Radsport: Am kommenden Wochenende warten mit dem Omloop Het Nieuwsblad und Kuurne-Brüssel-Kuurne die Vorboten der in Kürze startenden Klassikersaison. Wir freuen uns auf ein erstes Kräftemessen von Gilbert, Boonen, Kristoff und van Avermaet. Für viele Fans und Fahrer sind die beiden belgischen Eintagesrennen der richtige Start in die Radsportsaison.
Ohne den sportlichen Wert des Omloop Het Nieuwsblad (27.02.) oder Kuurne-Brüssel-Kuurne (28.02.) ignorieren oder kleinreden zu wollen, sind die beiden flämischen Eintagesrennen für Fans, Fahrer und Teams gleichermaßen vor allem ein essentielles Formbarometer zum Start der Klassikersaison. Was kann die Konkurrenz? Wer hat im Winter gut trainiert? Wer hat noch Probleme? Das sind die Fragen, auf die sich alle Beteiligten während der beiden Rennen Antworten erhoffen. Ebenso ist es für die Fahrer eine Art Feuertaufe und eine Akklimatisierung an die widrigen Verhältnisse des Mitteleuropäischen Klimas im Frühjahr – die Rennen zuvor fanden allesamt in wärmeren Gefilden statt.
Kuurne und den Omloop-Startort Gent trennen lediglich 45km und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir bei beiden Rennen überwiegend dasselbe Starterfeld sehen werden – auch wenn sich das Profil und die Ausrichtung durchaus unterscheiden. Während der Omloop eher ein Klassiker im Mini-Format ist, haben in Kuurne auch die Sprinter gute Chancen auf den Sieg. Das Zünglein an der Waage könnte bei beiden Rennen einmal mehr das Wetter sein: Momentan sieht es jedoch nach kalten, aber guten Bedingungen in Belgien aus: Sonnenschein und -2°C sind vorhergesagt.
Omloop Het Nieuwsblad
Datum: Samstag, 27. Februar 2016
Länge: 200,7km
Vorjahressieger: Ian Stannard
Die Strecke des Omloop Het Nieuwsblad 2016 wurde im Vergleich zu den Vorjahren nur an wenigen Stellen verändert. Der berühmt-berüchtigte Molenberg fehlt beispielsweise bei der diesjährigen Austragung, da die Straße auf Grund von Bauarbeiten gesperrt ist. Insgesamt warten auf den etwas mehr als 200km trotzdem 13 Anstiege, die für die Klassiker charakteristischen Hellingen: Kurz, steil, technisch anspruchsvoll.
Vorjahressieger Ian Stannard, der sich in einem sensationellen Finish gegen die Phalanx von Etixx-Quick-Step durchgesetzt hatte, entschied sich in diesem Jahr für eine andere Vorbereitung auf die Klassiker und lässt Omloop und Kuurne aus.
Kuurne – Brüssel – Kuurne
Datum: Sonntag, 28. Februar 2016
Länge: 200,4km
Vorjahressieger: Mark Cavendish
Auch an der Strecke und dem Grundcharakter von Kuurne – Brüssel – Kuurne ändert sich in diesem Jahr wenig: Elf Hellingen erwarten die Fahrer, nur zwei weniger als beim Omloop, aber der letzte Anstieg kommt bereits 54km vor der Ziellinie. Das bedeutet, dass Teams und Sprinter in der Folge noch genügend Zeit haben, sich zu organisieren und ihre Fahrer in Position zu bringen – vorausgesetzt, es bildet sich nicht zuvor schon eine starke Ausreißergruppe, die ihren Vorsprung ins Ziel retten kann. Wie so oft in Belgien könnte auch das Wetter eine entscheidende Rolle spielen.
Leider wird André Greipel das Rennen verpassen, nachdem er sich bei seinem Sturz auf der vorletzten Etappe der Algarve-Rundfahrt einen Rippenbruch zuzog – je nach Rennverlauf hätte der 33-jährige sicherlich gute Chancen auf den Sieg gehabt.
Starterfeld und Favoriten
Das Starterfeld gleicht sich bei den beiden Rennen auf Grund der räumlichen und zeitlichen Nähe zum großen Teil. Die Teams von Movistar, Dimension Data, Cannondale, Lampre-Merida und Astana werden bei keinem der beiden Rennen am Start sein, Orica-GreenEDGE und Giant-Alpecin sind nur bei Kuurne-Brüssel-Kuurne dabei. Neben den restlichen WorldTour-Teams finden sich in den Startlisten natürlich auch zahlreiche Zweitdivisionäre – aus Deutscher Sicht gilt die Aufmerksamkeit hier vor allem Bora-Argon 18 und Team Stölting Service Group. Während die Profis von Bora-Argon 18 an beiden Tagen mitmischen werden und ohnehin schon Dauergast auf höchstem Niveau sind, wartet auf die Fahrer von Stölting Service Group beim Omloop der erste echte Prüfstein auf diesem Level.
Beim Omloop Het Nieuwsblad am Samstag erwartet uns wohl das erste große Kräftemessen der Klassikerspezialisten. Die beiden BMC-Profis Greg van Avermaet und Philippe Gilbert gehören zweifellos zu den Favoriten, doch auch Alexander Kristoff (Katusha) und Tom Boonen (Etixx – Quick-Step) werden ein Wörtchen um den Sieg mitsprechen wollen. Am Start ist auch Straßenweltmeister Peter Sagan, der auf dem Papier eigentlich ein großartiger Klassikerfahrer sein sollte, auf diesem Terrain jedoch in der Vergangenheit seine Probleme hatte. Vielleicht platzt aber in diesem Jahr der Knoten? Die nötige Qualität bringt der Slowake zweifellos mit. Es wird auch spannend zu beobachten sein, wie sich Tony Martin (Etixx – Quick-Step) schlagen wird, der den Klassikern in dieser Saison erstmals große Bedeutung beimisst und je nach Rennverlauf ein wichtiger Faktor werden könnte – auch für seinen Teamkollegen Tom Boonen.
Etwas anders sieht die Sache bei Kuurne-Brüssel-Kuurne aus. Vorjahressieger Mark Cavendish ist nicht am Start und mit André Greipel fehlt ein weiterer starker Sprinter. Ganz oben auf dem Zettel sollte man Alexander Kristoff haben: Der Norweger aus den Reihen von Katusha zeigte sich im Oman bereits in hervorragender Form und könnte im flachen Finale seine großen Qualitäten im Sprint ausspielen. Mit Nacer Bouhanni (Cofidis), Elia Viviani (Sky) und Caleb Ewan (Orica-GreenEDGE) starten zwar drei weitere Sprintspezialisten, denen jedoch das Klassikerterrain größere Probleme bereiten könnte als Kristoff.
TV und Livestream
Bezüglich Livebildern sieht es bei beiden Rennen leider eher schlecht aus. Im TV strahlt lediglich Eurosport am Sonntag um 22:00 Uhr (Eurosport 2) bzw. 23:05 Uhr (Eurosport) eine Wiederholung der letzten 60 Minuten von Kuurne – Brüssel – Kuurne aus.
Auch bei den Livestreams ist die Lage nicht unbedingt besser. Interessierte könnten ihr Glück eventuell bei den Jungs von www.cyclingfans.com versuchen.