Radsport: Eine Woche nach der Weltmeisterschaft in Norwegen versammeln sich am Samstag und Sonntag viele Weltklasse-Biker zum Finale der KMC MTB-Bundesliga in Bad Salzdetfurth. Die beiden frisch gekürten U23-Weltmeister Jolanda Neff und Michiel van der Heijden sind genauso wie der WM-Vierte Moritz Milatz und Sprint-Vizeweltmeister Emil Lindgren unter den Fahrern aus 16 verschiedenen Nationen.
„Ich werde alles geben, was noch im Tank drin ist“, kündigt Moritz Milatz an. Er ist gerade von der WM in Norwegen zurückgekehrt, wo er die Bronze-Medaille nur um läppische fünf Sekunden verpasst und als Vierter das beste WM-Resultat seiner Karriere eingefahren hat. Fünfmal hat er in Bad Salzdetfurth bereits gewinnen können und er ist so was wie der Publikumsliebling in der Solestadt. Das beruht im Übrigen auf Gegenseitigkeit.
„Ob ich wieder gewinnen kann, das ist eine andere Sache, aber ich will so viel wie möglich Weltranglistenpunkte mitnehmen. Ich hoffe, die Konkurrenz ist nach der anstrengenden Saison mental genauso müde wie ich“, sagt BMC-Fahrer Milatz und lacht.
Die Konkurrenz, die besteht unter anderem aus dem Schweizer Giant-Piloten Fabian Giger, der in Bad Salzdetfurth auch schon ganz oben auf dem Treppchen stand. Giger hatte bei der WM Pech mit einem Defekt und wurde trotzdem noch Elfter. Vor ihm, auch nach einem Defekt, fuhr José Antonio Hermida (Multivan-Merida) auf Rang neun ins Ziel. „Meine Form ist zur WM hin gut geworden“, sagt Hermida und will das beim Finale der KMC MTB-Bundesliga auch unter Beweis stellen.
Auch sein tschechischer Team-Kollege Ondrej Cink, Zwölfter der WM, bot nach schlechtem Start in Hafjell eine starke Leistung, genauso wie der Niederländer Rudi van Houts als 14. Auch Michiel van der Heijden, der in Norwegen U23-Weltmeister wurde kann da mitmischen. Seine Siegerzeit hätte im Herren-Rennen der WM eine Runde vor Schluss Rang acht bedeutet.
Gespannt sein darf man wie sich der Deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum von Focus schlagen wird. Als 18. von Norwegen ist er nicht weit weg von diesen Weltklasseleuten.
Bauer und Stiebjahn: Im Eliminator vorlegen
Daneben – oder mittendrin – dürfte es quasi ein Rennen im Rennen geben. Im Kampf um den Gesamtsieg liegen Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt, 120) vom Team Bulls und der Kirchzartener Markus Bauer (110) vom Lexware Mountainbike Team nur zehn Punkte auseinander. Und weil das Finale doppelt zählt, wird’s richtig spannend. Da kann bei einem Sieg sogar noch Moritz Milatz (50) eingreifen. Er käme dann auf 170 Punkte.
Für Simon Stiebjahn, dem Deutschen Meister im Eliminator Sprint und für den Vize-Meister in dieser Disziplin, Markus Bauer, ist deshalb schon der Samstag wichtig. „Ich will schauen, dass ich im Sprint möglichst viele Punkte sammle, um auch den Abstand auf Moritz zu vergrößern“, sagt Stiebjahn, der Zehnte der Sprint-WM.
Für den Sprint gibt es die Hälfte der Punkte des Cross-Country-Rennens.
„Ich weiß, dass ich im Sprint punkten muss, sonst habe ich am Sonntag keine Chance. Aber ein möglicher Gesamtsieg bei der KMC MTB-Bundesliga motiviert noch mal voll“, sagt Bauer. Das Duo trifft dabei auch auf Emil Lindgren. Der Schwede kommt als frisch gebackener WM-Silbermedaillengewinner in dieser Disziplin und kennt den spektakulären Kurs über Lamme bereits.
Damen: Drei aus den Top-Vier und Morath hofft auf den Gesamtsieg
Bei den Damen kommt es zu einem hoch interessanten Aufeinandertreffen. Mit Jolanda Neff (1), Maja Wloszczowska (3), beide von Liv Pro XC und Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (4) von Multivan-Merida sind gleich drei Fahrerinnen am Start, die unter den besten Vier der Weltrangliste stehen.
Dahle-Flesjaa wäre bei einem Sieg sogar in der Lage Adelheid Morath noch zu gefährden. Bei ihrer Heim-WM lief es für die Mitfavoritin nicht nach Wunsch. „Ich hatte einfach einen schlechten Tag und bin überzeugt, dass es in Bad Salzdetfurth besser läuft“, sagte sie nach dem Rennen.
Adelheid Morath, im Juli Sabine Spitz als Deutsche Meisterin ablöste, konnte die WM nicht bestreiten. Sie wurde krank und lag sechs Tage flach. „Ich bin guter Dinge, dass ich in Bad Salzdetfurth starten kann. Vorne mitfahren ist nach der Krankheit wohl illusorisch, aber ich hoffe, dass ich den Gesamtsieg perfekt machen kann. Ich musste ja nach meinem Schlüsselbein-Bruch schon letztes Jahr darauf verzichten“, so Morath.
Als Podest-Kandidatin kommt beim Finale sicherlich auch Blaza Klemencic von Feenstra Felt-Kenda in Frage. Die Vize-Europameisterin aus Slowenien war bei der WM großartige Fünfte. Dazu kommen mit der Britin Annie Last (Trek Factory Racing), und den Ghost-Bikerinnenn Lisi Osl (Österreich) und Katrin Leumann (Schweiz) zwei weitere Athletinnen mit Meriten. Und auch die Russin Ekaterina Anoshina ließ mit Rang 13 in Norwegen aufhorchen.
Aus deutscher Sicht interessant wird auch das Abschneiden von Focus-Fahrerin Helen Grobert sein. Die DM-Dritte hat in diesem Jahr zwei Weltcup-Siege in der U23-Kategorie gelandet.
Im Damen-Sprint stehen mit der Österreicherin Lisa Mitterbauer (Feenstra-Felt-Kenda) und Katrin Leumann, die 2012 in Bad Salzdetfurth gewonnen hat, zwei Hochkaräter am Start.