Rennbericht von Jonathan Reuning
Nach dem Chaos-Rennen in Frankfurt und fünf Wochen Rennpause im German Cycling Cup stand nun endlich am Sonntag das dritte Rennen der Serie an. Das Wetter zeigte sich an diesem Tag im Südosten von Thüringen am Schleizer-Dreieck von seiner schönsten Seite. Bei angenehmen 20 Grad Celsius und strahlend blauem Himmel musste man nicht wie gewohnt auf der Motorrennstrecke während der Startaufstellung frieren. Mit Manuela Freund auf der Langdistanz (133 km) und Jonathan Reuning auf der Kurzdistanz (88 km) stand die Teamtaktik der kleinen Delegation von vornherein fest: defensives Fahren.
Um 9 Uhr gab es den Startschuss für die Langdistanz, und 15 Minuten später folgte der der Kurzdistanz. Direkt von Anfang an wurde die Kette rechts gefahren. Nach ungefähr zehn Kilometern gab es dann leider einen Massensturz auf der Langdistanz in einer kleinen, nassen, abschüssigen Straße. Glücklicherweise war Manuela nicht in den Sturz verwickelt.
Sowohl auf der langen als auch auf der kurzen Strecke wurde das Peloton durch das wellige Profil schnell deutlich dezimiert. Auf der Kurzdistanz gab es direkt nach dem Start die erste Attacke, und es konnte sich eine fünfköpfige Spitzengruppe vom Feld lösen. Das Feld wurde die meiste Zeit von den größeren Teams kontrolliert, da diese jeweils einen Fahrer in der Spitzengruppe hatten. Die Chance, diese wieder einzuholen, wurde von Kilometer zu Kilometer immer unwahrscheinlicher. Bei ungefähr der Hälfte des Rennens wurde es deutlich hektischer, und viele Fahrer wurden sehr nervös aufgrund von Tempoverschärfungen. Manuela verlor den Überblick in ihrer Gruppe, sodass sie die ganze Zeit im Glauben war, auf Platz zwei zu liegen, obwohl sie keine Konkurrenz mehr vor sich hatte.
Auf der Kurzdistanz bestand das Verfolgerfeld 15 Kilometer vor dem Ziel nur noch aus übersichtlichen 25 Fahrern. Durch meine taktische Zurückhaltung und der damit bedingten frischen Beine hatte ich mir vorgenommen, bei Kilometer 83 von 88 im letzten langen Anstieg eine Attacke zu fahren. Doch plötzlich sieben Kilometer vor dem Ziel wurde mein Vorhaben ausgebremst. Direkt vor mir im Anstieg hatten sich fünf Fahrer auf die Nase gelegt. Dann ging alles ganz schnell: Ich lag ebenfalls eingeklemmt zwischen den anderen Fahrern auf der Straße – mein Körper voller Adrenalin. Instinktiv sprang ich sofort wieder auf das Rennrad und versuchte, die entstandene Lücke wieder aufzufahren. Während der Aufholjagt habe ich das Rad durchchecken können und musste feststellen, dass die Bremshebel verbogen waren und der Lenker nicht mehr in die gewohnte Richtung zeigte. Dies hatte zur Folge, dass meine Schaltung nicht mehr funktionierte und ich im kleinsten Gang gefangen war. Auch das zehnmalige Resetten der DI2 versprach keine Besserung. Im Anstieg konnte ich zwar die Gruppe wieder einholen, doch mir war bewusst, auf den letzten Kilometern hatte ich nichts mehr zu melden. Mit dem kleinsten Gang und einer Trittfrequenz von 176 rauschte ich dann dem Zielstrich entgegen und versuchte den Schaden zu begrenzen.
Im Schlusssprint wurde Manuela dann doch noch ganz knapp geschlagen. Sie belegte damit Platz 2 in der Tageswertung bei den Frauen und konnte damit das Gelbe Trikot in der Gesamtwertung verteidigen. Für mich gab es dann nur einen 29. Platz in der Tageswertung.
Das Rennen ist durch die etlichen knackigen Anstiege, die traumhafte Landschaft und die gute Organisation eine rundum gelungene Veranstaltung. Auch wenn bei mir zunächst die Enttäuschung durch den Sturz und der damit verpassten Chance groß war, bin ich im Nachhinein sehr froh, dass ich keine schwerwiegenden Verletzungen davongetragen habe.
Am nächsten Sonntag findet das vierte Rennen im Cup statt. Bei „Rund um Köln“ steht dann wieder die große Delegation am Start, ganz unter dem Motto: Kette rechts und Attacke!