Test: Bereits zur vergangenen Saison stellte man bei Conway mit dem eWME 27 die E-Version seiner beliebten Fully-Plattform vor. Für dieses Jahr legt der deutsche Hersteller nun nach: Mit dem eWME 629 und dem eWME627MX erweitert man sein Laufradgrößenspektrum um eine 29″ Variante und eine Mix-Version mit Pluspneu am Hinterrad. Wir konnten das 29″ Bike für einige Stunden vom Messegelände entführen und unter anderem auf dem berühmt-berüchtigten 601er auf eine entsprechend harte Probe stellen.
Doch der Reihe nach: Rein optisch hat sich beim eWME 629 im Vergleich zu seinen bekannten Geschwistern mit kleineren Laufrädern nicht viel getan. Die charakteristische Dämpferanlenkung durch das Sitzrohr wurde ebenso beibehalten wie die geschwungenen Linien und der teilintegrierte Akku auf dem Unterrohr. Letzterer versorgt den Shimano E8000 Antrieb mit Power und lässt sich im Fall der Fälle auch einfach austauschen.
Mit 140mm Federweg vorn und hinten platziert sich das eWME629 klar in der All-Mountain Kategorie und unterstreicht seinen universellen Charakter. Es dürfte für gröbere Einsätze meist genügend Reserven bereitstellen können, ohne dabei die Tourenfahrer mit einer zu extremen Ausrichtung abzuschrecken. Das zeigt sich ganz deutlich bei der Geometrie: Der Lenkwinkel fällt mit 67° gemäßigt flach aus, die 450mm langen Streben kosten zwar ein wenig Spritzigkeit, sorgen im Uphill jedoch dafür, dass das Vorderrad nicht allzu schnell in die Höhe will.
Geometrie Conway eWME 629
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 410 | 440 | 470 | 500 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 565 | 590 | 615 | 640 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 100 | 105 | 110 |
Kettenstrebe (in mm) | 450 | 450 | 450 | 450 |
Radstand (in mm) | 1158 | 1182 | 1208 | 1233 |
Lenkwinkel (in °) | 67 | 67 | 67 | 67 |
Sitzwinkel (in °) | 75 | 75 | 75 | 75 |
Reach (in mm) | 414 | 437 | 467 | 494 |
Stack (in mm) | 606 | 611 | 615 | 620 |
Bewährte Qualität bei der Ausstattung
Bei der Ausstattung wagt man keine Experimente und vertraut auf bewährtes Material. Das Fahrwerk kommt vorn und hinten von Fox. Der Float DPS Dämpfer im Heck wird durch eine Fox 34 in der Performance Variante ergänzt. Letztere bietet 140mm Federweg und dank verstärkter E-Bike Ausführung ist sie auch steif genug um dem harten E-MTB Alltag standzuhalten.
Bei der Schaltung setzt man wie auch beim Antrieb auf Qualität aus Japan – die 11-fach XT Gruppe mit 11-46er Kassette bringt für ein E-MTB in dieser Klasse mehr als genügend Bandbreiten-Reserven mit und gewährleistet eine gewohnt zuverlässige Funktion. Außerdem fügen sich die Trigger sehr gut in das ergonomische Cockpit ein und passen zu den Pendants auf der linken Seite, mit denen sich der Motor in seiner Unterstützung regeln lässt.
Positiv hat sich während unseres kurzen Testausflugs ins steinige Gardasee-Terrain die Sattelstütze hervorgetan. Die Contec Drop-A-Gogo hat einen sehr guten Bedienhebel, der sich ohne großen Widerstand drücken lässt und fährt mit einer angenehm zügigen, aber nicht zu schnellen Geschwindigkeit aus. Bereits bei unserem Test im Rahmen unserer Bestenliste Variostützen hatte uns die Contec Stütze überzeugt.
Auch die Bremsen kommen aus der XT Serie – hier sorgt man mit der neuen 4-Kolben-Variante vorn und hinten in Kombination mit 203mm großen Scheiben für ordentlich Reserven. Das eWME629 ist mit rund 21kg zwar für ein E-Fully recht leicht, aber für die Bremsen bedeutet das hohe Systemgewicht dennoch Schwerstarbeit. Auf den 30mm breiten Felgen sitzt die bewährte Schwalbe-Kombination aus Magic Mary an der Front und Hans Dampf im Heck – in beiden Fällen in der robusten SnakeSkin Variante um Durchschlägen vorzubeugen.
Ebenfalls erhältlich: Das Conway eWME627 MX mit zwei Laufradgrößen
Neben der reinen 29″ Variante, die wir im Test hatten, wird es mit dem eWME627 MX auch ein Modell mit Laufradmix aus 29″ Vorderrad und Plusreifen am Hinterrad geben. Diese Mischung sieht man inzwischen immer häufiger an E-MTBs – und das aus gutem Grund: Der dicke Reifen im Heck bietet richtig viel Grip auch bei steilen Uphill Passagen während der große Vorderreifen leichter über Hindernisse rollt und mit mehr Lenkpräzision auftrumpfen kann.
Den Rahmen teilt sich die MX Variante mit dem 29″ Modell – da aber der Plusreifen trotz seines großen Umfangs noch immer etwas kleiner ist als die meisten 29er und sich damit die Geometrie verändern würde, sitzt in der Dämpferwippe ein Flipchip. Über diesen lässt sich der Größenunterschied beim Hinterrad ausgleichen ohne, dass die Geometrie beeinflusst wird.
Die ersten Fahreindrücke
Für ein paar Stunden durften wir das Conway eWME 629 während des Bike Festivals in Riva zu einer Testfahrt ausführen. Wir machten uns direkt auf in Richtung Busatte, um dort einige der schönsten Trails der Region unter die Räder zu nehmen. Im Asphaltanstieg ließ der Shimano Antrieb seine Muskeln spielen, auch wenn er selbst bei mittlerer Unterstützung doch recht deutlich hörbar war, erledigte er diesen Job gewohnt souverän.
Auf dem Trail macht dann vor allem die ausgewogene Charakteristik des neuen E-Sprösslings aus dem Hause Conway Freude. Im technischen Uphill hilft die effiziente Sitzposition und das traktionsstarke Fahrwerk, auch wenn der Hinterreifen bei losen Böden schnell den Grip verliert – hier könnte vielleicht die MX Variante punkten. Geht’s bergab, kann man mit dem eWME 629 so richtig die Fetzen liegen lassen und auch knifflige Passagen lassen sich sehr gut meistern. Vor allem die sehr gut zu dosierenden und zugleich kräftigen Shimano-Stopper wussten viel Sicherheit zu vermitteln.
Der finale Preis für das neue Conway E-Fully steht derzeit noch nicht fest – aber er dürfte in unserer getesteten Ausstattung wohl irgendwo zwischen 4.500€ und 5.000€ liegen – das ist zwar eine ordentliche Stange Geld, aber angesichts des gelungenen Gesamtpakets durchaus gerechtfertigt.