Radsport: Das neue Jahr ist keine zwei Monate alt und die Sicherheit der Radprofis ist wieder in den Schlagzeilen. Stein des Anstoßes war ein Ereignis bei Kuurne-Brüssel-Kuurne gestern, als der Lotto Soudal Profi Stig Broeckx von einem Begleitmotorrad zu Fall gebracht wurde – die Folge: Schlüsselbeinbruch, Rippenbruch und ein verstauchtes Handgelenk. Der ehemalige Präsident der Fahrergewerkschaft CPA fordert Konsequenzen.
Flandern-Rundfahrt, Tour de France, Vuelta a Espana, Clasica san Sebastian: Bei all diesen Rennen ereigneten sich in der vergangenen Saison Unfälle mit Begleitfahrzeugen oder Motorrädern. Es wurde viel gesprochen, viel diskutiert und geschehen ist – richtig: Nichts. Der Vorfall gestern bei Kuurne-Brüssel-Kuurne dürfte das Thema nun bei der UCI und den Rennorganisatoren wieder zurück ins Gedächtnis rufen. Geschehen ist es 35km vor dem Ziel in Kuurne: Stig Broeckx schert aus dem Feld aus um sich zu orientieren – ein mit hoher Geschwindigkeit von hinten heranfahrendes Begleitmotorrad erkennt die Situation zu spät, bremst nicht ab, weicht nicht aus und touchiert den 25-jährigen Belgier, der bei auf die Straße knallt und in der Folge ins Krankenhaus eingeliefert wird, wo ein komplizierter Bruch des Schlüsselbeins und eine gebrochene Rippe diagnostiziert werden.
Aus den Reihen von Lotto Soudal ist es momentan noch ruhig – auf Twitter verkündete man den Vorfall ausgesprochen nüchtern, ansonsten spart man sich für den Moment noch jeden Kommentar. Das war in der letzten Saison von Seiten Oleg Tinkov (Tinkoff) und Jim Ochowicz (BMC) nach ähnlichen Unfällen von Peter Sagan und Greg van Avermaet anders gewesen. Bei den Profis ist das Maß ohnehin schon lange voll. BMC-Profi Manuel Quinziato twitterte: „Es reicht! Man fährt nicht mit 90km/h am Feld vorbei, PUNKT! Wir brauchen endlich Regeln!“ – André Greipel und andere Profis retweeteten den Kommentar.
Now, that’s enough! You don’t pass the peloton 90km/h PERIOD! We need rules! (Cc @UCI_cycling) https://t.co/iTfycIJkm2
— Manuel Quinziato (@manuelquinziato) 28. Februar 2016
Der ehemalige Präsident der Fahrergewerkschaft CPA, Cédric Vasseur, schlägt im britischen Radsportmagazin Cycling Weekly Alarm: „Ganz ehrlich: Die UCI muss nun endlich handeln, denn es ist absolut inakzeptabel, dass Fahrer von Begleitfahrzeugen oder -motorrädern angefahren werden. Diese Profis opfern so vieles um dort zu sein und rechtzeitig die richtige Form zu haben und ein solcher Zwischenfall versaut alles.“ Vassuer nervt insbesondere die Untätigkeit von Seiten der UCI und der Veranstalter, nachdem so viel geredet und versprochen wurde.
„Ich war Präsident der CPA und habe die Gespräche in den Sitzungen der UCI gehört. Dort wird immer wieder gesagt, Sicherheit hätte die oberste Priorität in einem UCI Rennen, aber heute hat man wieder gesehen, dass das nur Bla Bla ist. Nichts passiert!“ Wir hätten es nicht besser sagen können. Es muss endlich etwas geschehen, um solche Vorfälle so gut es geht zu verhindern. Man muss an Strafen für die jeweiligen Fahrer der Fahrzeuge und der Veranstalter denken, jedoch ebenso an die Prävention solcher Unfälle: Der Einsatz speziell geschulter Fahrer muss endlich für die Rennorganisatoren verpflichtend werden. Nur dann kann sich auf lange Sicht gesehen etwas zum Positiven verändern.