Sonne, Strand, Meer und einige der besten Trails der Welt. Wie schon Ende 2013 stand auch in diesem Jahr das Saisonfinale an der ligurischen Küste in Finale Ligure auf dem Plan. Welche Kulisse könnte besser geeignet sein um es noch einmal richtig krachen zu lassen?!
Nach seiner schweren Verletzung mit einem gebrochenen Rücken, die er sich bei der ersten Runde der Enduro World Series (EWS) in Chile zugezogen hatte, war Fabien Barel wieder an Bord. Das Rennen sollte eigentlich ein einfacher Formcheck werden um zu sehen, ob sich die unzähligen Reha-Stunden gelohnt hatten und der Rücken durchhält. Doch dann kam es ganz anders als erwartet.
Fabien nach dem ersten Tag:
“Nach meiner Verletzung hier am Start zu sein, war alleine schon ein Sieg für mich, aber als ich dann noch gesehen habe, dass ich derzeit Führender bin, konnte ich es erst nicht glauben. Einfach unbeschreiblich – es ist unheimlich schwer diese Emotionen in Worte zu fassen! Ich habe heute meine ganze Leidenschaft und Willenskraft in diesen Tag gesteckt. Seit drei Wochen sitze ich wieder auf dem Rad und ein Top 20-Ergebnis wäre schon großartig gewesen. Hier Erster zu werden ist einfach unglaublich.“
Die spektakulären Ereignisse des ersten Tages färbten sich auf das ganze Team ab. Nach einem kleinen Ausrutscher in der ersten Stage drehte Joe Barnes das Blatt und gewann die darauffolgende Stage. Damit unterstrich er die Ambitionen, seinen Top Ten-Platz in der EWS zu verteidigen. Am zweiten Tag ließ er es nochmal richtig knallen, katapultierte sich auf die vordersten Ränge und damit auf einen achten Platz im Gesamtranking fürs Wochenende und einen siebten Platz im Overall-Ranking der 2014er EWS. Well done, Top Chief!
Joe nach dem Rennen:
“Das war ein Wochenende nach meinem Geschmack. Leider klappte während Stage 1 nicht alles, aber auf der Stage 2 lief es dann super rund. Der zweite Tag war auch wieder komplett mein Ding. Ich konnte meine Position um einiges verbessern und meine direkten Konkurrenten in der Gesamtwertung distanzieren. Ich bin super happy, die Saison auf dem 7. Platz zu beenden. Das fühlt sich einfach großartig an!“
Ludo May war mit seinem gebrochenen Arm leider nicht am Start, ließ es sich aber nicht nehmen seine Teamkollegen am schwersten Anstieg des ganzen Wochenendes in Stage 6 mit aller Kraft zu unterstützen. Mit Ludos Anfeuerungs- salven im Rücken holte unsere frischgebackene Trans Provence-Siegerin Ines Thoma am zweiten Tag alles aus ihren angeschlagenen Beinen heraus und unterstrich wieder einmal, dass sie zu den besten fünf Enduro-Frauen der Welt gehört: Platz fünf in Finale und Platz fünf im Overall-Ranking!
Ines nach dem Rennen:
„Ich hab mich heute echt gefühlt wie eine Oma auf dem Fahrrad. Die Trans Provence hat auf jeden Fall Spuren hinterlassen und der 2 1⁄2 Stunden Anstieg heute Morgen war da echt nicht förderlich. Ich hatte Krämpfe in beiden Füßen, aber als ich dann Ludo am Streckenrand gesehen habe, ging es nochmal richtig vorwärts. Ich bin super zufrieden mit meinem Ergebnis hier!“
Zu Fabiens Comeback fehlen uns einfach die Worte und wir wissen nicht so richtig, wie wir die Ereignisse und Gefühle beschreiben sollen. Daher lassen wir einfach seine Rede von der Zielankunft für sich stehen:
„Es ist unheimlich schwer für mich die Emotionen mitzuteilen, die ich im Moment erlebe. Ich bin nicht der Typ, der oft Tränen in den Augen hat, aber dieses Wochenende ist das gleich zweimal passiert. Gestern als ich zur Pause gekommen bin und mir gesagt wurde, dass ich derzeit Führender bin, war das erst ein richtiger Schock für mich. Wenn man bedenkt, was alles hinter mir liegt in den letzten Monaten. Ihr könnt euch sicher vorstellen: Ich sitze seit nicht einmal einem Monat wieder auf dem Bike und hab die letzten drei Wochen intensiv an meiner Kernmuskulatur gearbeitet – einfach nur mit dem Ziel, dass mein Rücken durchhält und ich mir erlauben kann, dieses Wochenende mitzufahren.
Diesen Sommer habe ich zwei Monate damit verbracht, nur im Bett zu liegen und an die Decke zu starren. Da geht einem einiges durch den Kopf. Mein kompletter Fokus lag auf der Rehabilitation. Den vollen Support von außen zu bekommen, war wirklich einer der Schlüsselfaktoren um so schnell wie möglich wieder aufs Bike zu kommen. Wenn man all das berücksichtigt, ins Ziel fährt und gesagt bekommt, dass man Erster des gesamten Wochenendes ist. Das war die Überraschung schlechthin.
Egal was ich tue, ich gebe immer 100%! Bei meinen Aufgaben in der Bikeindustrie und natürlich auch auf dem Rad. Das ist pure positive Energie für mich. Auf der ersten Stage alles zu geben, hat mich nur noch mehr gepusht. Da hab ich versucht im weiteren Rennverlauf noch besser zu werden. Als ich am zweiten Tag aufgewacht bin, war der erste Tag schon wie ein Sieg für mich. Alles was heute kommt ist Bonus. Ich hab dann nochmal alles gegeben und meine Beine waren nach Stage 5 wirklich am Limit. Ich dachte, dass es kaum noch eine Möglichkeit gibt, meine gute Platzierung ins Ziel zu retten. Dann sah ich, dass ich immer noch in Führung bin. Das gab mir nochmal eine Menge Motivation und ich dachte: wenn ich einfach mein Tempo halte, dann kann ich es vielleicht schaffen, wer weiß?
Wenn ich nur eines nach diesem Wochenende sagen kann, dann ist es das: Was auch immer dir im Leben geschieht, gib niemals auf! Egal, was du tun kannst, was du tun willst oder wovon du träumst – mach‘s einfach!“
Wir vom Canyon Factory Enduro Team und die ganze Canyon Crew möchten hiermit auch die frisch gebackenen und verdienten Weltmeister Jared Graves und Tracy Mosley herzlich beglückwünschen.
Für uns bleiben jetzt ein paar Tage zum Entspannen und Genießen: Der Saisonausklang auf dem größten französischen Bikefestival „Roc d ́Azur“ steht an!
Die Ergebnisse des Canyon Factory Enduro Teams beim EWS #7 in Finale Ligure, Italien:
Fabien Barel: 1. Platz
Joe Barnes: 8. Platz
Ines Thoma: 5. Platz
Ludo May: verletzungsbedingt nicht am Start
Team Ranking: 1. Platz
Overall-Ergebnisse der Enduro World Series-Saison 2014:
Fabien Barel: 40.
Joe Barnes: Platz 7.
Ludo May: Platz 20.
Ines Thoma: Platz 5. Platz
Team Ranking: 4. Platz
Fotos: Jeremie Reuiller