Nach unserem Teamtrainingslager am Arlberg ging es Sonntag früh morgens los Richtung Hohenems, wo als Abschluss der Trainingswoche der Highlander Radmarathon auf dem Programm stand. Nicht nur für mich ist dieses tolle Event immer eine Generalprobe für den Ötztaler in Wochen und so hatte ich mir wirklich viel vorgenommen für den heutigen Tag. Früh Morgens waren alle noch recht nervös, doch dank der tollen Helfer bei der Nummernausgabe und unseren Teambetreuern Harald und Alex lief alles wie am Schnürchen.
Pünktlich um 7:00 Uhr rollten wir los – das Feld gespickt mit zahlreichen Rennfahrern vom Team Voralberg und vielen, vielen guten Fahrern aus der Marathonszene. Nach wenigen Kilometern ging es in den fast 1000 Höhenmeter langen Anstieg aufs Bödele und das Tempo war hier schon richtig selektiv – bis oben konnten nur ca. 15 Fahrer die Spitzengruppe halten. Auch ich war mit 350-360 Watt schon gut bedient und froh, als ich oben meine Flasche gereicht und mich in die Abfahrt stürzen konnte. Der Ausblick über den in der Morgensonne liegenden Bregenzer Wald war herrlich, bei 80 Sachen am Tacho aber leider eher nebensächlich.
Schon am Bödele konnte ich mir ein gutes Bild verschaffen, wer heute gute Beine hatte, doch wie fast immer wurde im Bregenzer Wald erst einmal abgestellt, einiges rollte wieder zusammen und es war ausreichend Zeit, sich zu verpflegen. Vor dem Hochtannberg hielt ich kurz an, um mich zu erleichtern – bis ich zurück war, hatte sich einer der Italiener vorne abgesetzt und strotzte alleine dem verdammt starken Gegenwind. Niemand reagierte wirklich und nach kurzem Versuch stellte auch ich ab – der Vorsprung war einfach schon zu groß, um alleine bei dem Wind heranzukommen.
So ging es in den Hochtannberg und ich sparte meine Körner für die letzten beiden Anstiege, das Faschina- und Furkajoch wo erfahrungsgemäß die Entscheidung um den Sieg fallen würde. Angefeuert von vielen Bekannten erreichten wir den Hochtannberg, passierten die rumpelige Baustelle vor Warth und schossen Richtung Lech, wo es noch die letzten Meter auf den Flexenpass zu bewältigen galt. Oben wurde die Zeit gestoppt und die Abfahrt dann neutralisiert bewältigt – doch zuerst hielten wir alle an der Labestation am Flexen und lächelten etwas über diese entspannte Verköstigung während eines „Rennens“.
In der Abfahrt steckten wir dermaßen im Stau, das ich erneut anhielt, um meine Bremsen zu schonen und erneut Notdurft zu verrichten. Die Gruppe war indes in weite Ferne gerückt und ich hatte mich an dieser Stelle kräftig verspekuliert. Beim losfahren fiel mir dann sehr unglücklich noch die Kette vom Rad und ich musste erneut anhalten. Was folgte, war eine Aufholjagd, die mich viele Körner kosten sollte, denn ich musste schon fürchten, die Gruppe gar nicht mehr einzuholen. Erst im Dalaas konnte ich mit letzter Kraft auf die Gruppe aufschließen, mich noch kurz verpflegen und erholen, da ging es auch schon recht ab in den Anstieg nach Raggal.
Dort hatte ich aber wieder gute Beine und noch mächtig Adrinalin von der Aufholjagd in mir und so zerlegte ich die Gruppe, bis nur noch 3 Mann an meinem Hinterrad klebten. Das waren Werner Weiss und Igor Zanetti (die dank des italienischen Spitzenreiters keine Führungsarbeit leisteten) und Johannes Berndl, der sichtlich Probleme hatte, meinem Tempo zu folgen. Somit fuhr ich alles von vorne bis unserer Verpflegungsstelle am Faschinajoch und weiter zum Furka. Werner Weiss platzte zwischendurch ab, doch nachdem ich am Furka wegen Magenproblemen ziemlich Tempo rausnehmen musste, kam er wieder heran –dahinter aber gähnende Leere und keine anderen Fahrer in Sichtweite.
In der Abfahrt nützte ich meine Streckenkenntnisse und setzte mich mit Zanetti ab, der fortan auch bei der Führung mithalf. In Rankweil angekommen, hatten wir noch 15 Kilometer mit heftigestem Gegenwind zu überstehen und in dem Konvoi hinter uns kämpfen sich Weiss und Berndl wieder heran – schossen an der 1000 Meter Marke an uns vorbei und es gab einen ziemlich intensiven Sprint ins Ziel. Ich hatte keine Kraft mehr und rollte als 5. Ins Ziel – doch kurioser Weiser wurde durch die Neutralisation das Klassement ziemlich auf den Kopf gestellt und ich scheine als 2. Im Ergebnis auf, da ich ja um einiges später über die 2. Zeitnehmung in Klösterle gerollt war.
Für mich war das aber Nebensächlich – viel mehr freute ich mich darüber, dass ich mir den Titel des österreichischen Staatsmeisters im Marathon geholt hatte! Wenig später rollte dann auch noch Monika Dietl als Siegerin der Damen über die Linie und unser Teamküken, der 18-jährige Max Aigner kam nach toller Leistung in diesem Spitzenfeld noch unter die ersten Top-20 der Gesamtwertung. An der Siegerehrung durfte ich dann erstmals das begehrte Staatsmeister-Trikot überstreifen, das ich nun ein Jahr in dieser Disziplin tragen darf.
Zum Abschluss besuchten wir dann noch einmal unser Hotel in Flirsch, um uns für die tolle Trainingswoche zu bedanken und ein Bild vor dem Basur zu schießen. An dieser Stelle vielen Danke an Chef Ales und das gesamte Team für den tollen Aufenthalt! Wir sehen uns sicher im nächsten Jahr wieder, denn als letzte Vorbereitung ist die Kombination aus Arlberg Giro, Trainingslager Arlberg und Highlander Radmarathon einfach perfekt. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen.
Bis bald, euer Stefan