MTB News: Der sechsfache us-amerikanische Cyclocross-Champion und RED BULL-Athlet Tim Johnson wechselte von schmalen Stollen- auf breite Spikereifen und erklomm so als erster Radfahrer überhaupt den gut 1900 Meter hohen Mount Washington im US-Bundesstaat New Hampshire.
Die reinen Streckendaten klingen auf den ersten Blick zwar durchaus knackig, aber noch nicht wirklich furchteinflößend: Wer den Gipfel des Mount Washington über die Autoroad erreichen möchte, muss auf 12,2 Kilometern Länge gut 1900 Höhenmeter zurücklegen und dabei mit mit einer durchschnittlichen Steigung von 11,6 Prozent kämpfen.
Spektakulär wird die Gipfelfahrt allerdings durch die Rahmenbedingungen, unter denen sie unternommen wurde: So war der Mount Washington bis ins Jahr 1996 mit über 371 km/h der Rekordhalter für die weltweit höchste, je im Inland gemessene Windgeschwindigkeit. Kein Wunder also, dass Tim Johnson bei der Anmeldung seiner Fahrt von der zuständigen Behörde auf das Risiko hingewiesen wurde, dass er einfach von der Straße geweht werden könne. Hinzu kamen eine größtenteils vereiste und schneebedeckte Zufahrtsstraße sowie Temperaturen von etwa -20° Celsius, die sich – bedingt durch den bis zu 72 km/h starken Gegenwind – noch einmal deutlich kühler angefühlt haben dürften.
Vor allem die Streckenbedingungen und die Temperaturen verlangten dem laut eigener Aussage kälteerprobten Johnson alles ab: Damit die insgesamt 596 Carbid-Spikes (248 pro Reifen) sich auf dem Eis festkrallen und so den für ein Vorankommen notwendigen Grip generieren konnten, war es erforderlich, den Reifenluftdruck auf unter 0,3 bar abzusenken und auf den wenigen eisfreien Teerstücken einen entsprechend höheren Rollwiderstand in Kauf zu nehmen. Allerdings gerieten auch die Spikes auf dem glatt geschliffenen Eis immer wieder an ihre Grenzen, weshalb häufig ein schwererer Gang getreten werden musste, um den Hinterreifen am Durchdrehen zu hindern. Wegen der niedrigen Temperaturen musste Johnson darauf achten, nicht zu früh zu stark ins Schwitzen zu kommen und die Pausen möglichst kurz zu halten, um nicht auszukühlen.
Nach einer Fahrzeit von einer Stunde und 45 Minuten schließlich waren alle Mühen vergessen: Tim Johnson hatte den Gipfel und somit sein Ziel, als erster Radfahrer überhaupt den Mount Washington im Winter zu bezwingen, erreicht. Als Bike diente ihm dabei ein relativ seriennahes Fat Caad von CANNONDALE, das er durch den Tausch von Lenker, Vorbau, Sattel und Sattelstütze auf seine persönlichen Vorlieben abstimmte. Zudem verwendete Johnson einen Laufradsatz mit Carbonfelgen, auf die er die bereits oben erwähnten Spikereifen Dillinger 5 der Winterbike-Spezialisten von 45NRTH aufzog. Das extra für das Fat Caad neu entwickelte Leftymodell Olaf half dabei, die zermürbenden Vibrationen der durch die Ketten von Pistenraupen und Schneemobilen ins Eis geprägten „Waschbretter“ zu dämpfen.
Weitere sehenswerte Eindrücke von Tim Johnsons historischer Premierenfahrt findet ihr im unten verlinkten Video.
Viel Spaß beim Anschauen!