Alles begann schon sehr früh – 6:00 Uhr – es war gerade mal hell geworden und schon beim Start ging es gleich ordentlich rund. Statt über die Hauptstraße wie früher ging es nämlich durch das Ortszentrum von Tannheim und dann über einen Radweg weiter nach Grän, wie die Hauptstraße wieder erreicht wurde. An 2. Position kam ich gut durch diese Passage und auch die anderen Teamfahrer kamen gut durch.
Kaum war Pfronten erreicht, wurden wir plötzlich rechts in einen schmalen Weg geleitet. Staub, Steine, Hektik – erst dachte ich mir nichts dabei, doch als nach ca. 2km die 3 Vorausfahrzeuge und 5 Motorräder vor uns zu stehen kamen, war klar: „Ende am Gelände!“ Nach kurzer Ratlosigkeit sah man dann unten auf der Hauptstraße die anderen Radler vorbeifahren und was folgte, war die wahrscheinlich geilste Showeinlage bei einem Radrennen, die ich je erlebt habe!
Mindestens 200 Fahrer pflügten durch eine ungemähte, nasse Wiese in Richtung Hauptstraße! In der Nässe konnte man nicht bremsen, ein Bach musste übersprungen und ein morastartige „Mooszone“ durchlaufen werden. Dann noch unter einem Schranken durch und der hetzenden Meute hinterher. In der Folge wurde das Feld von hinten wieder aufgerollt. Man roch das Adrenalin förmlich in der Luft: Schreie, Gelächter, Erleichterung und 400 Watt auf dem Tacho.
10 Kilometer später war die Situation soweit „bereinigt“, dass nur noch ca. 50 Fahrer als „Spitzengruppe“ voraus waren und durch das untere Lechtal wurde dann ziemlich gebummelt. Am Hahntennjoch änderte sich das aber schlagartig, in Bschlabs war dann aber alle eingeholt und die „Elite“ unter sich. Den Pass erreichten wir in 2 Gruppen zu je ca. 10 Fahrern. In der Abfahrt war ich sofort alleine, denn ich wollte in Imst meine Flaschen am Brunnen füllen, nachdem dort ohnehin die Zeit ausgesetzt wurde. Es dauerte bestimmt über eine Minute, bis die nun 20köpfige Gruppe daher kam.
So ging es dann weiter – im Schneckentempo – bis sich nach Schönwies 4 Fahrer absetzen konnten. Nachdem Andi Traxl dabei war, spannte Emanuel Nösig seine Helfer etwas ein und so ging es bei Gegenwind bis St. Anton. Am Arlberg zerfiel die Gruppe, die 4 waren knapp vorne – davon einer schon zum Greifen nahe, dahinter 7 Verfolger. Am Flexenpass wurde es dann kompliziert – 2 stellten der Gruppe nach, einer fiel zurück – jedenfalls war nach langer „Hetzjagd“ und kurz nach Warth wieder alles (12 Mann) beisammen.
So ging es bei extremem Gegenwind bergab durchs Lechtal und dann bei Holzgau auf den Radweg. Ich dachte erst, dass wohl das Dorffest der Grund für die Umleitung sei, doch der „Ausflug“ nahm gefühlt irgendwie kein Ende mehr. Mit 40-50 km/h schossen wir da durch, nachdem sich ein deutscher Elitefahrer ausgerechnet dort abzusetzen versuchte. Mein kurzes Stoßgebet wurde offensichtlich erhöhrt, als ich nach verspürt endloser Fahrt wieder die Straße und somit „sicheren Boden“ unter den Reifen hatte.
So kehrte wieder etwas Ruhe ein und der „uneinsichtige“ Ausreißer wurde wieder gestellt. Erst am Gaichtpass kam es dann wie erwartet zur Vorentscheidung. Zuerst attackierte der junge Markus Freiberger und nur Nösig, Di Salvo und etwas später Andi Traxl konnten noch zu ihm aufschließen. Dahinter kämpften ich und Thomas Gschnitzer um den Anschluss, der Rest lutschte oder fuhr nicht wirklich mit. Quasi „wie es sich gehört“, gab es dann noch einen richtigen Sprint um die goldene Ananas und in dem verwinkelten Zieleinlauf fehlten mit sowohl Kraft als auch der Wille, noch voll reinzuhalten.
Dies tat dafür die Spitzengruppe – wenn auch unfreiwillig vom Rennleiter „ausgebremst“. So siegte der Italiener Di Salvo vor Traxl, Nösig und Freiberger. Mit meiner sportlichen Leistung war ich eigentlich weitgehend zufrieden, am Ende war es wohl eher eine Kopfsache, denn nach dem unrhythmischen Rennverlauf war es für alle schwer, am Ende nochmal voll konzentriert zu sein.