Radsport: Die russische Hackergruppe ‚Fancy Bear‘ hat die Welt-Doping-Agentur WADA gehackt und interne Dokumente und Athlethen-Berichte veröffentlicht. Unter den ‚Opfern‘ des Hacks sind unter anderem auch Christopher Froome und Bradley Wiggins. Die Berichte zeigen einige durchaus interessante Details, auch wenn keine expliziten Dopingvergehen verzeichnet sind.
Nun hat es also die WADA erwischt: Nachdem in den letzten Jahren Hackergruppen immer wieder Unternehmen und auch Sportverbände und -vereine im Visier hatten, war in der vergangenen Nacht die Welt-Anti-Doping-Agentur an der Reihe. Das russische Hackerkollektiv „Fancy Bear“ veröffentlichte die internen Berichte über 25 Athleten. Darunter befinden sich als die einzigen beiden Radsportler Bradley Wiggins und Christopher Froome.
Der Hack wurde am Vormittag offiziell von der WADA bestätigt, die die veröffentlichten Dokumente damit indirekt verifiziert. Zugang zu den Daten verschaffte sich ‚Fancy Bear‘ augenscheinlich über einen recht neuen Account, der im Zuge der Olympischen Spiele 2016 angelegt worden war. Bei der WADA geht man davon aus, dass die Hacker sich über gezielte Phishing-Mails die entsprechenden Zugangsdaten besorgen konnten – es gebe demnach derzeit keine Anzeichen auf eine beabsichtige Weitergabe oder einen Whistleblower heißt es im Statement weiter.
Unter den veröffentlichten Dokumenten befinden sich auch die sogenannten TUEs von Wiggins und Froome. TUE steht für Therapeutic Use Exemption – es sind Ausnahmegenehmigungen für bestimmte Präparate, die eigentlich unter Dopingmittel fallen, per ärztlicher Ausnahmegenehmigung jedoch von den Athleten eingenommen werden dürfen. Die Liste der TUEs im Falle von Froome ist recht kurz: Der mehrfache Gewinner der Tour de France nahm in den Jahren 2013 und 2014 den Entzündungshemmer Prednisolon ein, um starke Asthma-Schübe abzulindern. In einem Statement bekundete Froome am Vormittag, dass er kein Problem mit den veröffentlichten Daten habe: „Ich habe diese Angelegenheiten immer offen und ehrlich behandelt, auch mit den Medien. Mit dem Leak habe ich keine Probleme, er zeigt nur, dass ich die Wahrheit gesagt habe.“
Deutlich länger ist die Liste der Ausnahmegenehmigungen im Fall von Bradley Wiggins, was vor allem mit seiner starken Pollenallergie zusammenhängt. Neben Salbutamol, das in den üblichen Anti-Allergiker-Sprays verwendet wird, taucht in den Berichten auch Triamcinolon Acetonid auf, das Wiggins in den Jahren 2011, 2012 und 2013 vor der Tour de France (2011 und 2012) und dem Giro d’Italia (2013) per Spritze verabreicht bekam. Auch dabei handelt es sich um ein Antiallergikum und soll die Heuschnupfen-Symptome des Briten lindern.
Kein Skandal also: Die veröffentlichten Daten zeigen vielmehr die minutiöse Dokumentation im Zuge derartiger Ausnahmegenehmigungen und helfen durchaus dabei, für etwas mehr Transparenz zu sorgen, auch über die internen Verfahren bei WADA und Co.
Wer sich die (englischsprachigen) Dokumente selbst ansehen möchte, kann dies derzeit noch auf der Webseite der Hackergruppe tun: