Markt: Der Giro d’Italia neigt sich dem Ende entgegen, doch Anlass genug für uns, uns einem der größten Namen der italienischen Radsport- und Fahrradgeschichte zu widmen: Cinelli. Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung gewandelt, ohne jedoch den Blick für’s Wesentliche zu verlieren: Die Liebe zum Fahrrad.
Cinelli: Die Anfänge
Der Name Cinelli steht wie kaum ein anderer für Radsport, für Tradition und für dieses unbeschreibliche Gefühl, das wir alle kennen und lieben. Doch ebenso zeigt man bei Cinelli auch, dass sich Tradition und Fortschritt, Retro und Moderne nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Ob sich Firmengründer Cino Cinelli 1947 hätte erträumen lassen, welche Bedeutung sein Name mehr als ein halbes Jahrhundert später noch haben würde? Wohl kaum. Cinelli selbst saß über 15 Jahre als Profi auf dem Rad, feierte unter anderem Siege bei Mailand – San Remo 1943, beim Giro d’Italia 1938 und 1939 und beim Giro di Lombardia.
Drei Jahre nachdem er seine Radschuhe an den Nagel gehängt hatte, startete er mit Cinelli also eines der bedeutendsten Unternehmen für die Entwicklung des modernen Rennrads. Niemand geringeres als Radsport-Legende Fausto Coppi war einer der ersten Profis, die ihre Rennen auf einem Cinelli-Rad bestritten. Doch nicht nur Fahrräder, sondern auch Komponenten stellte man in der eigenen Fabrik ganz in der Nähe von Mailand her und diese waren es, die dem Unternehmen seinen Weltruhm beibrachten. So kam der erste Aluminium-Rennlenker aus Norditalien, ebenso wie man hier erstmals eine Sattelschale aus Kunststoff verbaute. Dieser Innovationsgeist zog und zieht sich bis in die Gegenwart: 1987 kam mit dem Cinelli Cork Ribbon das erste Lenkerband aus Kork auf den Markt und 2009 holte man mit dem Mystic Rats den Fixie-Trend von der Westküste der USA nach Europa.
Cinelli: Kurswechsel und Stilikonen
1978 übernahm mit Antonio Colombo eine andere italienische Fahrrad-Legende die Zügel bei Cinelli: Colombo war und ist Besitzer von Columbus, dem wohl renommiertesten Lieferanten für Rohrsätze weltweit. Mit Colombo erhielt eine neue Komponente Einzug bei der Traditionsmarke Cinelli, die sie bis heute mitgeprägt hat, nämlich die Kunst. Aus den Anfangsjahren der 80er Jahre stammt auch das Siegel „Design made by Cinelli“, das heute weit über die Grenzen Europas hinaus bekannt ist.
Kunstausstellungen mit Fahrrädern wurden aus den Angeln gehoben, und die Künstler selbst gestalteten die Räder fortan mit. In diesen Jahren liegt die Wiege des Fahrrads als Designobjekt, als ein Statement bezüglich des eigenen Styles. Seit diesen Tagen sind Cinelli Fahrräder und Komponenten zu begehrten Sammlerstücken avanciert, die sogar in einer eigens dafür angelegten Datenbank weltweit registriert werden.
Cinelli: Ein modernes Traditionsunternehmen
Bis ins Jahr 2016 produziert man bei Cinelli Räder und Komponenten für unterschiedlichste Einsatzbereiche: Ob klassischer Stahlrenner, edler Carbonracer, robuster Crosser, stylisches Urbanbike oder kompromissloses Fixie: Das Portfolio an Rahmen und Rädern ist riesig – die passenden Komponenten gibt es dazu. Dass man sich seinen Anfängen noch bewusst ist und diese nach wie vor in Ehren hält, zeigt sich auch daran, dass man das vor fast 50 Jahren erstmals erschienene Cinelli Supercorsa noch immer fast unverändert produziert.
Aus dem Spitzenradsport hat man sich jedoch im Vergleich zu den Anfangszeiten etwas zurückgezogen, jedoch eine andere Nische gefunden, bzw. sie sich selbst geschaffen: Unter Fixie Athleten, Fans und Liebhabern gibt es wohl kaum eine andere Marke, die ein ähnliches Ansehen genießt, wie Cinelli. Nicht von ungefähr ist man seit 2010 auch offizieller Sponsor des Red Hook Criteriums, einem der größten Events der Fixie-Szene. Aus diesen Wurzeln erwuchs auch die Kollaboration mit MASH, einem Kollektiv von Fixie-Verrückten in San Francisco, dem Profiathleten, Künstler, Schrauber und Fahrradkuriere angehören. Aus dieser Zusammenarbeit gingen auch die MASH Rahmensets hervor.
Doch auch wenn man nicht mehr ganz an der Spitze des Radsportzirkus vertreten ist, unterstützt das Traditionsunternehmen dennoch verschiedene Teams und Athleten aus unterschiedlichsten Bereichen des Straßenradsports. Dazu gehört beispielsweise das japanische Profiradteam Cinelli-Ritchey, das Gran Fondo Team Cinelli Santini, die Triathlon Mannschaft Team Sassari und das Kriterium-Team Cinelli Chrome.
Die Cinelli Rennräder 2016
Die deutlichste Sprache bezüglich der Vielfalt von Cinelli spricht das eigene Portfolio: Wir haben exemplarisch die Rennräder für diese Saison unter die Lupe genommen, die hierzulande über Traffic Distribution erhältlich sind.
Das Cinelli Laser Mia ist die Speerspitze der Carbonräder im Portfolio des Traditionsunternehmens. Von Hand in Italien auf Maß gefertigt und mit einem sensationell geringen Gewicht von unter 900g ist das Laser großes Kino. Dass man bei Cinelli auch an die Fahrer und den Einsatz in der Praxis denkt, zeigt der Tretlagerbereich: Nicht nur setzt man auf bewährte BSA Schraublager, sondern eine Aluminiumkappe unterhalt des Innenlagers gewährt Zugriff auf die intern verlegten Leitungen und erleichtert deren Verlegung erheblich.
Rahmenmaterial: Carbon
Gewicht Rahmenset: ab 1.270g
Preis Rahmenset: 4.599,99€
Das Cinelli Very Best Of (VBO) ist ein reinrassiger Carbonracer, der für den Einsatz auf höchstem Level entwickelt wurde. Besonderes Augenmerk legte man bei der Entwicklung auf den Fahrerkomfort: Das Resultat ist der optisch markante Bereich, an dem die Sitzstreben auf den Hauptrahmen treffen. Diese wurden nämlich vom Sattelrohr entkoppelt und gehen stattdessen in das Oberrohr über – so landen die Vibrationen von der Straße nicht beim Fahrer, sondern verteilen sich gleichmäßig über den Rahmen und werden damit gedämpft.
Rahmenmaterial: Carbon
Gewicht Rahmenset: 1.405g
Preis Rahmenset: 2.899,99€
Das Strato bekam für diese Saison einen komplett neuen Rahmen, der nicht nur leichter, sondern natürlich vor allem auch schneller machen soll: Daher auch der neue Namenszusatz FASTER. Hierfür hat man bei der Geometrie an einigen Stellschrauben gedreht, beispielsweise schrumpfte der Radstand und Lenk- und Sitzwinkel wurden etwas steiler. Damit fühlt sich der neue Strato vor allem auch bei Kriterien wohl.
Rahmenmaterial: Carbon
Gewicht Rahmenset: 1.330g
Preis Rahmenset: 2.699,99€
Mit dem Cinelli Saetta Radical Plus möchte man ambitionierte Amateurfahrer und preisbewusste Käufer ansprechen. Der 1150g leichte Carbonrahmen kommt mit teilweise externer, teilweise interner Zugverlegung, ist aber auch für elektronische Schaltungen vorbereitet. Um das Gewicht auch abhängig von Größe und Belastungen möglichst gering zu halten, sind die Wandstärken für jede Rahmengröße individuell. Das Komplettrad mit Shimano 105er Gruppe ist mit etwas mehr als 2.500€ preislich durchaus attraktiv.
Rahmenmaterial: Carbon
Gewicht Rahmenset: 1.530g
Preis Rahmenset: 1.649,99€
Preis Komplettrad: 2.599,99€
Der Aluminiumrahmen des Cinelli Experience kommt dank des leichten Columbus Airplane Rohrsatzes auf ein geringes Gewicht, muss sich jedoch in puncto Steifigkeit nicht vor den Carbonpendants verstecken. Im Hinterbau ist Platz für Reifen bis zu einer Breite von 28mm und der Rahmen wird damit auch für diejenigen interessant, die etwas mehr Flexibilität wünschen. In der „Speciale“ Variante ist der Aluminiumrahmen mit einer Columbus FEL Monocoque Gabel kombiniert.
Gewicht Rahmenset: 1750g
Rahmenmaterial: Aluminium
Preis Rahmenset: 749,99€
Gewicht Rahmenset: 1.765g
Rahmenmaterial: Aluminium
Preis Komplettrad: 1.899,99€
Das Cinelli Experience Komplettrad kommt mit 105er Gruppe von Shimano, Anbauteilen aus eigenem Hause und einer Cinelli Carbongabel mit Schaft aus Aluminium.
Der einzige Crosser im Portfolio der Italiener, das Cinelli Zydeco besitzt einen Aluminiumrahmen aus dem Robusten Columbus Zonal Rohrsatz und eine Carbongabel an der Front. Das Komplettrad kommt entweder mit bewährter 105er Gruppe oder mit etwas günstigerer Tiagra-Ausstattung.
Gewicht Rahmenset: 2.110g
Rahmenmaterial: Aluminium
Preis Komplettrad 105: 2.299,99€
Preis Komplettrad Tiagra: 1.999,99€
Das Cinelli XCR ist das Prunkstück im Portfolio: Natürlich aus Stahl und mit moderner Race-Geometrie und einem für Stahl sensationellen Gewicht von 1430g für den Rahmen. Damit macht man selbst Alu-Pendants Konkurrenz, kommt als Fahrer aber in den Genuss der einzigartigen Fahreigenschaften des traditionellen Materials. Der Columbus XCr Hinox Rohrsatz wird für in Italien von Hand zum Rahmen verheiratet – auf Anfrage auch mit Wunschgeometrie.
Gewicht Rahmenset: 1.780g
Rahmenmaterial: Stahl
Preis Rahmenset: 3.999,99€
Etwas preisgünstiger als das edle XCR ist das Cinelli Nemo Tig, dessen Columbus Spirit Rohrsatz per WIG-Schweißverfahren zum Fahrradrahmen geformt wird. Das Nemo Tig kommt in insgesamt fünf Farben (Purple Haze, Yellow Moon, Silver Bullet, Black Dog und Cherry Bomb) und mit einer Columbus FEL Monocoque Carbongabel.
Gewicht Rahmenset: 2.150g
Rahmenmaterial: Stahl
Preis Rahmenset: 1.999,99€
Beim Cinelli Supercorsa treffen Tradition und Moderne zusammen: Der Rahmen ist seit über 40 Jahren im Programm der Italiener und ist sich selbst über die Jahrzehnte immer treu geblieben, sei es mit der klassischen Optik oder der traditionellen Geometrie. Aber natürlich hat man bei Cinelli auch im Supercorsa einige technologische Fortschritte verwirklicht: Der Columbus Niobium Rohrsatz hält das Gewicht gering und das Chromfinish konserviert dieses Stahl-Schmuckstück für hoffentlich viele weitere Jahrzehnte.
Gewicht Rahmenset: 2.455g
Rahmenmaterial: Stahl
Preis Rahmenset: 2.399,99€