Radsport: Wo es Gewinner gibt, muss es leider auch Verlierer geben. Auch wenn alle Radprofis herausragende Leistungen bringen, so gibt es trotzdem immer wieder Fahrer, die auf der Strecke bleiben. Diese sollen jedoch nicht vergessen werden. Wir kümmern uns in der heutigen Ausgabe des Saisonrückblicks deshalb um die Radsport Flops 2016.
Philippe Gilbert – Weit weg von den großen Erfolgen
Der mittlerweile 34-jährige Philippe Gilbert ist einer der erfolgreichsten Radprofis unserer Zeit. Doch in den vergangenen Monaten brachte er auf seinem Rad kaum noch etwas auf die Kette. Lediglich vier Siege fuhr er ein, wobei er in keinem einzigen Rennen der UCI World Tour auch nur annähernd an einem Erfolg schnuppern konnte. Bei seinem Saisonhöhepunkt im April war von ihm gar nichts zu sehen. Beim Amstel Gold Race fuhr er auf Rang 81 und beim Flèche Wallonne auf 91. Auf der eigentlich perfekt für ihn geeigneten 7. Etappe der Vuelta a Espana verpasste er knapp das Treppchen. Den Saisonabschluss verpatzte er mit Rang 34 bei der Lombardei-Rundfahrt. Es scheint fast so, als wäre die erfolgreiche Zeit von Philippe Gilbert ein für alle Mal vorbei. Um seiner Karriere doch noch einmal ein Hoch zu verpassen, wechselt Gilbert nun wieder zurück nach Belgien in das Team Quick Step Floors. Als das Team 2011 noch unter dem Namen OmegaPharma-Lotto an den Start ging, hatte Gilbert seine bisher stärkste Saison. In diesem Jahr gewann er alle drei Ardennen-Klassiker. So stark werden wir ihn wohl nie wieder sehen, aber ein bisschen mehr als in diesem Jahr können wir 2017 vielleicht doch wieder erwarten – trotz des Alters.
Michal Kwiatkowski – Quo vadis nach dem WM Titel
Nicht auf das Alter geschoben werden kann die schwache Saison von Michal Kwiatkowski. Der erst 26-jährige Pole wechselte mit großen Erwartungen zu Beginn der Saison vom Team Etixx-Quick Step zu Sky. In diesem Starensemble sollte er eigentlich eine feste Rolle einnehmen. Kwiatkowski gilt als sehr vielseitiger Fahrer, der sowohl in den Bergen, als auch im Zeitfahren oder bei Klassikern Erfolge einfahren kann. Dies hat er in seinen jungen Jahren bereits bewiesen. Schließlich fuhr er 2013 bei nicht weniger als sieben Tour de France-Etappen in die Top 10 und wurde am Ende Gesamtelfter, feierte 2014 den Weltmeistertitel und 2015 gewann er das Amstel Gold Race. Auch beim Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich konnte er sich mehrmals ganz weit vorne platzieren. Die Qualitäten von Michal Kwiatkowski sind also unbestritten. Kein Wunder, dass sich das Team Sky die Dienste des Polen gesichert hat. Eigentlich sollte er genau durch diese Vielseitigkeit auffallen. Er hätte eine Hilfe für Froome sein können und ein Siegkandidat bei den Klassikern und den einwöchigen Rundfahrten. Jetzt, am Saisonende, stellt man mit Ernüchterung fest, dass Kwiatkowski keine Erwartung wirklich erfüllen konnte. Bei Tirreno-Adriatico wurde er Achter und das Rennen E3 Harelbeke konnte er gewinnen. Kurzzeitig durfte er das Rote Trikot bei der Vuelta a Espana tragen. Immerhin ein leicht versöhnlicher Jahresabschluss, doch letztendlich viel zu wenig für einen Mann seiner Klasse. Dass wir ihn in der Saison 2017 wieder deutlich verbessert sehen werden, scheint fast sicher zu sein.
Mikel Landa – Der hoffnungsvolle Aufstieg wurde jäh gestoppt
Natürlich hat sich Mikel Landa nicht über das letzte Jahrzehnt hinweg einen klangvollen Namen in der Radsport-Szene gemacht. Von ihm hat niemand erwartet, dass er 2016 das Peloton in Grund und Boden fährt. Dennoch haben sich viele vom 26-jährigen Spanier in dieser Saison deutlich mehr erhofft. So erging es sicherlich auch den Teamchefs von Sky, denn schließlich haben sie Landa von Astana verpflichtet. Sein Stern ging in der letzten Saison auf, als er beim Giro d’Italia am Ende Rang drei belegen konnte. Auch bei anderen Rennen hat er sein großes Potential angedeutet. Als Zweiter beim Giro del Trentino wurde er nur von Richie Porte geschlagen. Bei der Vuelta a Espana gewann er eine Etappe. Nachdem der Wechsel von Porte zu BMC in trockenen Tüchern war, suchte man bei Sky einen Nachfolger. Ein guter Rundfahrer mit Potential sollte her. Da fiel die Wahl auf Landa. Doch an die Erfolge von Porte kam er nicht annähernd heran – und an seine eigenen eben auch nicht. Statt einen Schritt nach vorne zu machen, ging Landa eher zwei zurück. Zwar gewann er ironischerweise den Giro del Trentino in dieser Saison, doch ansonsten war von ihm nicht viel zu sehen. Beim Giro d’Italia hätte er die Kapitänsrolle übernehmen sollen, scheiterte jedoch kläglich. Bei der Tour de France lief es als Helfer dann besser. In der kommenden Saison wird Landa definitiv mindestens drei Schritte vorwärts machen müssen, wenn er in der Startruppe von Sky weiterhin bestehen möchte.
Weitere Artikel zum Thema Rückblick:
Der große Saisonrückblick: Die Radsport Highlights 2016 – Teil 1/2
Der große Saisonrückblick: Die Radsport Highlights 2016 – Teil 2/2
Der große Saisonrückblick: Die Top Fahrer 2016