Test: Das Marin Pine Mountain 2 ist keineswegs ein unbekanntes Bike. Schon vor der Geburt des Testers (1994) wurden mit den Pine Hardtails Trails unsicher gemacht. Ob die 2017er Version des Pine Mountain eher altgediegen oder ein moderner Klassiker ist, erfahrt ihr hier in diesem Test.
Marin Pine Mountain 2: Der Rahmen
Das Marin Pine Mountain bietet einen mittlerweile eher seltenen Anblick: Dünne Rohre und dezente Schweißnähte können nur auf einen Stahlrahmen hindeuten. Der Schein täuscht nicht, denn hier haben wir einen klassisch silberfarbenen Stahlrahmen mit Columbus Rohrsatz vor uns. Gar nicht so klassisch ist dagegen die Wahl der Laufradgröße. Beim Pine setzt Marin auf 27,5″ Plus Standard mit 3 Zoll breiten Reifen. Am Rahmen finden sich aber noch weitere Standards, die auf ein modernes Bike hindeuten. Der Hinterbau im 148×12 Boost Standard sorgt für mehr Steifigkeit und eine verbesserte Kettenlinie. Die Züge sind am Rahmen außen verlegt, aber auch eine interne Stealth Zuführung für eine Variostütze wurde vorgesehen, ebenso wie eine Direct Mount Aufnahme für einen Umwerfer. Auch für längere Abenteuer ist das Bike mit verschiedenen Aufnahmen zur Montage von Gepäckträgern oder Taschen gerüstet, außerdem können bis zu 3 Flaschenhalter montiert werden. Vom ersten Gesamteindruck erinnert das Bike fast an das Konzept/Historie des Porsche 911: Unverwechselbarer Klassiker mit aktuellen Standards und moderner Technik – allerdings sind die Schlappen im Laufe der Jahre etwas breiter geworden.
Marin Pine Mountain 2: Die Geometrie
Der markanteste Geometrie-Wert am Pine ist die Kettenstrebenlänge mit nur 437 m, die trotz der 27,5 Plus Laufräder eher kurz ausfällt. Durch die kurzen Kettenstreben soll das Bike mehr Agilität bieten. Auch die restlichen Geometrie-Daten lassen auf ein sehr ausgewogenes Bike hoffen. Eine eher lange Front mit moderatem Lenkwinkel (69 Grad) sorgen für die nötige Laufruhe auch bei hohen Geschwindigkeit. Damit man auch noch gut den Berg hoch kommt hat Marin dem Pine einen 70 Grad Sitzwinkel verpasst. Insgesamt eine sehr ausgewogene Geometrie, die dem Einsatz als Trail Hardtail sicherlich nicht im Weg steht.
Geometrie Marin Pine Mountain
S | M | L | XL | XXL | |
Sitzrohr (in mm) | 390 | 440 | 482 | 525 | 570 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 570 | 598 | 621 | 644 | 664 |
Steuerrohr (in mm) | 110 | 110 | 115 | 130 | 160 |
Kettenstrebe (in mm) | 437 | 437 | 437 | 437 | 437 |
Radstand (in mm) | 1090 | 1118 | 1141 | 1165 | 1185 |
Lenkwinkel (in °) | 69 | 69 | 69 | 69 | 69 |
Sitzwinkel (in °) | 70 | 70 | 70 | 70 | 70 |
Reach (in mm) | 385 | 413 | 434 | 452 | 462 |
Stack (in mm) | 521 | 621 | 625 | 639 | 667 |
Marin Pine Mountain 2: Die Ausstattung
Ich muss zugeben, im Vorbeigehen ist mein Blick oft am Marin Pine Mountain hängen geblieben. Der edle silberne Stahlrahmen mit hochwertigen Anbauteilen und den giftgrünen Details machen schon was her! Optisch ein sehr harmonisch zusammengestelltes Bike.
Das Marin Pine Mountain 2 gibt es in 3 Varianten und los geht es schon bei 949 € mit Sram GX und Starrgabel. Wir haben die Top-Version für 2599 € für den Test erhalten. Dafür bekommt man ein sehr gut ausgestattetes Bike. Geschaltet wird mit einer aktuellen und sehr soliden Shimano XT 1×11 Gruppe. Bei den Bremsen hat man sich ebenfalls aus der XT-Gruppe bedient. An der Front sorgt die beliebte und altbekannte Fox Float 34 mit 100 mm Federweg für den nötigen Komfort. Gute Wahl, dass hier eine Gabel mit 34 mm Standrohren verbaut ist, um mehr Steifigkeit zu bieten. Die Laufräder setzen sich aus Formula Naben und WTB Scraper Felgen mit 45 mm Innenbreite zusammen. Ebenfalls von 27,5 Plus Pionier WTB kommen die 3,0″ breiten Scraper Reifen. Eine Vario-Stütze ist beim Trail-Hardtail fast schon ein Muss. Am Pine Mountain ist eine Kindshock LEV Integra mit Ansteuerung von unten durch das Sattelrohr verbaut. Die Stütze wird über den ergonomischen Southpaw Hebel am Lenker gesteuert. Auch eine schönes Detail ist die hauseigene Sattelstützenklemmung von Marin mit zusätzlicher Gummidichtung, um das Eintreten vom Flüssigkeiten zu verhindern. Der Sattel ist ebenfalls aus dem Hause WTB. Für die nötige Kontrolle wurde ein Marin Lenker mit 780 mm Breite verbaut. Mit 13.9 kg bliebt die Waage noch unter der 14 kg Marke stehen, was für ein Trail-Hardtail mit 27,5+ Laufrädern völlig akzeptabel ist.
Marin Pine Mountain 2: Auf dem Trail
Die Vorfreude auf die erste Ausfahrt mit dem Marin Pine Mountain war groß nach den ersten Eindrücken. Gleich zu Beginn gab es eine Überraschung. Das Bike rollt auf Asphalt und Schotterstraße extrem gut, was man von einem 27,5 Plus Bike jetzt eher weniger erwarten würde. Vor allem die WTB Reifen sorgen mit dem eher feinen Profil, trotz einer Breite von 3,0″, für sehr guten Vortrieb. Gefühlt war kaum Unterschied zu einem Standard Trail Reifen zu spüren. Auch am Berg setzt sich der gute Eindruck fort; trotz des eher flachen Sitzwinkels von 70 Grad sitzt man zentral und kann locker auch steile Anstiege hochpedalieren. In technischen steilen Uphills behält man mit dem breiten Lenker immer die Kontrolle und das Vorderrad bleibt in den meisten Fällen zuverlässig am Boden. Der zusätzliche Grip der breiten Schlappen lässt das Bike auch bei schwierigen Bedingungen gut klettern. Allerdings könnte die Übersetzung (32×11-42) weniger trainierten Fahrern bei langen steilen Anstiegen etwas Probleme bereiten. Schön dass man für diesen Fall problemlos einen Umwerfer für eine 2×11 Konfiguration nachrüsten kann. Ansonsten funktioniert die XT-Schaltung tadellos. Abzüge gibt es aber für den etwas zu wenig Reifenfreiheit. Im starken Wiegetritt streift der 3,0″ Reifen teilweise an der rechten Kettenstrebe. Vielleicht sollte man hier einen etwas schmaleren Reifen wählen.
Jetzt aber dorthin wo sich das Bike am wohlsten fühlen sollte – auf dem Trail! Zunächst geht es flach und kurvig zwischen Bäumen hindurch. Hier machen sich die kurzen Kettenstreben bemerkbar. Das Bike ist extrem wendig und lässt sich lässig um enge Kurven bewegen. Auch in den Manual lässt sich das Bike sehr leicht ziehen. Wenn es etwas steiler und technischer wird, kann die Kindshock Stütze mit dem linken Daumen mit dem sehr ergonomischen Hebel absenken. Beim wieder hochfahren der Stütze muss man allerdings ab und zu etwas nachhelfen, da die Stütze unten „hängen“ bleibt. Durch das lange Oberrohr und dem moderaten Lenkwinkel bleibt das Bike auch bei schnellen Abfahrten sehr stabil und lässt sich punktgenau um Kurven bewegen. Die potente Gabel und die dicken Reifen erlauben dem Fahrer mit dem Pine Mountain, auch ohne Heckfederung, an den Fullys dran zu bleiben.
Im Tourenbereich und auf der schnellen Feierabendrunde stellte sich das Bike als ein extrem komplettes Bike heraus. Der Klassiker wurde mit sinnvollen modernen Standards, wie z.B. 27,5+ Laufräder oder absenkbarer Stütze ergänzt. Bei all dem Schnick was aktuell mittlerweile an Bikes verbaut wird, fragt man sich bei Marin: „Braucht man mehr Mountainbike?“ Das Marin Pine Mountain ist ein Bike, mit dem sehr viele Mountainbiker ein passendes Arbeitsgerät finden. Zeitlos, solide, zuverlässig und ausgewogen in den Fahreigenschaften.