische Stage für das alpine Terrain. Alles lief perfekt und fuhr einen guten Speed, bis plötzlich jemand auf eigene Faust entschied die Strecke zu fahren und mich blockierte. Ich weiß nicht wer diese Person war, doch er fuhr mitten auf der Strecke und obwohl ich schrie, er solle zur Seite gehen, ging er nicht beiseite. Das kostete definitiv einige Sekunden und dennoch wurde ich hinter Martin Maes Zweiter, so dass ich bis auf Rang fünf vorrutsche in der Gesamtwertung.
Die letzte Stage war eine die von Anfang bis Ende super viel Spaß gemacht hat. Es gab einige Tretpassagen, Schlamm und einfach einen guten Mix aus allem was eine gute Stage ausmacht. Meiner Meinung nach war es die perfekte Enduro-Stage und La Thuile hat es mit der Etappe auf den Punkt gebracht.
Mein Lauf lief gut. Ich war etwas vorsichtiger und wollte einen Defekt vermeiden, wollte dennoch 100 Prozent geben. ich hatte hart für den fünften Platz gekämpft und wollte es nicht auf der letzten Etappe versauen. Ich holte mir die Bestzeit auf der Stage und war super glücklich, auch wenn ich es nicht schaffte Plätze gut zu machen.
Ein dicken Glückwunsch an Damien für den Sieg. Er ist ein weiterer Fahrer, der es schafft alles beisammen zu halten und sein Speed gut zu nutzen…definitiv ein verdienter Sieg für ihn.
So wie es scheint habe ich ab und zu Probleme meinen Rhythmus zu finden. Ich bin mir nicht sicher woran das liegt. Vielleicht ist es ein wenig der Druck, den ich mir selber mache aber ich muss ruhig bleiben. Von Rennen zu Rennen fühle ich mich besser und ich habe das Gefühl, dass die Strecken mir bis jetzt nicht so richtig in die Karten spielten. Einige Leute fragen mich, ob ich enttäuscht sei, wie es bisher läuft aber ich bin sehr zufrieden, wie es bei den letzten beiden Rennen lief. Es ist ein konstanter Lernprozess. Sicherlich gibt es den ein oder anderen frustrierenden Moment aber im Großen und Ganzen läuft es gut. Die Hälfte der Saison ist bereits hinter uns und ich führe die Enduro World Series an. Die kommenden Rennen sind die auf die ich mich am meisten freue und ich denke, dass ich dort sehr gute Chancen habe. Es geht also voran!