Hallo Lina,
du fährst in deinem ersten Jahr in der U19-Frauenklasse und die Rennen gemeinsam mit den Frauen, dabei lässt du auch regelmäßig viele starke Frauen hinter dir. In der U19-Klasse hat dich in Deutschland dieses Jahr noch niemand geschlagen.
Hast du damit gerechnet so durch zustarten?
Ich hatte vor der Saison nicht damit gerechnet, im ersten Jahr regelmäßig unter die Top 10 der Frauen zu fahren. Ich orientiere mich bei den Rennen ganz klar an den Leistungen der Frauen.
Vor 4 Wochen bist du bei der Europameisterschaft schwer gestürzt und musstest das Rennen vorzeitig beenden. Kannst du uns erzählen was passiert war?
An den eigentlichen Sturz habe ich keine Erinnerungen. Ich weiß, dass ich mich auf der Abfahrt vor dem Depot mit hoher Geschwindigkeit überschlagen habe und danach auch kurz bewusstlos war. Wie es genau dazu gekommen ist, kann ich daher gar nicht sagen.
Nachdem Sturz musstest ein paar Wochen pausieren und bist bei der Landesmeisterschaft wieder ins Renngeschehen eingestiegen. Dabei hast du dir gleich den Meistertitel in der U19-Klasse gesichert. Wie hast du es geschafft nach so einem Sturz so schnell zurück zu kommen?
Ich habe nach zehn Tagen wieder mit lockerem Training auf der Straße begonnen und dann schnell wieder die Umfänge und Intensitäten gesteigert. Die unfreiwillige Pause hatte keinen gravierenden Leistungseinbruch zur Folge. Das hat mich bei der Landesmeisterschaft selbst überrascht. Der Titel war ein schöner und motivierender Erfolg.
Im Januar findet im sächsischen Borna die Deutsche Meisterschaft statt. Was ist dein Ziel für das Frauenrennen, immerhin bist du auch im Deutschland Cup-Gesamtwertung bei den Frauen momentan auf dem 8. Platz?
Top 10 ist ganz klar das Ziel. Die Strecke kenne ich vom letzten Jahr und weiß daher, dass dieses Ziel nicht so leicht zu erreichen sein wird. Der Kurs ist sehr anspruchsvoll und das Wetter wird auch eine Rolle spielen.
Du bist mit deinen 16 Jahren noch vormittags in der Schule. Wie organisierst du dein Training – gerade jetzt im Winter?
Die Schule geht meistens bis 16:00 Uhr bei mir. Danach geht es dann raus zum Training. Ich trainiere regelmäßig während der Woche auf der Straße im Dunkeln. Dann halt mit Licht. Hausaufgaben usw. kommen dann danach. Zwischen 21:00 und 22:00 ist dann meistens „Feierabend“ bei mir.
Wie viel Zeit investiert du täglich für deinen Sport? Bleibt dabei noch Zeit für andere Dinge?
Die Trainingseinheiten schwanken meistens zwischen zwei und vier Stunden. Montags ist oft Ruhetag. An den Wochenenden sind dann die Rennen, oft auch mit Übernachtung vor Ort. Zeit für andere Dinge bleibt sehr wenig.
Der deutsche Radsport boomt momentan, auf der Straße fahren auch die Frauen richtig stark mit, ist der Profisport für dich ein Ziel?
Auf jeden Fall ist der Profisport auch ein Ziel für mich, allerdings haben momentan das Abitur und ein Studium ganz klar Priorität.
Wenn du dich zwischen Straße und Cyclocross entscheiden müsstest, wofür schlägt dein Herz mehr?
Aus jetziger Sicht ist es Cross. Das macht mir einfach richtig viel Spaß.
Gibt es für dich ein Vorbild in der Cross-Szene, dem du nacheiferst?
Nein, eigentlich nicht. Ich möchte meinen eigenen Weg in dem Sport finden.
Hast du ein Ritual, das du vor jedem Rennen hast, und das dir bei den Rennen hilft?
Mich darf niemand vor den Rennen ablenken, da hilft mir dann gute Musik aus meinen Kopfhörern auf der Rolle. Da kann ich mich dann absolut auf das Rennen konzentrieren.
Es gibt nur wenige Nachwuchsfahrerinnen in Deutschland die bei Crossrennen an den Start gehen, warum hast du dich dafür entschieden und was motiviert dich dazu?
Mit fünf Jahren habe ich mein erstes Mini-Mountainbike bekommen. Seitdem fahre ich im Gelände. Ich bin dann viele Jahre in dem „Weser-Ems-Cup“ Rennen in den Nachwuchsklassen gefahren. Durch diese Serie bin ich zur Crosserin geworden. Mich fasziniert an dem Sport die Kombination aus Technik und Ausdauer im Gelände bei jedem Wetter, auch im Winter bei Regen, Eis und Schnee.
Du fährst schon seit der Schüler-Klasse Cyclocross-Rennen und hast es in die deutsche Spitze geschafft, hast du einen Tipp für junge Fahrerinnen?
Wenn man als Mädchen das Gefühl hat, Cross ist das richtige, dann sollte man bereit sein, viel dafür zu investieren und immer durchhalten.