Markt: Überraschend gab gestern der finnische Sport-Großkonzern Amer Sports den Kauf der Carbon-Spezialisten von Enve bekannt. Marken im Portfolio von Amer Sports sind unter anderem Salomon, Sunnto, Arc’teryx und in diesem Fall besonders pikant: Mavic. Auch wenn alle Seiten die zukünftige Unabhängigkeit der beiden Laufradspezialisten beteuern, dürfte der Kauf auf lange Sicht Auswirkungen auf die Portfolios der beiden Hersteller haben.
Mavic und Enve – die beiden Firmen könnten in Wahrnehmung und Ausrichtung kaum unterschiedlicher sein – zumindest auf den limitierten Fahrrad-Kosmos beschränkt. Während der US-Amerikanische Hersteller Enve seine Expertise auf dem Bereich von Carbon besitzt und zweifellos eher im hochpreisigen Sektor angesiedelt ist, hat sich Mavic in den vergangenen Jahren wahrscheinlich zu dem Hersteller schlechthin im mittleren Preissegment gemausert – zwar bieten die Franzosen inzwischen auch eine ganze Palette an hochwertigen Laufrädern mit Carbonfelgen, doch liegt der Schwerpunkt nach wie vor bei Aluminium.
Wenig überraschend also, dass der Kauf von Enve durch den Mavic-Mutterkonzern Amer Sports für Aufsehen sorgt – zwei Marken, die sich so gut ergänzen unter ein und demselben Dach? Enve-Fans können jedoch für’s erste Aufatmen: Die Marke, Ausrichtung und das Portfolio des Carbonspezialisten bleibt vorerst unangetastet. „Sie [Amer Sports] wollen nicht verändern, was wir als Marke sind und repräsentieren. Für uns ist die Angelegenheit deshalb eigentlich ‚business as usual‘. Die beiden Marken [Mavic und Enve] werden weiterhin autonom bestehen. Klar wird es einen technischen Austausch in Bereichen geben, wo es Sinn ergibt. Das langfristige Ziel ist aber gewiss nicht, die eine oder andere Marke irgendwie zu verwässern,“ sagt Enves Marketing Director Jake Pantone.
Interessant sind Pantones Aussagen dennoch: Vor allem bezüglich des Austauschs auf technischem Gebiet. So wäre es durchaus denkbar, dass man sich mit dem Kauf von Enve bei Amer Sports auch das zweifellos vorhandene Know-How im Kohlefaser-Bereich erkaufte, das für Mavic von großem Wert sein könnte. Andererseits macht es auch wenig Sinn, sich unter einem Dach einen neuen Konkurrenten ‚heranzuzüchten‘. Und Aluminium-Felgen von Enve – irgendwie klingt das falsch und scheint auch nicht sonderlich realistisch.
Wo der Weg für Mavic und Enve hingehen wird, wird uns also nur die Zukunft zeigen.