Radsport: Weder Hitze, Staub und Gegenwind noch ein technisches Problem konnten den Schweizer Christoph Sauser und den Tschechen Jaroslav Kulhavy an ihrem vierten Etappensieg beim Absa Cape Epic hindern. Die Etappe führte von Worcester nach Wellington über 121 Kilometer mit harten 2500 Höhenmetern.
Der Vorsprung des Teams Investec-Songo-Specialized beträgt nun über zehn Minuten auf die zweiten der Gesamtwertung. Und es scheint als könnte nur noch Pech – ein schwerer Sturz, gesundheitliche Probleme oder technische Defekte – die beiden davon abhalten, den für Sauser fünften Sieg bei der “Tour de France der Mountainbiker” einzufahren.
Die Überführungsetappe von Worcester im Breede-Tal nach Wellington, rund 40 Kilometer von Kapstadt entfernt, beinhaltete einige harte Anstiege. Darunter den auf den Bain’s Kloof Pass, ein nationales Naturdenkmal in Südafrika. Danach ging es sofort in den rauen Aufstieg namens Full Monty, einem Teil des Mountainbike-Trailnetzwerks des Welvanpasses.
Am Einstieg zum Fully Monty konnten Sauser und Kulhavy (Investec- Songo-Specialized) die letzten beiden Verfolger-Teams abschütteln. Als die beiden 15 Kilometer später die Ziellinie überquerten, lagen sie fast eine Minute vor den nächstplazierten, Team Bulls mit Karl Platt (GER) und Urs Huber (SUI). Mitgegangen waren die Südafrikaner Darren Lill und Waylon Woolcock (RED-E Blend), die am Vortag ihr rotes Afrika-Leadershirt verloren hatten. Mit einer starken Energieleistung holten sie sich die Absa African-Wertungsführung zurück. Diese eigene Wertung beim Absa Cape Epic ist 2015 extrem spannend, bereits dreimal hat das Leadertrikot gewechselt.
Hart war die Etappe für Topeak Ergon, die Gesamtzweiten, da der Marathonweltmeister Alban Lakata (AUT) zunächst einen Platten hatte und sich dann noch die Kette verfing, als sie bei einer Abfahrt absprang. Vom Backup-Team Robert Mennen (GER) und Jeremiah Jacobs (USA) hatten sie ein Hinterrad erhalten, um den Rückstand in Grenzen zu halten. Glücklicherweise waren sie bei der Kettenpanne nahe der dritten Verpflegungsstelle und konnten in der dortigen offiziellen Tech-Zone die Kette austauschen.
Auch die führenden Favoriten hatten technische Probleme. “Jara hatte einen Riesenast im Hinterrad hängen” sagte der Schweizer im Ziel, “dadurch wurde das Schaltwerk verbogen.” Sauser hatte dies zunächst gar nicht bemerkt, doch plötzlich war er allein unterwegs. Unruhig wartete er auf seinen Partner und befürchtete schon, dass das Rennen für Investec- Songo-Specialized vorbei sei, doch da tauchte das gelbe Zebra-Trikot wieder auf. Auf den herrlichen Singletrails von Wellington gingen die beiden es dann etwas ruhiger an, da von den Bulls nichts zu sehen war.
„Heute war ein Riesen-Matchpoint für uns, aber es ist noch lange nicht vorüber. Wir werden weiterhin konzentriert bleiben, keine Ferienstimmung, denn das Epic ist erst vorüber in Meerendal. Es war wichtig als erste in die Trails zu kommen und sicher fahren zu können. Das wichtigste ist, dass wir näher am (Gesamt)-Ziel sind. Morgen ist die Etappe nicht zu steinig und mit vielen Trails, das liegt uns sehr“, so Christoph Sauser.
“Nachdem wir die letzten Tagen wirklich immer Platten an den falschen Stellen hatten, lief es zumindest heute mal glücklicher für uns”, meinte Karl Platt (Team Bulls). “Wir haben gezeigt, dass wir noch aufs Podium fahren können.”
Das Topeak Ergon Team mit Kristian Hynek (CZE) und Alban Lakata (AUT) behielten zwar ihren zweiten Gesamtplatz, doch der Rückstand beträgt nun 10.51 Minuten auf die Leader. “Ich denke, dass wir das nicht aufholen können, außer Specialized hat technische Probleme in einer der letzten beiden Etappen”, meinte der Tscheche.
Alban Lakata:
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Nach 6:05.33,7 Stunden rollten Ariane Kleinhans und Annika Langvad (RECM Specialized), wieder einmal mit großem Abstand zu den restlichen Frauen, ins Ziel in Wellington. Das einzig Gefährliche war ein Massensturz im Männerfeld kurz nach dem Start, den die beiden schnellen Frauen aber vermeiden konnten. “Es war schon sehr ruppig heute”, sagte die dreimalige Marathonweltmeisterin Langvad, “der Asphaltanstieg auf Bain’s Kloof war eine Erholung und danach rollten wir nach Hause.” Doch auch die unglaublich ausdauernde Dänin muss zugeben, dass ihre Beine langsam nachlasssen. “Ich kann immer noch Druck machen in der Ebene, aber ich merke jetzt schon die Höhenmeter der letzten Tage.”
Ariane Kleinhans:
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Zweite der Frauenwertung waren Team Ascendis Health, Jennie Stenerhag und Robyn de Groot rund 24 Minuten nach den Gesamtführenden. Die Siegerin von 2007, Yolande de Villiers wurde dritte mit SasolRacing Partner Janka Keseg Stevkova.
Eigentlich kam ein Frau noch eher über die Ziellinie als Stenerhag/de Groot: Die mehrfache Weltmeisterin und Goldmedaillengewinnerin Gunn- Rita Dahle Flesjå. Nachdem Kathrin Stirnemann (SUI) gestern mit erheblichen Lungenproblemen aussteigen musste, fährt die Norwegerin als “Outcast” alleine weiter mit.
“Ich bin nicht Vollgas gefahren,” meinte Dahle Flesjå. “Ich hatte einen guten Tag da draußen. Ich fahre selten Etappenrennen und so ist das eine gute Erfahrung für mich. Vielleicht komme ich mit etwas größeren Ambitionen wieder einmal zum Absa Cape Epic.” Stirnemann hatte in der vierten Etappe erhebliche Atemprobleme. Ein Verdacht auf eine Lungenembolie, die sie schon einmal erlitten hatte, bestätigte sich glücklicherweise nach Röntgenaufnahmen im Krankenhaus nicht.
Die sechste und vorletzte Etappe des diesjährigen Absa Cape Epic führt in einer 72 Kilometer langen Schleife rund um Wellington. Fast die Hälfte der Stecke, rund 30 Kilometer davon sind Singletracks – einspurige anspruchsvolle Pfade, die teils speziell zum Mountainbiken angelegt wurden. Dabei müssen die Starter 2000 Höhenmeter zurücklegen.