Radsport: Esteban Chaves (Orica Green Edge) hat die zweite Etappe der Spanienrundfahrt gewonnen. Beim Ausscheidungsfahren zur ersten Bergankunft mussten manche Favoriten bereits Federn lassen.
Im knapp vier Kilometer langen Schlussanstieg war der Tour de France-Zweite Nairo Quintana (Movistar) in die Offensive gegangen und hatte zunächst einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Gemeinsam mit Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) und Nicolas Roche (Team Sky) distanzierte er deutlich die weiteren Favoriten um Chris Froome (Team Sky), Joaquím Rodriguez (Katusha), Vincenzo Nibali und Fabio Aru (beide Astana). Doch dann schlug die Stunde von Esteban Chaves: Der Kolumbianer attackierte aus dem Feld, schloss binnen kürzester Zeit die Lücke zur Quintana-Gruppe und übernahm gleich die Spitze. Und sein brutaler Rhythmus zeigte Wirkung: Erst musste Quintana abreißen lassen, dann Roche. Im Sprint gegen Dumoulin sicherte sich Chaves den Tagessieg. Damit eroberte er auch das Rote Trikot des Gesamtführenden, da das gestrige Mannschaftszeitfahren nach Protesten der Fahrer gegen die gefährliche Streckenführung nicht in die Gesamtwertung eingeflossen war. Quintana brach noch regelrecht ein und wurde von Daniel Martin (Cannondale-Garmin) und Joaquím Rodriguez eingeholt. Im Ziel lag er nur noch wenige Sekunden vor Froome, Teamkollege Alejandro Valverde und Fabio Aru.
Stürze überschatten Etappe
Die zweite Etappe führte über 158,7 Kilometer von Alhaurín de la Torre zum Caminito del Rey, zu deutsch Königspfad – ein abenteuerlich in den Fels geschlagener Wanderweg. Bei heißen Temperaturen um 35 Grad Celsius prägte eine sechsköpfige Spitzengruppe mit Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida), Davide Villella (Cannondale-Garmin), Walter Pedraza (Colombia), Bert Jan Lindeman (LottoNL), José Gonçalves (Caja Rural) und Matteo Montaguti (Ag2r) lange Zeit das Geschehen. Gonçalves versuchte es noch als Solist, wurde aber wenige Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Dann begann das Ausscheidungsfahren am Alto de la Mesa zum Caminito del Rey mit dem glücklichen Ausgang für Esteban Chavez.
Überschattet wurde die Etappe von mehreren, teils schweren Stürzen. Besonders hart erwischte es das IAM-Team, bei dem mit Matteo Peluchhi und David Tanner gleich zwei Fahrer das Rennen aufgeben mussten. Betroffen war auch Mit-Favorit Vincenzo Nibali (Astana), der 30 Kilometer vor dem Ziel in einen Massensturz verwickelt war. Bis ihm ein neues Rad zur Verfügung stand, verstrich wertvolle Zeit. Vorne machten die Teams Movistar und Katusha Jagd auf die Ausreißer, hinten versuchte Nibali verzweifelt, wieder den Anschluss ans Feld zu schaffen. Zehn Kilometer vor dem Ziel war der „Hai von Messina“ wieder in der Hauptgruppe, profitierte dabei aber von grenzwertiger Unterstützung durch seinen Astana-Materialwagen. Es bleibt abzuwarten, ob die Rennjury hier noch eine Strafe aussprechen wird. Nach der Aufholjagd fehlte Nibali im Schlussanstieg die Kraft, um das Tempo an der Spitze mitzugehen. Er verlor 1:38 Minuten auf Chavez und über eine Minute auf Froome, Valverde und Quintana. Nibali war jedoch nicht der einzige Mit-Favorit, der Federn lassen musste. Auch Tejay van Garderen (BMC Racing) und Domenico Pozzovivo handelten sich Rückstände ein, Fränk Schleck (Trek Factory Racing) verlor gar über zwei Minuten.
Die morgige dritte Etappe führt über 158,4 Kilometer von Mijas nach Málaga. Erstmals dürften dort die Sprinter zum Zuge kommen.
Endresultat Etappe 2 Vuelta a España 2015
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1.,Esteban Chaves,Orica-Green Edge,03:57:15
2.,Tom Dumoulin,Giant-Alpecin,00:00:05
3.,Nicolas Roche,Team Sky,00:00:15
4.,Daniel Martin,Cannondale-Garmin,00:00:24
5.,Joaquím Rodriguez,Katusha,00:00:36
6.,Nairo Quintana,Movistar,00:00:36
7.,Chris Froome,Team Sky,00:00:40
8.,Alejandro Valverde,Movistar,00:00:41
9.,Daniel Moreno,Katusha,00:00:41
10.,Fabio Aru,Astana,00:00:47
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