Radsport: Jens Heppner, ist ein ehemaliger deutscher Radprofi, der auch nach seiner Karriere dem Radsport als sportlicher Leiter verbunden blieb. Er fuhr unter anderem für das Team Telekom und gewann die Deutschland Tour 1999. Velomotion unterhielt sich mit ,,Heppe“ sowohl über seine Vergangenheit als Aktiver, als auch über seinen aktuellen Trainingszustand. Außerdem erzählte er uns von seinen Radreisen, welche er als Guide begleitet. Eines seiner persönlichen Highlights in 2017 wird eine Südafrikareise in Verbindung mit der Cape Town Cycle Tour, dem größten Jedermannradrennen der Welt, sein.
Hallo Jens Heppner, vielen Dank, dass du dir heute Zeit nimmst und wir gemeinsam ein wenig über deine Vergangenheit als Radprofi und als sportliche Leiter, sowie über deine aktuellen Aktivitäten sprechen können.
Gehen wir mal zurück zur aktiven Zeit, vermisst du das Radprofi – Dasein oder bist du froh keine Rennen mehr bestreiten zu müssen ?
Jens Heppner: Danke und Hallo auch von meiner Seite. Um gleich auf die Frage einzugehen: Das Rennenfahren an sich vermisse ich kaum noch, ich hatte eine lange Karriere und habe denke ich meine aktive Zeit solange es ging ausgenutzt und kann gut damit leben jetzt keine Rennen mehr zu fahren. Das fängt natürlich beim Sturzrisiko an und geht bis hin zu ständigen Regenfahrten, wenn man solange wie ich aktiv war braucht man das nicht mehr unbedingt. Allerdings brauche ich das Radfahren noch und vor allem die Bewegung, wenn man den Körper jahrelang auf Bewegung und Sport einstellt, ist das sehr wichtig.
Wie viel sitzt du denn noch im Sattel und gibt es andere Sportarten die jetzt Priorität haben ?
Jens Heppner: Schwer zusagen, ich denke mal so um die 10.000 km pro Jahr, also im Bereich eines ambitionierten Hobbyfahrers. Andere Sportarten gibt es bei mir nicht, das liegt auch daran, dass ich aufgrund von Stürzen in meiner aktiven Zeit etwas eingeschränkt bin. Außerdem macht mir das Radfahren ja noch Spaß und daher kann ich viele Ehemalige nicht verstehen, die nach ihrer Karriere plötzlich sagen sie möchten nicht mehr aufs Rad steigen.
Du warst nach deiner Karriere als Profi auch mehrere Jahre als Sportlicher Leiter aktiv, wie verändert diese Tätigkeit die Sichtweise im Bezug auf das Profi Dasein ?
Jens Heppner: Vom Prinzip her sind das natürlich zwei komplett unterschiedliche Aufgaben. Als Profi steht man in der Früh auf, isst, fährt Rad, isst, geht zur Massage und schläft wieder. Man muss sich um nichts kümmern und sich nur auf das wesentliche konzentrieren. Als sportlicher Leiter ist das ganz anders, ohne Frage ist es ein toller Job aber es verlangt einem auch sehr viel ab. Man hat einen ähnlichen Reisestress wie die Sportler, muss sich aber um sehr vieles kümmern und organisieren. Auch die langen Autofahrten mit teilweise 20 km/h hinter dem Feld sind mental sehr ermüdend.
Wünscht man sich als sportlicher Leiter im Auto dann nicht mal wieder Profi zu sein ?
Jens Heppner: Sehr selten, es gibt schon Momente, in denen man kurz denkt ja jetzt wäre ich auch gerne da draußen, aber dann sieht man im nächsten Moment die Stürze und die Hektik oder es regnet den ganzen Tag.
Dann lassen wir die Vergangenheit mal ruhen. Du sagtest du fährst selbst noch häufig Rad, was bewegt sich bei dir sonst noch zur Zeit ?
Jens Heppner: Neben dem Alltag und meinem Radtraining mache ich einige Radreisen. Dabei steht im nächsten Jahr unter anderem eine Südafrikareise gemeinsam mit Prostyle an, worauf ich mich aufgrund meiner Verbundenheit mit dem Land besonders freue.
Woher kommt diese Begeisterung für Südafrika ?
Jens Heppner: Ich bin damals über Udo Bölts aufmerksam gemacht worden, da ich häufiger Probleme mit den Nasennebenhöhlen hatte und er meinte geh doch da mal hin das könnte dir gut tun. Daraufhin bin ich Ende der 90er zum ersten mal nach Südafrika und es hat mir super gefallen. Das führte dann auch dazu, dass Südafrika für einige Zeit meine zweite Heimat wurde.
Was macht Südafrika für dich so besonders, wo liegt der Unterschied zu anderen Zielen wie beispielsweise zur Radsportinsel Mallorca ?
Jens Heppner: Von den Strecken her ist Mallorca natürlich super, jedoch hat man da häufig auch mal schlechtes Wetter oder es ist einfach nicht besonders warm. Südafrika bietet da ein bisschen mehr Urlaubscharakter, was für mich als Profi im Dezember schon auch wichtig war, da man ja das ganze Jahr sonst nur unterwegs ist und in Hotels sitzt. Wenn du in Mallorca vom Training kommst wird es um diese Jahreszeit ja auch relativ früh dunkel, in Südafrika kannst du auch noch mal an den Strand gehen und einfach ein bisschen abschalten. Außerdem musst du im Dezember auch noch nicht alles ausreizen und für diesen Zweck sind die Strecken in Südafrika vollkommen ausreichend. Da kann ich viele Hobbyradler nicht verstehen, die sich immer über schlechtes Wetter ärgern, aber dann trotzdem nichts neues ausprobieren wollen. Schließlich sollten es ja angenehme Bedingungen sein und der Urlaubscharakter nicht zu kurz kommen.
Wie du sagtest steht bald eine Reise gemeinsam mit Prostyle an. Was ist da geplant und was machst du da genau?
Jens Heppner: Geplant ist ein 10-tägiges Camp. Ich werde dort zum einen als Guide auf dem Rad dabei sein, da ich durch meine Streckenkenntnisse einige tolle Touren kenne. Aber auch abseits des Rads kenne ich mich gut aus, da müssen wir dann nach dem Training nicht im Hotel rumsitzen. Neben den klassischen Touristenspots zeige ich den Teilnehmern einige Orte, wo man so als normaler Tourist gar nicht hinkommt. Es gibt viel zu sehen und auch gutes Essen, nicht immer nur Nudel. Außerdem helfe ich gerne bei allem was mit dem Thema Material zu tun hat weiter, sei es die Sitzposition oder der Sattel, alles was einem dazu halt so einfällt. Natürlich sind für die Teilnehmer auch die Geschichten von früher immer sehr interessant, da gebe ich immer wieder ein paar Einblicke. Ein Höhepunkt zum Abschluss des Camps wird aber vor allem der Start beim größten Jedermannrennen der Welt, der Cape Town Cycle Tour sein. Das ist ein wahnsinniges Erlebnis, was sich kein Hobbyfahrer entgehen lassen sollte.
Zum Abschluss noch eine Frage zur aktuellen Radsportsituation in Deutschland: Stichwort Tourstart – Was hältst du davon, wirst du vielleicht sogar selbst irgendwo an der Strecke stehen ?
Jens Heppner: Ich bin zu diesem Zeitpunkt voraussichtlich gar nicht da, aber es ist auf jeden Fall eine super Sache, dass die Tour zurück nach Deutschland kommt. Ich hoffe und denke, dass es dem ganzen Radsport noch mehr Aufwind verleihen wird. Auch die Teamsituation in Deutschland wird wieder deutlich besser. Ein großes Problem ist aber, dass es kaum noch deutsche Rennen gibt bzw. Sponsoren für diese Rennen. Die Deutschland Tour soll ja wieder kommen, was eine gute Sache ist, jedoch gab es früher einige solcher Rundfahrten, da konnte man schon fast einen ganzen Rennkalender mit nur deutschen Rennen füllen. Ich hoffe, dass sich auch in dieser Richtung wieder was tut.